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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Bedeutung. Hintergrundrauschen.
    Allmählich begriff sie: Es war vorbei. Ihre Ehe. Ihr Traum. Ihr Leben.
    Was zurückblieb, war Leere, eine Zukunft ohne Hoffnung.
    Hinter ihr hupte ungeduldig ein anderes Auto. Der Fahrer zeigte ihr einen Vogel, aber sie sah es nicht. Sie fühlte sich, als sei sie nach einer Reise durch den Weltraum in einem anderen Planetensystem gelandet. Schwerelos.
    Der Mann hupte nochmals. Ohne nachzudenken gab sie Gas und schlug die Landstraße in Richtung Zeist ein. Die Straße vor ihr war frei. Sie beschleunigte den Porsche auf hundertvierzig Stundenkilometer, hundertfünfzig, hundertsiebzig, hundertneunzig. Der alte Sportwagen war noch lange nicht ausgereizt und ließ sich weiter beschleunigen, dafür war er gebaut. Der Turbo sang, und die Nadel des Drehzahlmessers wanderte langsam in Richtung des roten Bereichs. Plötzlich gab es einen Knall, als explodiere eine Granate im Motorblock. Ein Ruck fuhr durch den Wagen, die Rahmenkonstruktion knackte, aber die Räder fanden wieder den Kontakt zur Straße und rasten weiter über den Asphalt. Durch den Knall kam Alice wieder zu sich, und sie begriff, dass sie die Höchstgeschwindigkeitsgrenze des Autos erreicht hatte. Die Bäume am Straßenrand verschwammen zu einer dichten, meterhohen Hecke. Sie raste wie eine Wahnsinnige auf eine flache Kurve zu. In Sekundenbruchteilen erkannte sie, dass sie mit dieser Geschwindigkeit unmöglich unversehrt um die Biegung kommen würde. Vor Schreck trat sie auf die Bremse. Sie lenkte das Auto scharf in die Kurve hinein, und es geriet mit hundertvierzig Sachen auf die Gegenfahrbahn. Entgegenkommende Fahrzeuge hupten und wichen an den Straßenrand aus. Sie bremste erneut, jetzt energischer, und versuchte gegenzulenken. Der Porsche geriet ins Schleudern. Die Reifen quietschten, hinterließen eine dicke Gummispur auf dem Asphalt. Knapp schoss sie an einem Lkw vorbei, der hupte und sie anblinkte. Sie wurde für einen Moment geblendet, nahm den Fuß von der Bremse und lenkte noch einmal gegen, wodurch der Porsche wieder zurück auf die rechte Fahrbahn raste und einen Baum streifte. Wie eine Sprungfeder schnellte der weiße Sportwagen seitlich weg und begann sich um die eigene Achse zu drehen. Kreiselte wie wild quer über die Straße, eine Spur von Metall, Glas, Plastik und Flüssigkeit hinterlassend, bis er unter lautem Krachen mit dem Kühler zuerst in einen Graben stürzte und alles still wurde.
    Sil schaute auf seine Armbanduhr. Sechs Uhr. Mit ein wenig Glück war er noch vor Alice zu Hause. Es würde das schwierigste Gespräch werden, dass er je würde führen müssen. Er seufzte tief und lenkte seinen Porsche die Auffahrt hinauf. Im nächsten Augenblick setzte sein Herz einen Schlag aus.
    Auf der Einfahrt, dicht vor der Haustür, stand ein Streifenwagen mit beschlagenen Scheiben. Die Türen gingen gleichzeitig auf, und zwei uniformierte Beamte stiegen aus. Sie kamen auf ihn zu: ein älterer Mann mit rötlichen Haaren und militärischer Haltung sowie eine kleine, dunkelhaarige Frau. Seine erste Reaktion war: Rückwärtsgang einlegen und mit Vollgas abhauen. Doch er beherrschte sich.
    Sie konnten es unmöglich wissen. Sie mussten aus einem anderen Grund hier sein. Aber warum?
    Er stieg aus und schaute beunruhigt von einem zum anderen. Sie sahen ihn mit ernstem Blick an. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Der Mann ergriff zuerst das Wort. »Sind Sie Sil Maier?«
    Sil nickte. Soweit er erkennen konnte, trugen sie keine Waffen. Er drehte sich zu seinem Auto um und wandte sich dann wieder den Polizisten zu. »Es geht um Ihre Frau«, sagte der Mann ruhig. »Dürfen wir hereinkommen?«
    Alice?
    Wie betäubt ging er den Beamten voraus. Öffnete die Tür, tippte den Code der Alarmanlage ein und blieb in der Diele stehen. Vergaß, seine Jacke auszuziehen.
    »Vielleicht sollten wir uns lieber einen Moment hinsetzen, Meneer Maier«, sagte der Mann.
    Das verhieß nichts Gutes.
    Er ging ins Wohnzimmer und setzte sich in einen Sessel. Die Beamten, die sich sichtlich unbehaglich fühlten, nahmen auf dem Sofa Platz. Die Frau sagte nichts, schaute ihn nur voller Mitleid an.
    »Ihre Frau hatte einen Unfall«, sagte der Mann. »Einen Autounfall.«
    »Einen Autounfall«, wiederholte Sil und schaute wieder von einem zum anderen.
    Er dachte nach. Die Polizei litt an Personalmangel. Die schickten nicht zwei ihrer Leute los, um ihn darüber zu informieren, dass seine Frau mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus lag. Die hatten

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