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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Aber hatte sie sich das alles wirklich nur eingebildet? Konnte sie sich auf ihren Instinkt, ihre Intuition so wenig verlassen? Und auf ihren Körper, ihre Sinne, die auf jeden noch so kleinen Reiz reagierten, der von ihm ausging, jeden Atemzug, jede geringste Bewegung, jeden Geruch?
    War das das Ende? Wurde sie abgewiesen?
    Sie holte tief Luft und schloss die Augen. Zitterte am ganzen Körper. Er kam um das Sofa herum und hockte sich vor sie hin. »Es geht nicht, Susan. Wir dürfen das nicht.«
    Langsam öffnete sie die Augen. Blicke genau in seine hinein. Sie waren grau. Oder blau. Oder grün. Und sie schauten sie forschend an.
    Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Die Zuneigung, die sie in seinen Augen las, bildete sie sich gewiss nicht ein. Er legte seine Hände auf ihre. Mit den Daumen liebkoste er ihre zitternden Finger.
    »Hörst du mir zu, Susan? Was immer auch zwischen uns ist, was immer wir fühlen, es darf nicht sein.«
    Doch das waren nur Worte. Sein Körper sprach eine andere Sprache. Er war ihr so nahe, dass sie seine Körperwärme durch ihre Kleidung hindurch auf der Haut spüren konnte. Sein Gesicht näherte sich ihr. Das Herz pochte ihr bis zum Hals. Sie schluckte.
    Dann nahm er plötzlich ihren Kopf in beide Hände und zog sie an sich. Berührte sanft mit den Lippen ihren Mund. Sie reagierte so heftig wie nie zuvor in ihrem Leben. Sein Mund war weich und der schwache Geruch seines Körpers betörend. Gemeinsam ließen sie sich auf das glatte Leder sinken. Sie schlang die Beine um seine Taille. Streichelte über seinen Kopf. Wollte ihn überall berühren. Alles, jede einzelne Stelle seines Körpers. Er saugte an ihrer Zunge. Sie lächelte dabei vor Glück. Sie streichelte die Lachfältchen um seine Augen, seine Wangen. Ließ die Hände über seine Schultern wandern, fühlte seine harten Muskeln, fuhr über seinen Rücken weiter hinunter. Knetete und tastete, spürte seine Hände unter ihrem Po. Er schmiegte seinen Unterleib an sie, sie drängte ihm ihr Becken entgegen und spannte die Muskeln an. Umklammerte ihn mit den Beinen. Er bewegte sich langsam. Sie stöhnte leise und spürte, wie sie schwach wurde.
    Wie oft hatte sie sich eine solche Szene schon ausgemalt, immer wieder, bis sie sich irgendwann in den Schlaf geweint hatte? Die Wirklichkeit war so viel schöner.
    Ihretwegen konnte Alice tot umfallen.
    Ich lebe.
    Von irgendwo aus einem Hinterzimmer ertönte ein elektrisches Summen.
    Er erstarrte, als käme er plötzlich zur Besinnung, und rollte von ihr herunter. Stand auf. Schaute mit verwirrtem Blick auf sie hinab. Sagte nichts. Stand nur da wie eine Statue und starrte sie an.
    Das Summen erstarb.
    Sie setzte sich auf und zog ihre Kleidung zurecht, fühlte sich unbehaglich in dieser Situation. Unvermittelt drehte er sich um und ging dorthin, wo sie die Küche vermutete. Sie stand auf und lief ihm nach. Wollte keinen Abstand zu ihm. Nicht jetzt. Nicht nach dem, was soeben vorgefallen war.
    Der hypermodern eingerichtete Raum war durch zwei niedrige, breite Stufen vom Wohnzimmer getrennt. Sil starrte in einen geöffneten, doppeltürigen Kühlschrank hinein. Stützte sich mit den Ellbogen auf die Türen.
    Schottete sich von ihr ab.
    Sie war drauf und dran, ihn zu bitten, ihr ganz offen zu sagen, was er empfand. Ihm zuzurufen, dass sie in den letzten zwei Jahren keine Nacht mehr richtig geschlafen hatte. Sie hätte ihm gern alles gesagt, was sie in ihren E-Mails verschwiegen hatte. Um mehr gebettelt. Mehr als das hier. Aber sie konnte kein Wort hervorbringen.
    Er hörte sie hereinkommen.
    »Möchtest du etwas zu trinken?« Seine Stimme war leise. Noch immer schaute er sie nicht an.
    Sie nickte. Eine Förmlichkeit. Sehr gut. Daran konnte man sich klammern in einer so aberwitzigen Situation.
    »Ja.«
    Er klappte die Scharniertür eines Küchenschranks hoch. Holte zwei Gläser heraus, nahm eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und schenkte ein. Sie wollte ihm eines der Gläser aus der Hand nehmen, doch er stellte beide auf einem großen Hartholzblock ab, der als Küchentisch diente. Anschließend zog er eine Schublade auf und kramte ein Päckchen Camel Filter hervor. Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich gegen die Anrichte. Inhalierte und schaute durch ein schmales Fenster hinaus in den Garten.
    Dachte nach.
    Die Stille lag zwischen ihnen.
    »Ich hatte nicht damit gerechnet. Nicht so«, sagte er schließlich.
    »Tut mir leid.« Ihre Stimme war heiser, so sehr musste sie sich

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