Verrueckt nach Brause
zu locken:
Ich weiß noch gar nicht so recht, wohin und mit wem. Mal schauen, was
sich heute noch so ergibt.
Daraufhin schreibt
er:
Ich habe dieses Wochenende meinen Jungen hier, ansonsten hätte ich mich
gerne angeschlossen.
Na toll. Das wär
jetzt die Gelegenheit gewesen. Aber auf der anderen Seite ist es auch ganz gut,
dass es heute noch nicht geklappt hat, denn morgen sind Tom und ich auf die
Kommunion der Tochter meiner Arbeitskollegin Sandra eingeladen. Wir müssen
schon um 11 Uhr in der Kirche sein und da ich vorher noch mit dem Hund gehen
und Tom bei seinem Vater abholen muss, werde ich spätestens um 8 Uhr aufstehen.
Auf die Rolle gehen, wäre also heute eh nicht das Vernünftigste gewesen.
Und so nehme ich mir
ganz feste vor, Dirk nächste Woche um ein Treffen zu bitten. Kommt Zeit, kommt
Rat.
Kapitel
17
Als um 7:30 Uhr mein
Wecker klingelt, würde ich mich am liebsten noch mal umdrehen. Sonntagmorgen
und so früh aufstehen, ist nichts, was sich für mich miteinander vereinbaren
lässt. Hätte ich doch bloß nicht zugesagt, dass wir um elf in die Kirche
kommen. Cleverer wäre es gewesen, erst um 12:30 Uhr im Restaurant zum
Mittagessen zu erscheinen. Aber das erschien selbst mir zu unhöflich. Das sieht
ja dann so aus, als käme man nur, um sich vollzufressen.
So quäle ich mich
aus dem Bett, frühstücke und gehe dann schnell ein Stückchen mit Ben spazieren.
Schließlich ist der heute lange alleine, und wir wollen ja nicht, dass ein
Malheur passiert.
Pünktlich um 10:15
Uhr – wie verabredet – klingele ich bei Carsten, um Tom abzuholen. Mir öffnet
mein Sohn im Schlafanzug.
„Das ist ja wohl
jetzt nicht Dein Ernst, Carsten. Tom sollte um 10:15 Uhr fertig sein. Wir
müssen um 11:00 Uhr in der Kirche sein“, schnaube ich wütend.
„Bin gleich fertig,
Mama“, sagt mein Sohn und läuft ins Badezimmer.
Derweil lege ich ihm
schon mal seine Anziehsachen zurecht, damit es gleich schneller geht.
Carsten guckt nur
doof. Das konnte er in solchen Situationen schon immer am besten.
Was ich mit dem
während unserer Ehe für Schoten erlebt habe, geht auf keine Kuhhaut.
Einmal wurde ich
nachts wach, weil es plötzlich ganz warm an meinen Beinen wurde, warm und nass.
Carsten lag neben mir und schlief, bis er durch meinen Aufschrei hochschreckte
und mich mit seinem dösigen Blick anschaute und sagte: „Ich habe geträumt, ich
wär auf Toilette.“ Das war vielleicht 'ne Sauerei, konnte ich mitten in der
Nacht erst mal das Bett frisch beziehen. Ja, manchmal hatte ich bei ihm echt
den Eindruck, dass er nichts rafft. Vor allem hat er meine Probleme nie
begriffen, die interessierten ihn überhaupt nicht.
Nie werde ich den
Abend vergessen, als er mich nach einem Streit mal wieder einfach alleine in
der Wohnung sitzen ließ. Tom übernachtete bei meinen Eltern. Jedenfalls hatte
ich – wie so oft – versucht, mit Carsten zu reden, er verstand alles falsch,
war nachher total beleidigt, und dann hat er sich ,wie so oft, aus der Affäre
gezogen, indem er einfach gegangen ist. Das hat mich dermaßen wütend gemacht,
dass ich in meiner Rage am Küchentisch alleine eine Flasche Wein getrunken
habe. Mit steigendem Alkoholpegel, stieg auch mein Selbstmitleid rasant an, und
dann habe ich in meinem besoffenen Kopf einen teuflischen Plan entwickelt. Ich
habe mir überlegt, dass ich dem Arschloch mal so richtig einen Schrecken
einjagen würde. Der sollte schon sehen, was er davon hat, mich hier einfach
sitzen zu lassen. Also bin ich ins Badezimmer gewankt und habe das
Medizinschränkchen geplündert. Alles, was ich an Tabletten gefunden habe, habe
ich mit in die Küche genommen.
Nach weiteren drei
Gläsern Wein, kam Carsten dann endlich zurück nach Hause, während ich total
betrunken und verheult am Küchentisch saß, um mich herum lauter leere
Medikamentenverpackungen. Den Inhalt hatte ich – pfiffig trotz Suffs – vorher
versteckt. Der sollte jetzt ruhig denken, ich wär lebensmüde. Als er mich so
mehr liegen als sitzen sah mit dem ganzen Tablettendebakel, fragte er dann
doch:
„Die hast du doch
wohl nicht alle genommen?“, worauf ich entgegnete:
„Ich weiß es nicht
mehr.“
Und was macht der
dann? Sagt: „Aha“ und geht ins Bett. Zum Glück war ich zu betrunken, um noch
einen weiteren Streit vom Zaun zu brechen, aber als ich mir die Szene am
nächsten Tag im nüchternen Zustand noch mal ins Gedächtnis rief, habe ich nur
gedacht: Entweder bist du dem total egal oder der rafft nicht viel.
Während
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