Verruchte Lady
dich.«
»Aber du liebst mich nicht.«
»Ich habe nie behauptet, daß ich dich liebe.«
»Nein, aber ich hatte gehofft, daß du es lernen könntest«, erklärte Phoebe. »Darum bin ich heute das größte Risiko meines Lebens eingegangen.«
Er starrte sie ungläubig an. »Willst du damit sagen, daß die Hochzeit mit mir das größte Risiko ist, das du jemals eingegangen bist?«
»Ja.«
»Das ist, verdammt noch mal, eine Beleidigung«, sagte Gabriel. »Ich habe schließlich durchaus die Absicht, dir ein guter Ehemann zu sein.«
»Ach ja?«
Er trat einen Schritt vor und baute sich drohend vor ihr auf. »Ja. Und dafür erwarte ich, daß du dich wie eine gute Ehefrau benimmst.«
Phoebe legte den Kopf schief und musterte ihn aufmerksam. »Was ist deiner Meinung nach denn eine gute Ehefrau?«
Er packte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Seine Augen funkelten zornig. »Ich glaube, Sie versuchen bewußt, mich zu provozieren, Madam. Trotzdem werde ich Ihnen genau erklären, was ich von Ihnen erwarte. Ich erwarte den Respekt und den Gehorsam, den eine anständige Ehefrau ihrem Mann schuldig ist.«
»Ich respektiere dich durchaus, Gabriel. Aber Gehorsam war noch nie meine Stärke.«
»Nun, diese Fähigkeit kannst du zweifellos erlernen.«
»Um Himmels willen, Gabriel, du brauchst mich gar nicht s drohend anzusehen. Wir wissen beide, daß du mir den Gehorsam nicht einprügeln wirst.«
»Meinst du nicht?«
Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie eine Schritt zurückmachte. »Deine ritterliche Natur würde es dir niemals gestatten, die Hand gegen eine Frau zu erheben.«
»Zu deinem eigenen Besten rate ich dir, aufzuhören, dir einzureden, daß ich eine ritterliche Natur habe.«
»Ich hoffe, du willst mir nicht auch noch die allerletzte Illusion zerstören.« Sie ging hinüber zum Bücherschrank und öffnete die Glastür.
»Was zum Teufel meinst du damit?« fragte Gabriel.
»Du hast mir erzählt, daß Neil Baxter, der einzige Mann, der jemals behauptet hat, mich reinen und edlen Herzens zu lieben, mich belogen hat.« Phoebe nahm Die Lady im Turm aus dem Schrank. »Statt dessen bin ich mit einem Mann verheiratet, der behauptet, daß er mich nicht im geringsten liebt, was das Schlimmste ist, was ich mir vorstellen kann. Alles in allem, Mylord, war es nicht gerade der Hochzeitstag meiner Träume.«
»Phoebe -«
»Gute Nacht, Mylord.« Phoebe preßte das schwere Buch an ihre Brust und ging zur Tür.
» Verdammt , Phoebe, ich will mit dir reden.«
»Worüber? Über Ritterlichkeit? Glaube mir, darüber weiß ich inzwischen gut genug Bescheid. Ich brauche keine weiteren Belehrungen zu diesem Thema.«
Sie öffnete die Tür und stieg die Wendeltreppe hinab. Die Steinstufen waren sehr kalt unter ihren nackten Füßen.
Kapitel 13
Warum in aller Welt hatte er nur nicht den Mund gehalten? Gabriel warf seine Feder auf den Schreibtisch und gab den Versuch zu schreiben auf. Er erhob sich und ging hinüber zum Fenster. Es regnete. Das Seil, das er gestern abend benutzt hatte, schwang immer noch vor der Scheibe hin und her.
Ja, er hätte wirklich den Mund halten sollen, als er wach geworden war und gesehen hatte, daß Phoebe ihre Ausgabe von Die Lady im Turm in seinem Bücherschrank anstarrte.
Es war richtig, daß er ihr erklärt hatte, wie er an das Buch gekommen war und daß er ihr die Wahrheit über Neil Baxter gesagt hatte, aber den Rest hätte er ihr niemals erzählen dürfen.
Er zuckte zusammen, als er an seine kurze Predigt über Respekt und Gehorsam dachte. Eine Frau in ihrer Hochzeitsnacht an solche Dinge zu erinnern, war wahrscheinlich nicht gerade der beste Weg, um sie davon zu überzeugen, daß die Hochzeit eine brillante Idee gewesen war.
Wenn sie glauben wollte, daß er sich gleich zu Anfang in sie verliebt hatte und daß seine Absichten die ganze Zeit ehrenwerter Natur gewesen waren, weshalb ließ er sie dann nicht in diesem Glauben?
Warum hatte er das Bedürfnis gehabt, all ihre Illusionen bezüglich seiner Person zu zerstören?
Gabriel hatte den ganzen Tag darüber gebrütet, aber er wußte immer noch nicht genau, weshalb er es getan hatte.
Er war außer sich gewesen, als sie gestern morgen davongelaufen war. Und er war noch wütender gewesen, als sie sich gestern abend im Turmzimmer eingeschlossen hatte. Und zugleich hatte er Angst gehabt. Das ließ sich nicht leugnen. Er hatte Angst gehabt, daß sie Die Lady im Turm entdecken würde, ehe er ihr alles erklären konnte.
Er
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