Verrat und Verführung
kontrollieren. „Und das Kind stellt einen ausreichenden Grund für unsere Eheschließung dar? Verzeih mir, Simon, aber ich gewann den deutlichen Eindruck, du würdest nicht allzu viel für mich empfinden.“
Zu ihrer Entrüstung ließ er seinen Blick langsam über ihren Körper schweifen.
„Während ich dich für Buckleys Geliebte hielt, durfte ich mir keine tieferen Gefühle für dich gestatten. Jetzt erkenne ich meinen Irrtum, und ich möchte alles wiedergutmachen. Was soll ich sonst noch sagen? Vorhin sprach ich mit deinem Bruder über unsere Heirat …“
Weil sie die Arme vor der Brust verschränkte und ihn kampflustig musterte, unterbrach er sich. Er kannte ihren Stolz, ihren Mut, und er beschloss, ihr seine Liebe zu gestehen, ihr in aller Form einen neuen Heiratsantrag zu machen. Doch da warf sie ihr schimmerndes Haar in den Nacken und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Falls ich jemals heirate, Simon Rockley, suche ich mir einen Mann nach meinem Geschmack aus. Dabei nehme ich keine Rücksicht auf die Wünsche meines Bruders. Ich sehne mich nach einem treuen Ehemann, mit dem ich ein Leben voller Liebe teilen werde – und ganz gewiss möchte ich keinen, der mich nur heiratet, weil ich sein Kind erwarte. Mein Schicksal bestimme ich selber, du hast mir nichts vorzuschreiben.“
„Doch, weil du mein Kind erwartest“, entgegnete er kühl.
„Niemals kannst du mich zur Ehe zwingen.“
„Wirklich nicht?“ Simons Augen glitzerten wie Eissplitter. „Das werden wir noch sehen. Letzten Endes bekomme ich immer, was ich will. Und ich rate dir dringend, stets daran zu denken.“
„Immer? Welch ein großes Wort …“
„Sei nicht so schwierig, Christina!“, erwiderte er ungeduldig. „Du hast keine Wahl. Welcher Mann würde dich denn nehmen, die Mutter eines illegitimen Kindes? Wie kannst du hoffen, jemals den Respekt eines anderen zu erlangen? Und das ist am wichtigsten in einer Ehe – wechselseitiger Respekt.“
„Respekt?“, wiederholte Christina verständnislos. Sie hörte, wie laut und schrill ihre eigene Stimme klang. Und sie wusste, sie müsste ihr Temperament bezähmen. Aber sie fand Simons Frechheit ungeheuerlich. „Und wie kann ich einen Mann respektieren, der mir misstraut? Warum glaubst du, ich könnte alles vergessen, was du mir angetan hast?“
Sekundenlang presste Simon die Lippen zusammen. „Um unseres Kindes willen.“
„Wie kannst du es wagen?“, fauchte sie. Nachdem er mit ihr geschlafen hatte, war sie ihm würdelos erschienen. Er hatte ihre Nähe nicht länger ertragen. Noch immer empfand sie bittere Enttäuschung, weil sie nicht wusste, ob er sie jemals um ihrer selbst willen lieben würde. „Im Black Swan Inn, in Mark Buckleys Zimmer, hat dir ein kurzer Blick genügt, um mich zu verdammen. Wie soll ich wissen, ob du mich nicht genauso verurteilen wirst, sollte ich in eine ähnliche Situation geraten? Erstaunlich, wie schnell dein Gewissen dich von der Schuld deiner Fehleinschätzung freisprach! Aber ich werde es weder vergessen, noch deine Grausamkeit verzeihen.“
„Bitte, Christina“, sagte er in etwas sanfteren Ton. „Es tut mir leid. Was kann ich denn sonst noch sagen? Wir müssen heiraten. Sieh das doch endlich ein! Allein würdest du diese Belastung nicht ertragen, und unser Kind soll nicht mit dem Makel einer unehelichen Geburt durchs Leben gehen. Um es noch einmal zu betonen – du hast überhaupt keine Wahl. Die nahm ich dir, als ich meinem heißen Verlangen nach dir erlag.“
„O ja, und nachdem du deine Lust gestillt hast, bist du weggelaufen. Und ich musste allein mit den Konsequenzen unserer Leidenschaft fertig werden.“ Wütend und enttäuscht schüttelte sie den Kopf. „Du redest so, als hätte mir jede Kontrolle über die Ereignisse gefehlt. Aber wie ich mich entsinne, war es auch mein Entschluss, mit dir zu schlafen. Und ich bin dir mit gleicher Glut begegnet, das gebe ich zu. Aber das ist auch schon alles. Ohne Vertrauen – ohne Liebe – kann ich dich nicht heiraten.“
In Simons harten Zügen sah sie keine Spur von Liebe, nicht einmal Anzeichen einer gewissen Zuneigung – nur den eisernen Entschluss, seinen Willen durchzusetzen. Inzwischen kannte sie diese Miene sehr gut.
„Um mich zu wiederholen, Christina, du hast keine Wahl.“
„Dagegen muss ich protestieren“, erwiderte sie kühl. „In unseren Kreisen mag die Ehe die einzige anerkannte Lösung eines solchen Problems sein. Aber es gibt andere Möglichkeiten. Ich
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