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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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den Wald, wo sie zwischen den dichten Bäumen immer noch die stickige, drückende Hitze der letzten Tage spürte. Weiter vorn schimmerte der Fluss, und Christina beschloss, eine Zeit lang im Schatten zu sitzen und die Füße in kühle Wellen zu tauchen.
    In solche Gedanken versunken, war sie unvorbereitet auf den Anblick eines Pferdes, das am Ufer graste. Einen Moment später entdeckte sie seinen Eigentümer, der sich offensichtlich ins Wasser werfen wollte. Verwirrt blinzelte sie, und ihr Atem stockte, als sie Lord Rockley erkannte. Sie zügelte ihre Stute, stieg ab und wagte sich etwas näher.
    Von hohen Büschen verborgen, spähte sie bewundernd zu dem kraftvollen, fast nackten Körper hinüber, den die ersten Sonnenstrahlen vergoldeten. Ein um die Hüften geschlungenes Tuch verhüllte Lord Rockleys Lenden, um einem Mindestmaß an Sitte und Anstand zu genügen.
    Natürlich müsste eine tugendhafte junge Dame wegschauen. Das wusste Christina. Trotzdem wollte sie noch mehr sehen und bog die Zweige auseinander, die leise raschelten, und sie hielt bestürzt inne. Wie schrecklich, wenn Lord Rockley sie ertappen würde, während sie ihn anstarrte … Glücklicherweise kehrte er ihr den Rücken zu und schien nicht zu merken, dass er beobachtet wurde.
    Aber sie sah weder das wissende Lächeln, das seine Lippen umspielte, noch das Amüsement in seinen Augen.
    Wie gebannt betrachtete sie seine männliche Schönheit. Im Sonnenlicht glich er einer Bronzestatue. Plötzlich drehte er sich um, und sie glaubte sekundenlang, er hätte sie entdeckt. Doch er schaute sich nur um und strich das Haar aus dem Gesicht.
    Keine Einzelheit seines wohlgeformten Körpers entging ihr. Trotz der Entfernung konnten sie ungehindert die schlanken Hüften bewundern, die breiten Schultern. Der schmale Streifen des dunklen Haars auf seiner Brust setzte sich über den flachen Bauch hinab fort, Muskelstränge durchzogen die langen Beine.
    In Christina regte sich eine fast schmerzhafte Leidenschaft, ein unbekanntes Feuer. Ihr Blick folgte ihm, als er sich abwandte, zum Wasserrand schlenderte und untertauchte. Mit kraftvollen Zügen schwamm er zur Mitte des träge dahinströmenden Flusses.
    Sie ahnte sein Bedürfnis, die innere Anspannung zu lockern, indem er sich gegen die Strömung stemmte. Wie gern würde sie seinem Beispiel folgen und ihre Sorgen auf die gleiche Weise lindern … Bevor er zum Ufer zurückkehrte, musste sie sich entfernen. Zu groß war die Gefahr, ertappt zu werden. Widerstrebend ging sie zu ihrer Stute, schwang sich in den Sattel und ritt davon, verließ den Wald und bog in einen Feldweg.
    Nach einer Weile hörte sie Hufschläge hinter sich. Unbehaglich blickte sie über ihre Schulter. Dann seufzte sie erleichtert, denn es war Lord Rockley, der herangaloppierte. Sie zügelte ihr Pferd und wartete auf ihn. Hingerissen erkannte sie die Meisterschaft, mit der er seinen Hengst beherrschte. Ross und Reiter schienen zu einem einzigen Wesen zu verschmelzen.
    Dass er so plötzlich auftauchte, brachte ihre Gedanken und Emotionen völlig durcheinander – umso mehr, weil sie ihn fast nackt gesehen hatte, bevor er im Fluss geschwommen war. Die Erinnerung an die vergangene Nacht verwirrte sie noch zusätzlich. Konnte sie ihm ruhig und gefasst begegnen, wenn sie sich so lebhaft entsann, wie er ihren betrunkenen Bruder ins Bett gebracht hatte? Und sie selbst, nur mit einem dünnen Nachthemd und ihrem Morgenmantel verhüllt, gesehen hatte …
    Während er sich näherte, spürte sie erneut seinen prüfenden Blick, der sie schon so oft irritiert hatte, den sie viel zu vertraulich fand. Gewiss, sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Aber er strahlte irgendetwas aus, das ihr von einer Vertiefung der Bekanntschaft abriet. Je früher er die Umgebung von Oakbridge verließ, desto besser für ihren Seelenfrieden!
    Nun zügelte er seinen Hengst an ihrer Seite, einen prächtigen Rappen mit einer weißen Blesse auf der Nase, die im Sonnenlicht leuchtete. Sichtlich erbost über den abrupten Halt, bäumte sich das Tier auf; die Vorderhufe wirbelten durch die Luft. Erschrocken hielt Christina den Atem an, voller Angst, Lord Rockley könnte das Gleichgewicht verlieren und ins Gras stürzen. Aber er behielt die Kontrolle, blieb im Sattel und lächelte sogar, als die Hufe mit einer Wucht am Boden landeten, die einen weniger erfahrenen Reiter abgeworfen hätten.
    „Guten Morgen“, grüßte er. Seine sanfte Stimme wirkte wie eine Liebkosung.
    Sobald Miss Atherton

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