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Verraten

Verraten

Titel: Verraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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führte mitten durch einen dichten Wald. Auf der ganzen Strecke schaute er ebenso oft vor sich wie in den Rückspiegel. Er merkte kaum, dass seine Handflächen bluteten. Er dachte nach. Fragte sich, wie sie ihn hatten finden können, hier in Frankreich, im sprichwörtlichen middle of nowhere. Er ging in Gedanken sämtliche Möglichkeiten durch. Dann trat er plötzlich so stark auf die Bremse, dass er vom Sitz gehoben wurde, und lenkte den Landcruiser im Schritttempo neben eine steinige Erhöhung am Straßenrand. Er schaltete die Automatik auf Parken und stieg aus. Legte sich flach auf den Boden, drehte sich auf den Rücken und kroch unter den Wagen. Fieberhaft untersuchte er den Rahmen, die Metallverstrebungen und die daran entlanglaufenden Leitungen. Seine Augen huschten von rechts nach links. Und dann sah er es. Ein quadratisches, olivgrünes Kästchen, das mit dickem, schwarzem Klebeband am Rahmen befestigt war.
    Ein Peilsender.
    So hatten sie ihn also aufgespürt. Und so würden sie ihn wieder finden. Deshalb hatten sie keine Eile gehabt. Er rollte sich unter dem Auto hervor, öffnete die Beifahrertür und holte ein Taschenmesser aus dem Handschuhfach. Verschwand wieder unter dem Auto. Er wollte schon das Band zerschneiden, aber dann fiel ihm etwas ein.
    Vielleicht konnte er sich den Sender zu Nutze machen.
    Er ließ das Kästchen, wo es war, stieg ein und fuhr los. Gab so viel Gas wie möglich. Mit seinem 4,2-Liter-Sechs-Zylinder war der Landcruiser ein richtiger Hammer, nicht nur im Gelände. Er gehörte zu den wenigen Geländewagen, die mit Leichtigkeit 200 Stundenkilometer auf der Autobahn erreichten. Doch er war nicht für enge Kurven auf Bergstraßen gebaut. In den Haarnadelkurven neigte sich das Chassis gefährlich weit über und die Reifen quietschten. Links gähnte der Abgrund, der an manchen Stellen hunderte Meter tief abfiel. Sil fuhr hart an der Grenze. Wollte den Abstand zwischen sich und seinen Verfolgern so weit wie möglich vergrößern.
    In der Ferne entdeckte er eine Stelle, die für sein Vorhaben infrage zu kommen schien. Rechts davon befand sich ein leicht ansteigender, dicht bewachsener Hang und links von der asphaltierten Straße lag ein unbefestigtes Wegstück mit einem weiß gestrichenen Holzfangzaun.
    Er lenkte den Landcruiser auf den unbefestigten Weg, fuhr durch bis ans äußerste Ende und stieg aus. Im Laufschritt überquerte er die Straße. Auf zwei Uhr schlängelte sich ein schmaler Bergpfad nach oben. Er kletterte hinauf. Ein Schwarm kleiner Vögel flog zwitschernd auf. In ausreichender Entfernung zu dem Bergpfad und zu seinem Auto ließ er sich zwischen die Sträucher fallen, zog seine HK und wartete.
    Keine drei Minuten später hörte er das anschwellende Geräusch eines sich nähernden Fahrzeugs. Der Fahrer schien es eilig zu haben. Im nächsten Augenblick raste ein dunkelblauer Peugeot 206 mit belgischem Kennzeichen auf seinen Landcruiser zu. Unwillkürlich duckte er sich dichter auf den harten Boden und hielt den Atem an.
    Sie bremsten, sobald sie den Landcruiser erreicht hatten, waren aber viel zu schnell und rutschten noch ein ganzes Stück daran vorbei. Das Auto war noch nicht zum Stehen gekommen, als die Schaltung krachte und der Wagen mit aufheulendem Motor rückwärts fuhr.
    Sie parkten den Peugeot hinter dem Landcruiser und stiegen sofort aus. Der Mann mit dem beigefarbenen Oberhemd verschwand hinter dem Peugeot. Blauhemd ging auf den Landcruiser zu. Er hielt eine Waffe in der Hand, die für Sil wie ein abgespecktes Maschinengewehr aussah. Der Lauf war auf seinen Wagen gerichtet. Der andere schlug einen Bogen und ging zur anderen Seite hinüber. Dabei hielt er sich die ganze Zeit tief geduckt. Jetzt standen beide rechts und links neben dem Toyota. Sie hockten sich vor die Türen und sprangen dann gleichzeitig auf, die Mündungen ihrer Waffen auf das Wageninnere gerichtet. Sie schauten in das Auto hinein und duckten sich wieder.
    Sil begriff, dass sie zu weit weg waren, um etwas gegen sie zu unternehmen. Die HK war ungefähr bis zu einer Entfernung von dreißig Metern zuverlässig. Darüber hinaus wurde es kritisch. Er konnte das Risiko nicht eingehen, danebenzuschießen und dabei seinen Aufenthaltsort zu verraten. Sie waren viel besser ausgebildet als er, und sie hatten die besseren Waffen, die auch auf weite Entfernungen zielsicher schossen. Die Waffe, die Blauhemd bei sich trug, sah aus, als könne sie innerhalb einer Minute genügend Munition für einen kleinen

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