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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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Lächerlichkeit preisgeben.“
    „Dann sollten wir ihn in sein Zimmer bringen.“ Belustigt neigte er sich zu William hinab und hob ein schlaffes Augenlid. Ungestört schnarchte der junge Mann weiter, und Simon wandte sich grinsend zu Christina. „Würde es Euch gefallen, wenn ich ihn in sein Zimmer trage?“
    „Dafür wäre ich Euch sehr dankbar, Sir – aber ich fürchte, er ist zu schwer.“
    Mühelos hob Simon ihren Bruder vom Sofa hoch. Dabei spannte sich der Stoff seines Hemds über seinen Schultern und betonte sein kraftvolles Muskelspiel. Das Gewicht, das Christina nicht hatte bewegen können, wurde lässig über eine Schulter geworfen. „Wie Ihr seht, habe ich keine Schwierigkeiten, Miss Atherton. Geht bitte voran und zeigt mir den Weg. Bald wird der junge Mann in seinem Bett liegen und wie ein Säugling schlafen.“
    Während sie an Lord Rockley vorbeiging, um seinen Wunsch zu erfüllen, wehte ein leichter Cologne-Duft zu ihr, berührte ihre Sinne und erzeugte eine bedrohliche Schwäche. In aller Eile durchquerte sie die Halle und stieg die Treppe hinauf. Die Wangen erhitzt, spürte sie seinen prüfenden Blick im Rücken, als er ihr auf den Fersen folgte.
    Hätte sie nach hinten gespäht, wäre ihr die bewundernde Aufmerksamkeit aufgefallen, die ihren schwingenden Hüften unter den dünnen Stoffen des Nachthemds und des Morgenmantels galt. Zweifellos wäre sie noch heftiger errötet.
    In Williams Zimmer angekommen, lief sie zum Vierpfostenbett und schlug die Decke zurück. Dann zündete sie einige Kerzen an und beobachtete Lord Rockley, der ihren Bruder auf die Matratze legte – so behutsam, wie sie es ihm nicht zugetraut hätte. Dann zog er William die Schuhe aus und deckte ihn zu.
    So oft fühlte sie verletzlich und einsam. Und nun überlegte sie, wie leicht sie die Verzweiflung abschütteln und all die Schwierigkeiten meistern könnte, wenn ihr Bruder diesem Mann gleichen würde. Aber das war eine absurde Fantasie, und sie durfte ihren Gedanken nicht gestatten, in diese Richtung zu schweifen. Zudem durfte sie nicht vergessen, warum Lord Rockley sich in dieser Gegend aufhielt. Und auch wenn er Oakbridge Hall am Morgen verließ, würde sie ihn gewiss nicht zum letzen Mal sehen.
    Sie neigte sich zu ihrem Bruder hinab und öffnete sein Hemd. Als sie sich aufrichtete, beschleunigte sich ihr Puls, denn Lord Rockley stand viel zu dicht neben ihr. Leicht benommen erwiderte sie den Blick seiner silbergrauen Augen. Darin glühte eine Wärme, die ihr Herz zusammenkrampfte. Wie wundervoll er aussah – obwohl sie es versuchte, sie fand keinen Makel an diesen breiten Schultern, den schmalen Hüften. Entschlossen rief sie sich zur Ordnung und glättete die Decke über Williams Brust.
    „Ich kann Euch gar nicht genug danken, Sir“, sagte sie leise. „Wie Ihr es bereits erwähnt habt, morgen früh wird er unter fürchterlichen Kopfschmerzen und einer grässlichen Laune leiden. Am besten wage ich mich erst in seine Nähe, wenn er die schlimmsten Qualen überstanden hat.“
    „Ein kluger Entschluss“, meinte Simon und reichte ihr Williams Schuhe.
    Christina griff danach und zuckte beinahe zusammen, weil seine Finger ihre Hand etwas zu lange streiften. Gewiss geschah das mit voller Absicht. Nie zuvor hatte eine harmlose Berührung ihre Selbstkontrolle dermaßen bedroht.
    Um ihre Emotionen zu bezähmen, musste sie Distanz wahren. Und so durchquerte sie das Zimmer und stellte die Schuhe neben einer Kommode auf den Boden, ehe sie Lord Rockley wieder anschaute.
    „Bitte, lasst Euch nicht von Eurem Bett fernhalten. Jetzt ist William in Sicherheit, aber … wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich es vorziehen, wenn er nichts von diesem Zwischenfall erfährt. Gewiss würde er es missbilligen, wenn er wüsste, Ihr wärt hier allein mit mir gewesen – und ich, in dieser unzulänglichen Kleidung …“
    Während sie ihren Bruder betrachtete, ließ Simon seinen Blick freimütig über ihre Gestalt wandern. Das schneeweiße Nachthemd unter dem offenen Morgenmantel zeichnete die Umrisse ihres Körpers nach, schmiegte sich an runde Brüste und anmutig geschwungene Hüften. Im Kerzenlicht hob sich ihr Profil wie auf einer Gemme von den Schatten des Raumes ab. Nicht zum ersten Mal entzückten ihn ihre klassischen Züge. So schön und so jung, dachte er – und so verängstigt.
    „Im Gegensatz zur Meinung Eures Bruders, Miss Atherton, billige ich diese Situation sehr wohl.“ Er ging zu ihr; sein Blick hielt ihren fest.

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