Verrueckt nach Brause
nur tätig wird, wenn ich an
mich glaube und an das, was ich tue. Man erntet, was man sät, denke ich noch
und Du, Grete, hast gerade auf jeden Fall geerntet, was Du gesät hast.
Im Restaurant
angekommen, sucht Grete schnell das Weite. Sie setzt sich genau ans andere Ende
der Tafel. Was soll’s, denke ich. Wer konnte auch ahnen, dass die so streng
gläubig ist? Ich finde schnell andere Gesprächspartner. Das Kirchenthema
spreche ich aber lieber nicht mehr an. Die Zeit vergeht wie im Fluge, im Nu ist
es halb vier. Als Sandra mich fragt, ob wir noch mit zu ihr nach Hause zum
Kaffee kommen, habe ich gleich meine Lieblingsausrede parat, die jeder
verständnisvoll nickend akzeptiert:
„Tut mir leid, aber
der Hund kann nicht noch länger alleine bleiben.“
Und so machen Tom
und ich uns gegen ¼ vor 4 auf den Weg nach Hause.
Als wir in die
Wohnung kommen, freut Ben sich unbändig, und wir gehen erst einmal mit ihm
Gassi.
Abends, als mein
Sohn schläft, sitze ich natürlich wieder vor dem PC. Was ist das? Schon wieder
eine Nachricht von meinem alten Klassenkameraden Thomas? Kann der meine Antwort
auf seine Kaffeeeinladung nicht abwarten? Ich öffne die Mail und staune, als
ich lese:
Hallo Birgit,
ein nein danke hätte es auch getan. Alles Gute wünsche ich Dir für Dein
weiteres Leben.
Thomas
Was für ein Spinner.
Ja, hat der denn geglaubt, ich würde aufgrund seiner Kaffeemail sofort vor
Freude ausflippen und stehenden Fußes einen Termin mit ihm vereinbaren? Da
fühlt sich wohl jemand in seiner Eitelkeit gekränkt, geht es mir durch den
Kopf, als ich auf den Button „Mitglied sperren“ drücke. So, denke ich
triumphierend, wenn der noch mal versucht, mich anzuschreiben, sieht er gleich,
dass ich ihn gesperrt habe.
Es ist doch echt zum
Heulen. Der eine, von dem man sich eine Einladung wünscht, rührt sich nicht und
von so einem Spasti kriegt man sofort eine. Ich denke an Madame Margos Rat und
beschließe, Dirk nun endlich zu fragen. Er ist eh offline, und so habe ich genug
Zeit, mir etwas auszudenken.
Als ich gerade
anfangen will, zu schreiben, sehe ich, dass Dirk mir eine Nachricht schreibt.
Kurz danach lese ich seine Mail:
Hallo Birgit,
na, wie war Dein Samstag noch? Bist Du noch auf die Rolle gegangen?
Nächstes Wochenende habe ich frei. Was hältst Du davon, wenn wir uns dann mal
sehen würden?
Dein Dirk
Mensch, bin ich ein
Glückspilz. Schnell antworte ich:
Hi Dirk,
ich bin dann gestern doch nicht mehr weggegangen, weil mir später
einfiel, dass ich heute früh aufstehen musste, da wir zu einer Kommunion
eingeladen waren. Gerne würde ich mich mit Dir treffen. Was hältst Du von
nächstem Samstag, 15 Uhr, im Eiscafé Alfredo?
Deine Birgit
Und so kommt es,
dass wir an diesem Abend endlich, endlich unsere erste Verabredung stehen
haben. Ich bin jetzt schon total aufgeregt.
Kapitel
18
Am nächsten Morgen
im Büro frage ich Sandra ganz beiläufig:
„Und, hat Deine
Mutter noch was gesagt?“
„Was meinst Du? Was
soll sie denn gesagt haben?“, entgegnet Sandra erstaunt.
Offensichtlich hat Grete
nichts von unserer kleinen Meinungsverschiedenheit erzählt. Ist mir auch lieber
so, denn im Nachhinein betrachtet, ist mir das Ganze etwas peinlich. Konnte ich
denn nicht zur Abwechslung mal meine große Klappe halten? Deshalb sage ich zu
meiner Kollegin:
„Och, nur so, ob es
ihr gefiel.“
„Doch, natürlich hat
es ihr gefallen. Schließlich hat die Enkelin nur einmal im Leben Kommunion, und
wir waren alle ganz schön stolz. Wieso, gefiel es Dir denn nicht?“
„Doch, doch, klar,
und wie hübsch Marla in ihrem weißen Kleid aussah“, sage ich ablenkend, denn
ich will das Kommunionsthema nun nicht weiter vertiefen. Und es klappt, denn
jetzt zählt Sandra mir eingehend alle Details des Kleides auf vom Preis – bei
dem ich schlucken muss – bis hin zu dem Drama, die dazu passenden Schuhe zu
finden.
Nachmittags kommt
Caro unangemeldet vorbei. Wie so oft, wenn ich niemanden erwarte, ist meine
Wohnung das reinste Chaos. Überall liegt was herum, der Boden ist voller
Hundehaare. Als ich Caros umherschweifenden Blick bemerke, sage ich:
„Bei mir kann man
nicht vom Boden essen, aber das muss auch keiner.“
Worauf sie
entgegnet:
„Wieso? Mit dem, was
hier alles rumliegt, krieg ich locker 'nen Teller voll.“
Wir lachen uns
scheckig.
„Was führt Dich zu
mir, Süße?“,frage ich meine Freundin.
„Ach, ich dachte,
ich komme mal auf eine Tasse Kaffee vorbei“, sagt sie und sieht
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