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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Hand zu wickeln. Auf dem Wohnzimmertisch lag eine Ausgabe des Telegraaf. Der Artikel stand groß auf dem Titelblatt, mit einem Archivfoto von dem lächelnden Paul Düring darüber. Susan und Sil verständigten sich mit einem raschen Blick und schauten danach beide Sven ausdruckslos an.
    »Also ihr wart das«, seufzte Sven. Er zog sich einen Stuhl vom Esszimmertisch heran und setzte sich ihnen gegenüber.
    »Es geht mich ja nichts an …«
    »Doch«, unterbrach ihn Susan. »Es geht dich sehr wohl etwas an. Du hast Kopf und Kragen für uns riskiert. Aber es ist besser, wenn du so wenig wie möglich weißt.«
    Svens Blick wanderte von einem zum anderen.
    »Ach, wirklich?«
    Sil nickte. »Ja. Glaub mir, es ist besser so.« Eindringlich fügte er hinzu: »Ich möchte mich bei dir bedanken. Für alles, was du getan hast. Das würden dir nicht viele nachmachen.«
    »Na ja«, antwortete Sven achselzuckend. »Scheint so, als könnte ich immer noch auf Chirurg in der Notaufnahme umsatteln, wenn es mal keine Katzen und Hunde mehr geben sollte.«
    Susan lachte leise.
    »Danke, Sven«, sagte sie. »Du bist ein toller Nachbar. Tut mir leid, dass ich dir nicht eine genauso tolle Nachbarin sein kann.«
    Sven schüttelte den Kopf. »Ihr wollt mir ja doch nichts erzählen«, sagte er und stand auf. Von der Diele aus rief er: »Die Zeitung könnt ihr behalten! Ihr könnt euch den Artikel ja einrahmen, für später!«
    Als Susan die Tür hinter Sven zuklappen hörte, drückte sie noch einmal kräftig dagegen und drehte den Schlüssel im Schloss.
    »Nicht nötig«, hörte sie Sil sagen.
    Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und schaute ihn fragend an.
    »Es ist vorbei«, sagte er.
    »Bist du sicher?«
    »Ja«, antwortete er und wies mit einem Nicken auf den Wohnzimmertisch. »Jetzt schon. Wir haben die Bosse erwischt. Sonst hätte die Polizei sie nicht gefunden. Es war einfach niemand mehr übrig, um den Müll wegzuräumen. Und ich glaube auch nicht, dass wir von der Polizei viel zu befürchten haben. Sie suchen in einer ganz anderen Richtung. Sie glauben, Paul steckt dahinter, aber der ist tot. Vielleicht glauben sie auch an einen Erpressungsversuch im Zusammenhang mit diesen russischen Theaterproduktionen. Oder sie suchen die Schuldigen innerhalb der Organisation. Auf uns kommen sie nie.«
    »Aber sie werden dein Blut finden, die Geschosse und die Patronenhülsen!«
    Er schüttelte den Kopf. »Damit können sie nichts anfangen, solange sie keinen Verdächtigen haben. Oder die Schusswaffe. Sie brauchen Vergleichsmaterial. Und das suchen sie nicht bei uns, Susan, sonst wären sie längst hier gewesen.«
    »Aber niemand weiß doch, dass du hier bist? Vielleicht waren sie längst bei dir zu Hause.«
    Er nickte. »Könnte sein. Aber vertrau mir einfach. Es ist vorbei. Keine weiteren Dramen.«
    Einen Moment lang schwiegen sie beide.
    »Für wie lange?«, hörte sich Susan laut fragen. Diese Frage beschäftigte sie schon seit Tagen. Sie hatte Sil gesehen, mit einem aschfahlen Gesicht, aus dem alles Leben gewichen schien. Sie hatte neben ihm gesessen, als er um sein Leben kämpfte. Das würde sie nicht noch einmal ertragen. Sie hob den Kopf. Er beobachtete sie.
    »Ich …«, begann sie. »Ich kann dich nicht daran hindern, so weiterzumachen. Obwohl ich es gerne täte. Entschuldige, ich will dich nicht damit belasten. Das wäre nicht fair.«
    »Aber ich glaube, ich habe etwas dazugelernt«, sagte er leise. »Als Anna mich erschießen wollte. Und vielleicht habe ich inzwischen einfach zu viele Tote gesehen. Zu viel Schlechtigkeit.«
    Er ließ absichtlich eine Stille eintreten.
    »Die Frage ist, was du willst«, sagte er schließlich.
    Sie stand auf und setzte sich neben ihn.
    »Vorläufig laufe ich an deiner Seite«, antwortete sie leise. »In Ordnung?«
    Er legte seinen unverletzten Arm um sie und gab ihr einen Kuss.
    »Und wo laufen wir hin?«, fragte sie leise.
    »Du bestimmst die Richtung. Ich würde dir gerne für eine Weile bei deinen Fotoreportagen assistieren, bis mir etwas eingefallen ist, womit ich dir nicht im Weg bin.«
    »Du warst mir noch nie im Weg«, erwiderte sie.
    Die Aussicht, Sil bei ihren Auslandsreisen um sich haben, machte sie glücklich. Reisen war schön und das Nachhausekommen auch. Das einzige Schlimme war gewesen, dass sie immer allein gewesen war. Dass sie die Menschen, die sie unterwegs traf, nicht gut genug kennen lernte, um mit ihnen alte Erinnerungen aufzuwärmen. Und die alten Erinnerungen, die sie mit den

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