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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um und fiel neben ihm auf die Knie.
    »Susan?«
    Er hatte ein Auge geöffnet. Das andere war zugeschwollen.
    »Sil«, sagte sie leise und nahm seine linke Hand. »Sie ist tot.«
    »Anna?«
    Anna. So hatte die Frau also geheißen. »War Anna die Frau, die dich erschießen wollte?«
    Er nickte langsam. »Wie steht es um mich?«, murmelte er.
    »Du hast Riesenglück gehabt«, sagte sie mit einem Blick auf sein lädiertes Gesicht. Er sah furchtbar aus.
    »Du hast einen Schuss in die Schulter abbekommen. Sven hat dich operiert. Zwei deiner Finger und deine Nase sind gebrochen. Aber es wird alles wieder verheilen.«
    Er versuchte, den Kopf zu heben. »Wo …?«
    »Jetzt mach mal langsam«, mahnte sie. »Wir sind hier in Svens Praxis. Mein Nachbar, erinnerst du dich? Er kommt gleich. Wir bringen dich zu mir nach Hause. Hier können wir nicht bleiben.«
    Sie hörte einen Wagen, sprang auf und lief ins Wartezimmer. Durch das Glas der Eingangstür sah sie Svens roten Renault Kangoo schaukelnd über den Parkplatz rollen. Auf den Hecktüren waren zwei weiße Figuren angebracht, ein Hund und eine Katze mit lachenden Gesichtern, die Pfoten wie Arme erhoben, als hätten sie etwas zu feiern.
    Sven setzte zurück und hielt einen Meter vor dem Eingang an. Sprang aus dem Auto und öffnete die Kofferraumtüren.
    »Er ist wach!«, rief sie ihm zu.
    Sven trug eine Jeans und einen blauen Anorak, und sein hellblondes Haar war gewaschen und gekämmt. Nur sein Gesicht sah noch blass aus vom Schlafmangel.
    »Ist er zu Bewusstsein gekommen?«, fragte er.
    »Ja, gerade eben!«
    »Prima.«
    Sven setzte sich neben Sil auf den Boden und leuchtete mit einer kleinen Lampe in das nicht zugeschwollene Auge. Dann legte er ihm eine Blutdruckmanschette um den Arm und pumpte sie auf. Wartete konzentriert auf das Ergebnis der Messung. Hörte Sils Herz ab.
    »Sieht ganz so aus, als würde der Patient durchkommen«, sagte er zu niemandem im Besonderen.
    »Sven?«, sagte Susan.
    »Ja?«
    »Danke.«
    »Wenn ich jetzt sagen würde ›gern geschehen‹, würde ich lügen wie gedruckt. Ich hoffe nicht, dass das bei dir zur Gewohnheit wird. Diese Operation hat mich zehn Jahre meines Lebens gekostet.«
    Dann wandte er sich an Sil. »Okay«, sagte er. »Deine Schulter ist gebrochen. Ich gebe dir gleich eine Armschlinge. Du hast Glück gehabt, es ist ein stabiler Schulterblattbruch. Ich brauchte ihn nicht mit Schrauben zu fixieren. Der Knochen ist dünn und die gesamte Umgebung gut durchblutet. Der Bruch wird ziemlich schnell verheilen. Da, wo die Kugel in deine Schulter eingeschlagen ist, wurde viel Gewebe verletzt. Du hast Glück gehabt, es hätte schlimmer aussehen können. Aber auch diese Wunde braucht ihre Zeit, um zu verheilen. Schone also deine Schulter wenn möglich und trage die Schlinge mindestens zwei Wochen lang. Wenn es dann immer noch wehtut, nochmal zwei Wochen. Dann müsste eigentlich alles wieder in Ordnung sein. Wenn nicht, lässt du dich im Krankenhaus noch einmal untersuchen.«
    Sil schaute ihn an. Schluckte mühsam.
    »Deine Nase ist gebrochen«, fuhr Sven fort. »Ich habe dir Tampons in die Nasenlöcher gesteckt, deshalb kannst du nicht durch die Nase atmen. Lass sie drei Tage lang drin, damit der Knochen einigermaßen gerade zusammenwachsen kann. Lass den Verband noch etwas länger dran. Ich weiß nicht, ob ich alles richtig gemacht habe. Aber auch das kann später noch korrigiert werden. Außerdem habe ich deine zwei gebrochenen Finger geschient und mit denen wirst du mit ziemlicher Sicherheit noch Schwierigkeiten bekommen. Tut mir leid für dich, aber damit musst du wirklich ins Krankenhaus, sobald du dich wieder einigermaßen erholt hast. Man wird sie noch einmal brechen müssen, um sie wieder richtig hinzukriegen.«
    Sil schaute ihn ausdruckslos an. Nickte wieder.
    Sven nahm ihm die Infusion ab. Der Beutel war inzwischen leer.
    Dann wandte er sich wieder seinem Patienten zu. »Durch deinen Körper fließen achthundert Milliliter Blut von Susan. Die haben dir das Leben gerettet. Es könnte aber immer noch eine Abstoßungsreaktion geben. Solltest du Fieber, Hautrötungen oder Schüttelfrost bekommen, fahr sofort ins Krankenhaus.«
    Sil nickte.
    »Sorge dafür, dass er genug trinkt«, sagte Sven zu Susan. »Und gib ihm was Vernünftiges zu essen. Vitamine, Gemüse, rotes Fleisch, Eier. Damit er wieder zu Kräften kommt. Und jetzt nichts wie weg hier. In einer Viertelstunde kommt Michel, und ich habe noch

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