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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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wollte nicht, daß sie ihm ein edles Herz und eine ritterliche Natur zuschrieb, aber ebensowenig wollte er, daß sie ihn für einen mordlustigen Piraten hielt.
    Er wollte einfach, daß Ehrlichkeit zwischen ihnen herrschte
    Sein Kiefer spannte sich an, als er sich vom Fenster abwandte Was auch immer geschehen mochte, auf jeden Fall wußte sie jetzt die Wahrheit. Zumindest waren sie in der letzten Nacht ehrlich zueinander gewesen.
    Sie hatte einen Mann geheiratet, der anfangs nur vorgehabt hatte, sie in sein Bett zu locken und der sie dann für seine Rachepläne hatte benutzen wollen. Am Ende hatte er sie wegen ihrer Abstammung, ihres Muts und aufgrund der Tatsache, da sie eine interessante Gesellschafterin war, geheiratet.
    Wenn das nicht reichte, um die Illusionen einer Dame von Liebe zu zerstören. Gabriel zuckte erneut zusammen. Er hätte den Mund halten sollen. Dann wäre jetzt alles viel einfacher.
    Aber vielleicht war es besser so. Schließlich war er stolz auf seine pragmatische, realistische Sicht der Dinge. Er war nicht länger der sentimentale, vertrauensselige, romantische junge Mann früherer Tage. Er war ein Mann, der der Welt entgegentrat, wie sie nun einmal war.
    Es war wichtig, daß Phoebe verstand, daß sie ihn nicht länger wie einen Schoßhund für ihre Abenteuer einspannen konnte. Er hatte die Rolle des edlen Ritters lange genug gespielt. Sie war jetzt seine Frau, und sie mußte wissen, wie ihr Ehemann wirklich war.
    Gabriel ging zurück an seinen Schreibtisch und nahm erneut die Feder in die Hand. Ein paar Minuten verbrachte er damit, die Spitze mit einem kleinen Messer zu schärfen. Dann setzte er sich und versuchte, ein, zwei Passagen von Ein gewagtes Abenteuer zu verbessern.
    Eine Stunde später, umgeben von einem Haufen zerknüllter Blätter, gab Gabriel den Versuch auf. Er ging die Treppe hinunter, um zu sehen, was Phoebe machte.
    Schließlich entdeckte er sie in der Bibliothek.
    Er öffnete geräuschlos die Tür und betrachtete sie einen Augenblick. Sein Magen zog sich schmerzlich zusammen, als er an die Ereignisse in seiner Hochzeitsnacht dachte.
    Phoebe hatte sich in einem Sessel am Fenster zusammengerollt. Ihre Füße hatte sie unter die Röcke ihres türkisfarbenen Kleides geschoben. Das bleiche Sonnenlicht, das durch das schmale Fenster fiel, tauchte ihr dunkles Haar in einen matten Glanz. Am Hals hatte sie einen steifen, kleinen Rüschenkragen.
    In Gabriel wallten Schuldgefühle auf. Wahrscheinlich hatte sie den ganzen Morgen geweint.
    »Phoebe?« fragte er sanft.
    »Ja, Mylord?« Sie sah nicht einmal von dem Buch auf, das in ihrem Schoß lag.
    »Ich bin gekommen, um zu sehen, was du gerade machst.«
    »Ich lese.« Sie sah immer noch nicht auf. Sie schien vollkommen in ihre Lektüre versunken zu sein.
    »Ich verstehe.« Gabriel schloß die Tür und ging durch das Zimmer. Vor dem Kamin blieb er stehen und blickte hinab auf ihren gesenkten Kopf. Er merkte, daß er nicht wußte, was er sagen sollte. Verzweifelt suchte er nach Worten. »Wegen gestern abend...«
    »Hmmm?«
    Ihr offensichtlicher Mangel an Interesse machte es nicht gerade leichter. Er atmete tief ein. »Ich entschuldige mich für den Fall, daß deine Erwartungen an die Hochzeitsnacht nicht erfüllt wurden.«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe, Mylord«, sagte sie, immer noch in das Buch versunken. »Ich bin sicher, daß Sie Ihr möglichstes getan haben.«
    Ihr herablassender Ton machte ihn noch verlegener. »Ja. Nun, das stimmt. Phoebe, wir sind jetzt Mann und Frau. Es ist wichtig, daß vollkommene Ehrlichkeit zwischen uns herrscht.«
    »Ich verstehe.« Phoebe blätterte eine Seite um. »Ich wollte mich auch nicht beschweren, denn schließlich haben Sie wirklich versucht, die Erfahrung so angenehm wie möglich für mich zu machen. Aber da Sie so großes Interesse an Ehrlichkeit haben, will ich Ihnen die Wahrheit sagen.«
    Er runzelte die Stirn. »Ach, ja?«
    »Natürlich. Um ganz ehrlich zu sein, Mylord, das Ganze war etwas enttäuschend.«
    »Ja, ich weiß, meine Liebe, aber das liegt nur daran, daß du vollkommen unrealistische Vorstellungen vom Eheleben hattest.«
    »Das fürchte ich auch.« Phoebe blätterte weiter und sah sich eine Zeichnung an. »Aber das ist zum Teil Ihre Schuld. Nach dem, was damals in Rantleys Labyrinth passiert ist, nahm ich an, ich würde bei der Vollziehung der Ehe ähnlich interessante Gefühle empfinden. Ich hatte mich wirklich darauf gefreut, aber zweifellos waren meine Erwartungen zu

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