Verruchte Lady
wählte die Manuskripte aus, und Lacey kümmerte sich um den Druck. Dank ihrer beider Tatkraft und mit Hilfe eines jungen Anwalts und einiger Angestellter florierte Laceys Buchgeschäft. Ihr erster großer Erfolg war Der Ritterzug gewesen, auf dessen Veröffentlichung Phoebe bestanden hatte, nachdem sie das Manuskript gelesen hatte.
»Sie müssen Lacey bestochen haben«, sagte Gabriel. »Aber ich hätte nicht gedacht, daß der alte Trunkenbold ein solcher Narr ist. Er sollte wissen, daß er mich nicht derart hintergehen darf. Er kann doch nicht so dumm sein und die Gewinne aufs Spiel setzen, die er mit meinem nächsten Buch erzielen kann.«
Phoebe blickte auf die Finger in den Lederhandschuhen, die ihr Handgelenk umklammerten. Vielleicht war wirklich alles ein entsetzlicher Fehler gewesen. Gabriel benahm sich keineswegs wie ein edler Ritter. Die Hand, die sie festhielt, fühlte sich an wie eine stählerne Handschelle. »Es war nicht seine Schuld. Sie dürfen Mr. Lacey deswegen nicht böse sein.«
»Wie sind Sie dahintergekommen, daß ich der Autor des Ritterzuges bin?<<
Phoebe zermarterte ihr Hirn auf der Suche nach einer plausiblen Antwort. »Ich habe meinen Anwalt mit Nachforschungen beauftragt, wenn Sie es unbedingt wissen müssen.« Vergeblich versuchte sie, ihre Hand aus seiner Umklammerung zu befreien. »Er ist wirklich clever.« Das wenigstens stimmte. Mr. Peak war ein äußerst intelligenter und höchst entgegenkommender junger Mann, der versessen darauf war, sich einen Platz in der besseren Gesellschaft zu sichern. Aus diesem Grund war er sogar bereit, mit der jüngsten Tochter des Grafen von Clarington Geschäfte zu machen, ohne ihren Vater davon in Kenntnis zu setzen.
»Ihren Anwalt.« Mit einem Fluch ließ Gabriel sie los. »Ich habe allmählich genug von Ihren Spielchen, Madam. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich Täuschungen und Betrug nicht mag. Wer sind Sie?«
Phoebe fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Sir. Noch nicht. Dafür ist es noch zu früh. Außerdem, sollte mein Plan fehlschlagen - und das beginne ich zu befürchten -, dann möchte ich meinen Ruf nicht mehr aufs Spiel setzen, als ich es bereits getan habe. Ich bin sicher, daß Sie das verstehen?«
»Was für ein Plan? Ich soll mir Ihren Plan anhören und mich damit einverstanden erklären, bevor ich erfahre, wer Sie sind? Für was für einen Idioten halten Sie mich eigentlich?«
»Ich halte Sie bestimmt nicht für einen Idioten. Ich denke lediglich, daß Sie ein äußerst schwieriger Mensch sind«, erwiderte Phoebe. »Und es ist mir lieber, Sie wissen nicht, wer ich bin, ehe Sie sich bereit erklären, mir zu helfen. Sobald Sie mir versprochen haben, daß Sie mir helfen wollen, werde ich Ihnen sagen, wer ich bin. Sie können meinen Wunsch nach Geheimhaltung sicher verstehen.«
»Wovon in aller Welt reden Sie?« Gabriel war eindeutig am Ende seiner Geduld. »Von was für einem dummen Plan sprechen Sie?«
Phoebe atmete tief ein. »Ich bin auf einer ernsten und wichtigen Mission, Sir.«
»Sind Sie einem anderen Manuskript auf der Spur?« fragte er verächtlich.
»Nein, es geht nicht um die Suche nach einem Manuskript. Es geht um die Suche nach Gerechtigkeit. Ihr Hintergrund gibt mir Grund zu der Annahme, daß Sie mir behilflich sein könnten.«
»Gerechtigkeit? Großer Gott, was soll das Geschwätz? Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, daß ich kein Interesse daran habe, dieses Spielchen fortzuführen.«
»Es ist kein Spiel«, erklärte sie verzweifelt. »Ich versuche, einen Mörder zu finden.«
»Einen Mörder.« Verblüfftes Schweigen. »Verdammt. Ich reite hier mitten in der Nacht neben einer Verrückten durch die
Gegend.«
»Ich bin nicht verrückt. Bitte, hören Sie mir zu. Das ist alles, worum ich Sie bitte. Ich versuche seit zwei Monaten Ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Und nun, da Sie endlich aus Ihrer Höhle gekrochen sind, könnten Sie mir wenigstens zuhören.«
»Ich lebe nicht in einer Höhle.« Er klang beleidigt.
»Was mich betrifft, so könnten Sie das ruhig tun. Nach allem, was ich herausgefunden habe, ziehen Sie sich die meiste Zeit wie ein Einsiedler auf Ihr Gut zurück. Sie weigern sich, irgend jemanden zu empfangen oder selbst einmal auszugehen.«
»Das ist übertrieben«, murmelte Gabriel. »Ich sehe die Menschen, die ich sehen will. Nur zufällig bin ich gern allein, und ich habe eine Abneigung gegen die sogenannte bessere Gesellschaft. Aber ich wüßte
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