Verrat und Verführung
bin meinem Kind verpflichtet. Und ich werde stets in seinem besten Interesse handeln.“
Seine Kinnmuskeln spannten sich an, und seine sanfte Stimme klang keineswegs beruhigend. „Vergiss nicht, es ist auch mein Kind.“
„Was immer ich entschieden habe – ich weiß, du bist ein ehrenwerter Mann, und du würdest stets großzügig für uns sorgen. Für einen Gentleman wie dich sind uneheliche Kinder nicht allzu schlimm.“
„Um Himmels willen!“ Simon erblasste und richtete sich kerzengerade auf, mit der ganzen Würde seiner gesellschaftlichen Stellung. „Schlägst du etwa vor, ich soll dich zu meiner Mätresse machen?“
„Natürlich nicht. Ich glaube allerdings, ein Mann in deiner Position kennt sich mit angemessenen Arrangements, die Mätressen betreffen, sehr gut aus.“
„Ob das zutrifft oder nicht, spielt keine Rolle. Hier geht es um uns. Um dich und mich.“
„Also, ich glaube, eine Ehe mit mir wäre ein gewaltiger Einschnitt in dein Leben. Wenn du mich nicht als deine Mätresse dulden willst – ist es nicht üblich, dass Gentlemen von deinem Stand ihre geschwängerten Gespielinnen auszahlen, statt sie zu heiraten?“
„Offenbar kennst du meinen Charakter sehr schlecht, Christina“, entgegnete er leise, mit mühsam bezähmtem Zorn. „Du beleidigst meine Ehre. Und deine, wie ich ergänzen sollte.“
„Zu solchen Überlegungen zwingst du mich. Deine Unterhaltszahlungen für unser Kind anzunehmen oder dich zu heiraten, das ist zweierlei. Trotz der starken Anziehungskraft, die ich anscheinend auf dich ausübte, liebst du mich nicht – oder du schätzt mich nicht auf eine Weise, die eine glückliche Ehe gewährleisten würde. Was du zu mir gesagt hast, kann ich nicht vergessen.“
„Dafür habe ich mich entschuldigt.“
„Ja, das hast du, und du musst es nicht wiederholen. Wie ich mich entsinne, habe ich betont, ich würde dir nicht verzeihen – nicht einmal, wenn du vor mir auf die Knie fällst und um Gnade flehst. Darauf hast du erwidert, solche Worte würde ich nie von dir hören. Wenn das alles vorbei wäre, würdest du mich sofort vergessen. Wie schnell hast du deine Meinung über mich geändert! Und wie schnell könnest du sie erneut ändern und mich wieder verachten …“
„Jetzt bist du ungerecht.“
„Wirklich?“ Christina lächelte. „Wie auch immer – keine Bange, Simon, mein Herz brach nicht, als ich hinnehmen musste, was du von mir hältst. Ich fühlte mich nur verletzt und beleidigt, das war alles.“
„Dass ich dich falsch beurteilt habe, gebe ich nicht zum ersten Mal zu. Doch das ändert nichts an meiner Pflicht. Wir werden heiraten. Darauf bestehe ich, weil ich es meiner Ehre schulde. Über die Formalitäten habe ich bereits mit deinem Bruder gesprochen. Die Hochzeit wird sofort stattfinden. Als meine Gemahlin hast du ein Recht auf meine volle Unterstützung.“
„Hier geht es nicht nur um dich, Simon. Ständig redest du von deiner Verpflichtung und deiner Ehre. Heißt das – wenn wir heiraten, ist deine Ehre wieder hergestellt? Daran zweifle ich. Alles, was du sagst, erweckt den Eindruck, du würdest deine Schuldgefühle zu mildern suchen.“ Christina sah ihn zusammenzucken, holte tief Luft und fuhr fort: „Was zwischen uns geschah – dafür schäme ich mich nicht, und ich werde mich nicht an dich binden, nur um dein Gewissen zu erleichtern.“
Erbost starrte er sie an. „Was zum Teufel erwartest du von mir? Welche Argumente soll ich sonst noch vorbringen? Mit deinen Worten hast du mich für die Beleidigungen schon genug gestraft. Und sei versichert, du kannst mich mit aller Macht bekämpfen, aber letzten Endes wirst du mich heiraten.“
Das wollte sie sich nicht länger anhören. Sie eilte zur Tür und öffnete sie. „Geh, Simon. Geh einfach und lass mich in Ruhe.“
Er folgte ihr, blieb stehen und betrachtete ihre geröteten Wangen, die Brüste, die sich hoben und senkten, von heftigen Atemzügen bewegt. Noch nie hatte er eine begehrenswertere Frau gekannt. Sogar jetzt, wo sie die Zukunft seines Erben ernsthaft gefährdete, entfachte sie ein heißes Verlangen.
Ohne Vorwarnung oder Zaudern neigte er sich hinab und presste seinen Mund auf ihre leicht geöffneten Lippen. Zunächst wich sie zurück, um ihm zu widerstehen. Doch dann verflüchtigten sich alle ihre klaren Gedanken, und sie bestand nur noch aus Gefühlen. Der Kuss war sanft und verzehrend zugleich. Und er entführte sie in eine schmerzlich vermisste Welt, wo süße Erregung und Entzücken
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