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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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geöffnet und wieder geschlossen. Etwa fünf Minuten später ging das Licht wieder aus.
    Er schaute auf die Uhr. Es war inzwischen Viertel vor zwei.
    Er hätte sich vor den Kopf schlagen können. Das wäre eine fantastische Gelegenheit gewesen. Vielleicht die Gelegenheit überhaupt. Keine Probleme mit der Alarmanlage, kein Drama wegen Anna. Er hätte den Scheißkerl vor dem Garagentor abfangen und ihn fertigmachen können, sobald er aus dem Auto ausgestiegen wäre. Und das, ohne Aufsehen zu erregen. Er fluchte in sich hinein, weil er durch seine unglaublich dummen Fehler eine Riesenchance vermasselt hatte.
    Als sich fünf Minuten lang nichts rührte, eilte er zum Gartentor und zog sich daran hoch. Jetzt knarrte es lauter als vorhin. Oder bildete er sich das nur ein?
    Rasch ließ er sich auf der anderen Seite hinunter und lief auf demselben Weg zurück, den er gekommen war. Er vergewisserte sich, dass er keine Motorgeräusche hörte, und rannte zurück zu der Brandgasse. Er duckte sich in den Schatten und wäre beinahe über eine Zyperkatze gestolpert, die ihn anfauchte und sich aus dem Staub machte.
    Zehn Minuten später rollte der Porsche ohne Licht von dem Parkplatz. Erst als er die Durchfahrtsstraße erreichte, schaltete Sil die Scheinwerfer ein.
    Heute Nacht war nichts daraus geworden. Aber das bedeutete lediglich eine Schonfrist für Paul.
    Bis auf Weiteres.

13
     
    »Da?«
    »Ich bin’s. Ljoscha.«
    »Was hast du herausgefunden?«
    »Ich weiß, wo er wohnt. Ich bin dort gewesen. Das Haus ist gesichert, und ich habe mir auch die Umgebung angesehen. Es wird nicht leicht werden, an ihn heranzukommen.«
    »Du hast schon mehr getan, als wir vereinbart hatten, Ljoscha. Von jetzt an übernehmen wir. Wo wohnt er?«
    Der Mann nannte ihr die genaue Adresse.
    »Gut«, sagte die Frau. »Du brauchst jetzt nichts weiter zu tun. Deine Aufgabe ist erledigt.«
    Es trat eine kurze Stille ein.
    »Wann bekomme ich meinen Lohn?«
    »Sobald wir ihn erwischt haben, kommst du hierher. Dann kriegst du dein Geld.«
    » Kogda? … Wann?«
    »Ich lasse es dich wissen.«
    Die Frau unterbrach abrupt die Verbindung und tippte anschließend eine lange, internationale Telefonnummer ein.
    »Da?«, meldete sich eine müde Männerstimme. Es knackte in der Leitung.
    »Wann kommen sie?«
    »Sie sind unterwegs. Ich rechne damit, dass sie in etwa vier Tagen bei dir eintreffen.«
    »Choroscho«, sagte sie. »Schön. Wir wissen inzwischen, wer er ist und wo er wohnt. Bist du sicher, dass sie etwas von ihrem Fach verstehen?«
    »Sie werden verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Noch vor der Übergabe ist alles erledigt.«
    »Ich hoffe, deinen Leuten ist klar, dass sie diskret vorgehen müssen. Wir können hier kein Aufsehen gebrauchen. Kannst du mir das garantieren?«
    »Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass es im Leben keinerlei Garantien gibt. Aber wenn es zwei Menschen auf der Welt gibt, die für ihre Aufgabe wie geschaffen sind, dann diese beiden. Du kannst ganz beruhigt sein.«

14
     
    »Mein Gott …«
    Susan schlug beide Hände vor den Mund. Auf ihrem Monitor stand eine kurze Nachricht, in kleinen Arial-Buchstaben, gestern verschickt. Sil hatte ein furchtbares Drama in vier Sätzen zusammengefasst. Sie konnte die Tragweite der Worte kaum erfassen. Sie las die E-Mail noch einmal.
    Alice tot? Tot?
    Wie versteinert starrte sie auf den Bildschirm. Nachdem sie sich von ihrem ersten Schrecken erholt hatte, musste sie sich zwingen, nicht sofort ins Auto zu steigen und nach Zeist zu fahren. Sil musste durch die Hölle gehen. Doch sie wusste, dass sie nicht zu ihm konnte. Es ging nicht. Sie gehörte nicht dorthin. Sie war eine Außenstehende.
    Vielleicht sogar die Verursacherin?
    Alices Tod warf plötzlich ein anderes Licht auf ihre Beziehung zu Sil. Sie besaß jetzt nichts Erhabenes mehr, sondern schrumpfte zu einer banalen außerehelichen Affäre zusammen. Niederträchtiger Verrat.
    Die Türklingel schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Für einen Moment geriet sie in die Versuchung, so zu tun, als sei sie nicht zu Hause. Die Welt auszusperren. Doch als nochmals geklingelt wurde, stand sie auf und ging an die Tür. Schaute durch den Spion und öffnete dann. Blinzelte gegen die niedrig stehende Sonne.
    Es war Sven.
    Er erkannte sofort, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Zog die Augenbrauen hoch.
    »Geht’s dir nicht gut?«
    Sie schüttelte den Kopf und fing auf einmal an zu weinen. Sven war mit einem Schritt bei ihr und nahm sie

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