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Verruchte Lady

Titel: Verruchte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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betrachte.«
    Er blieb kurz stehen und drehte sich zu ihr um. Seine Zufriedenheit zeigte er jedoch nicht. »Bitte? Ich dachte, das sei die Art von Beziehung, die du pflegen möchtest.«
    »Nein, natürlich nicht.« Sie runzelte konsterniert die Stirn. »Ich will, daß wir uns besser kennenlernen. Ich bin sicher, daß du lernen kannst, mich zu lieben, wenn du dir nur selbst eine Chance gibst. Ich will, daß wir, außer im Ehebett, wie Mann und Frau leben. Ist das etwa zuviel verlangt?«
    »Ja, Phoebe, das ist es. Wie gesagt, laß es mich wissen, wenn du bereit bist, eine richtige Ehefrau zu sein. Bis dahin werde ich dich als Gast betrachten.«
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging Gabriel in den Flur und stapfte an der Reihe von alten Rüstungen vorbei in Richtung der Treppe. Er würde heute nachmittag etwas zu Papier bringen, und wenn es ihn umbrächte. Er war fest entschlossen, diesen Tag sinnvoll zu beenden.
    Drei Tage später zog sich Phoebe erneut in Gabriels herrliche Bibliothek zurück, wo sie sich wieder in ihrem Lieblingssessel zusammenrollte.
    Während sie aus dem Fenster sah, mußte sie sich eingestehen, daß sie ernsthaft in Gefahr war, den mit grimmiger Höflichkeit ausgetragenen Krieg mit Gabriel zu verlieren. Sie wußte wirklich nicht, wie lange sie noch durchhalten konnte. Gabriels Sturheit kam ihrer sehr nahe.
    Vielleicht war sie von Anfang an dazu verurteilt gewesen, zu verlieren, einfach, weil sie verletzlicher war als er. Schließlich liebte sie ihn von ganzem Herzen, und das wußte er. Dieses Wissen brachte ihm einen gewissen Vorteil, wie sie trübe erkannte. Gabriel war clever genug, um zu wissen, daß er nur warten mußte, bis ihre Verteidigung zusammenbrach.
    Und was das schlimmste war - Phoebe machte ihrer Meinung nach nicht die geringsten Fortschritte, was ihr Vorhaben betraf, Gabriel beizubringen, sie zu lieben.
    Zwar ignorierte er sie nicht, aber er behandelte sie mit einer schrecklichen Höflichkeit, die sie beinahe in Tränen ausbreche ließ. Er stritt nicht mit ihr, hielt ihr keine Vorträge und beschwerte sich auch nicht darüber, daß sie ihren Pflichten als Ehefrau nicht nachkam.    
    Er behandelte sie wie einen Gast, genau wie er gesagt hatte, und das reichte, um Phoebe vor Enttäuschung mit den Zähne knirschen zu lassen.
    Gestern hatte sie auf der Suche nach Gesprächsstoff versucht, sich mit ihm über ein Buch zu unterhalten, das sie in seiner wunderbaren Bibliothek entdeckt hatte. Sie hatte beim Abendessen davon angefangen.
    »Du hast eine wirklich herrliche Ausgabe von Malorys Morte d‘Arthur«, hatte sie bemerkt, während sie ihr Kaninchen in Zwiebelsoße heruntergewürgt hatte.
    »Danke«, hatte Gabriel erwidert und ein Stück Kartoffel auf seine Gabel gespießt.
    Phoebe hatte es noch einmal versucht. »Ich erinnere mich noch daran, daß du an dem Abend in Sussex Mr. Nash nach einer ganz speziellen Ausgabe von Malorys Buch gefragt hast. Eine, die eine Inschrift auf dem Vorsatzblatt hat. Warum willst du das Buch, wenn du doch bereits eine so wunderbare Ausgabe besitzt?«
    »Die Ausgabe, nach der ich Nash gefragt habe, hat mein Vater mir zu meinem zehnten Geburtstag geschenkt«, hatte Gabriel erklärt. »Als ich England verlassen habe, war ich gezwungen, sie zu verkaufen.«
    Phoebe war entsetzt gewesen. »Du mußtest ein Buch verkaufen, das dir dein Vater geschenkt hat?«
    Gabriel hatte sie kalt angesehen. »Ich war gezwungen, alle Bücher, die ich von ihm geerbt hatte, zu verkaufen, ebenso wie meine eigene Bibliothek. Ich brauchte das Geld, um meine Reise in die Südsee zu finanzieren und dort ein neues Unternehmen aufbauen zu können.«
    »Ich verstehe.«
    »Wenn man überleben will, ist Sentimentalität ein Luxus, den man sich nicht leisten kann.«
    »Wie schrecklich, all die Sachen verkaufen zu müssen, die dir so viel bedeutet haben.«
    Gabriel hatte mit den Schultern gezuckt. »Das alles war Teil dessen, was ich damals gelernt habe. Die Kugel, die mir dein Bruder in die Schulter gejagt hat und die Art, in der dein Vater meine Investitionsgeschäfte kaputtgemacht hat, haben die Lektion vervollständigt. Ich habe es nie wieder zugelassen, daß meine Entscheidungen von meinen Gefühlen bestimmt werden.«
    Phoebe seufzte erneut, als sie sich an das Gespräch erinnerte. Gabriel beizubringen, sie zu lieben, würde wesentlich schwerer werden, als sie zunächst gedacht hatte. Sie starrte aus dem Fenster der Bibliothek in den grauen Nebel und fragte sich, ob überhaupt

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