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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Big Mäc.
    Kurz darauf - der Tisch war übersät mit Papier und leeren Schachteln - kam ein kleiner Mann mit lichtem Haar und einem starken Bauchansatz zu ihnen an den Tisch. Er trug die Uniform des Restaurantmanagers und laut einem Namensschild an seinem Hemd hieß er Harry. Er legte eine blaue Schachtel auf ihr Tablett.
    »Guten Appetit«, sagte er mit einer auffallend hohen Stimme für einen Mann seiner Statur und verschwand dann mit einem kurzen Nicken.
    Sil blickte dem Mann breit lächelnd nach.
    »Was ist denn so lustig?«, fragte Susan.
    Er schüttelte den Kopf, immer noch einen amüsierten Blick in den Augen. »Ach, nichts. Ich musste nur gerade an etwas denken.«
    Sie sah zu, wie er mit wenigen Bissen das Brötchen mit dem frisch ausgebackenen, panierten Fisch hinunterschlang. Er musste einen Magen wie ein Müllschlucker haben.
    »Schnell genug?«, fragte er, nachdem er den letzten Happen vertilgt hatte. Sie standen auf und warfen den Müll in einen Abfallbehälter.
    Draußen hatte es inzwischen angefangen zu nieseln. Auf Sils Bitte hin kehrten sie auf einem anderen Weg zurück, durch schmale Sträßchen mit kleinen Restaurants, Schuhgeschäften, exklusiven Boutiquen und Weinläden. Auch hier herrschte Gedränge, aber diesmal liefen sie mit dem Strom.
    Als sie das Hinthamereinde erreichten, wurde es ruhiger. Die Einbahnstraße lag ein Stück außerhalb der Fußgängerzone, und Autos und Busse kamen ihnen entgegen.
    Susan hörte das tiefen Dröhnen eines Motors, so laut, als gäben zehn Autos gleichzeitig Gas. Sie hätte das Geräusch dieses Motors und dieser Sportauspuffanlage unter tausend anderen herausgehört. Es gab nur ein einziges Auto in der ganzen Stadt, das sich so anhörte und bei dem zwei Endrohre unter der hinteren Stoßstange hervorschauten: der alte Opel Senator von Alex.
    Alex hielt mit laufendem Motor auf der anderen Straßenseite an. Sie grüßte kurz und wollte schon weitergehen, als sie Reno auf dem Beifahrersitz erkannte. Er winkte ihr zu, und das Fenster auf Alex’ Seite ging ruckend herunter. Reno beugte sich über ihn und rief ihr etwas zu. Durch den ganzen Lärm konnte sie ihn nicht verstehen. Sie schaute nach rechts und links und ging zu ihm hinüber.
    »Wir kommen gerade von dir«, sagte Reno. »Ich habe ein paar Sachen bei dir liegen lassen. Bist du auf dem Weg nach Hause?«
    Sie nickte.
    »Prima, wir sind gleich bei dir.« Er warf einen kurzen Blick zu Sil hinüber, der mit den Händen in den Taschen wartete, und zog die Augenbrauen hoch. »Hast du einen neuen Freund?«
    Sie nickte wieder.
    »Freut mich für dich.«
    Sie lächelte und kehrte zu Sil zurück. Hinter ihr fuhr der zerbeulte Senator mit kreischendem Keilriemen los. Das tiefe Auspuffblubbern hallte von den hohen Gebäuden wider. Ein paar Leute schauten dem Schlachtschiff nach, auch Sil. Er machte ein finsteres Gesicht.
    »Reno und Alex«, erklärte sie. »Von Stonehenge. Ich befürchte, wir bekommen gleich Besuch. Reno hat etwas bei mir liegen lassen.«
    »Wie nett«, bemerkte Sil zynisch und fuhr sich mit dem Handballen an der Nase entlang.
    »Die bleiben nicht lange«, beruhigte sie ihn.
    Anna Düring stand im Vorgarten. Eine außergewöhnlich große, schlanke Frau mit kurzen, dunkelrot gefärbten Haaren. Sie drehte sich um, als sie den Kies auf der Auffahrt knirschen hörte. Auch ohne Abendkleid und Make-up stellte sie eine auffallende Erscheinung dar. Ihre Augen waren von einem außergewöhnlich hellen Blau, fast schon grau. Sie standen weit auseinander, was ihr in Verbindung mit den hohen Wangenknochen und den dunklen Bögen ihrer Augenbrauen eine kraftvolle Ausstrahlung verlieh. Anna trug Gartenhandschuhe und neben ihr stand ein Müllsack, randvoll mit Zweigen, verblühten Blumen und trockenen Blättern. Sie richtete sich auf und zog die Handschuhe aus. Blickte Alice argwöhnisch an. Alice blieb in höflichem Abstand stehen.
    »Hallo«, sagte sie unsicher. »Sie kennen mich wahrscheinlich nicht, aber ich arbeite bei Programs4You, für Ihren Mann. Mein Name ist Alice Maier.«
    Alice streckte ihr die Hand hin. Die Frau schaute sie an, faltete jedoch die Hände um ihre Gartenhandschuhe.
    »So?«, sagte sie. Sie hatte eine laute, dunkle Stimme.
    »Es ist etwas vorgefallen«, sagte Alice und ließ ihre Hand langsam sinken. »Etwas, das Sie wissen sollten. Es geht um Paul.«
    Für einen Augenblick erschien ein besorgter Zug auf Annas Gesicht, doch gleich darauf verfiel sie wieder in jene defensive, misstrauische

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