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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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worden war, warum verteidigte sie sich nicht? Weil sie zu der langen Liste ihrer Missetaten keinen weiteren Beweis ihrer Schuld hinzufügen wollte?
    In dieser Nacht kam William nicht nach Hause, und Christinas Angst um seine Sicherheit wuchs. Unentwegt wurde sie von beklemmenden Visionen heimgesucht, die ihn in tödlicher Gefahr zeigten. Bei Tagesanbruch wartete sie immer noch vergeblich. Hatte er Oakbridge für immer verlassen, weil er Buckleys Rache entrinnen wollte? Diese Furcht zwang sie schließlich, die Initiative zu ergreifen. Hastig schlüpfte sie in ihre Reitkleidung und eilte zum Stall hinab.
    Die Stute schien den Kummer ihrer Herrin zu spüren. Denn als Christina die Flanke mit ihren Fersen berührte, sprengte das Pferd sofort davon. Bald galoppierten sie die Straße zum nächsten Nachbarn entlang – dem ersten von vielen, die sie an diesem Morgen besuchen und fragen würde, ob sie William gesehen hatten.
    Doch er war nirgendwo aufgetaucht.
    Zwei Stunden später wusste Christina nicht mehr, wo sie sonst noch nach ihrem Bruder suchen sollte. Und so trat sie den Heimweg an und hoffte, er wäre während ihrer Abwesenheit zurückgekehrt. Schweren Herzens schaute sie zum Himmel auf; neue Angst krampfte ihr das Herz zusammen. Der Wind, der ihr am Morgen noch angenehm erfrischend erschienen war, hatte sich verstärkt, dunkle Wolken verscheuchten den letzten rosigen Glanz vom Horizont.
    Plötzlich zerriss ein Blitz die graue Finsternis, die ersten Tropfen fielen herab. Zunächst erklang nur das Geräusch eines sanften Nieselns, das den Staub aus der Luft wusch und süßen Regenduft verströmte.
    Aber schon wenige Minuten später goss es in Strömen. Vor lauter Verzweiflung stöhnte Christina laut auf und lenkte ihr Pferd in den Wald, doch die Blätter der Bäume milderten den Wolkenbruch nur geringfügig. Bald war sie bis auf die Haut durchnässt, dichte Wassermassen flossen herab und ringsum verschwamm alles vor ihren Augen.
    Plötzlich glitt an ihrer Seite ein dunkler Schatten zwischen den Baumstämmen hindurch. Angstvoll spähte sie über die Schulter und kniff die Augen zusammen, um im Regenschleier irgendetwas zu erkennen. Nichts rührte sich. Trotzdem konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass sich außer ihr noch jemand im Wald befand. Unbehaglich ritt sie weiter.
    Während sie sich nach einem besseren Schutz umsah, merkte sie, dass sie sich in der Nähe des Eingangs zu den Höhlen unterhalb von Oakbridge befand. Von allen Seiten von Dickicht umgeben, boten sie ein günstiges Versteck.
    Sosehr sie es auch verabscheute, diese unterirdischen Räume aufzusuchen – wenigstens würden sie ihr einen Schutz vor dem Unwetter bieten. Nicht nur vor Kälte zitterte sie am ganzen Körper, auch das Leid ihrer Seele forderte seinen Tribut.
    Bei der Öffnung der vorderen Höhle stieg sie aus dem Sattel. Ein kalter Wind blähte ihren nassen Umhang und jagte einen Schauer durch ihren durchnässten Körper. Fürsorglich band sie ihr Pferd unter einem Felsvorsprung fest und stolperte in die Höhle.
    Bis sich die Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, dauerte es eine Weile. Drinnen war es kalt und feucht und sehr still. Christina zündete ein paar Kerzen an und legte ihren triefnassen Umhang ab, dann sank sie auf gestapelte Leinensäcke.
    Im selben Moment bemerkte sie die Anwesenheit einer Person vor der Höhlenöffnung. Entsetzt starrte sie durch den Vorhang ihrer nassen Haare und beobachtete eine Gestalt, die hereinkam. Ein Mann … Von seinem langen Umhang tropfte Wasser, unter einem breitrandigen Hut war sein Gesicht nicht zu erkennen. Doch das musste die Person sein, die sie im Wald gesehen hatte.
    In diesen ersten Sekunden hielt sie den Eindringling für ein Mitglied von Buckleys Diebesbande, das noch nichts vom Ende der Raubzüge wusste. Hätte der Räuber erfahren, die Behörden würden nach seinem Anführer fahnden, würde er einen großen Bogen um diesen Stützpunkt machen.
    Und dann fror sie plötzlich noch heftiger. Der Mann nahm seinen Hut ab, hob den Kopf, und sie erkannte Simon Rockley. Falls ihn ihre Anwesenheit verblüffte, ließ er sich nichts anmerken. In seinen Augen, die am Vortag so sanft und zärtlich geschimmert hatten, erschien ein harter, eisiger Glanz.

7. KAPITEL
    „Sieh einer an …“, begann Simon in ironischem Ton. „Und ich dachte, Buckleys Räuberbande hätte diese Höhle so schnell verlassen wie die Ratten ein sinkendes Schiff.“
    Christina betrachtete die fast verheilte Platzwunde

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