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Verrueckt nach Brause

Verrueckt nach Brause

Titel: Verrueckt nach Brause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Groger
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ich immer
noch auf meinen Sohn warte, fällt mir noch die Geschichte vom verschwitzten
Waschlappen ein. Was habe ich das immer gehasst, wenn Carsten, er ist
Kfz-Mechaniker, total dreckig und verschwitzt von der Arbeit kam und keine Lust
mehr hatte, duschen zu gehen. Dann hat er sich oftmals nur am Waschbecken
gewaschen, was an sich ja gar nicht so tragisch wäre, hätte er sich nicht mit
einem Waschlappen gesäubert, den er nach getaner Katzenwäsche, dann jedes Mal
zum Trocknen über die Heizung gehängt hat. Das war vielleicht immer ein Gestank
im Badezimmer. Was hatten wir oft Streit wegen des verschwitzten Waschlappens.
Nee, den Mann würde ich nicht zurückhaben wollen.
    Da reißt mich mein
Sohn aus meinen Tag(alp)träumen und verkündet, dass er nun fertig zum Gehen
sei.
    Um 10:40 Uhr sitzen
wir dann endlich fahrbereit in meinem Auto. Ich könnte einen Anfall kriegen.
Die Kirche ist am anderen Ende der Stadt und Parkplätze findet man da gleich
bestimmt nicht mehr. Und genauso sieht’s aus, als wir um 10:56 Uhr ankommen.
Kein Parkplatz weit und breit. Nachdem ich fluchend gefühlte fünfmal um den
Block gefahren bin, entdecke ich eine Parklücke, leider mehrere Straßen von der
Kirche entfernt. Und so erreichen wir – ich nassgeschwitzt – um 11:15 Uhr die
Kirche. Ist ja toll, dass ich dafür um 7:30 Uhr aufgestanden bin, weil ich ja
keinen Stress haben wollte. Aber dafür sorgt der Exmann schon.
    Wir sind natürlich
die Letzten. Die Zeremonie hat schon angefangen und wir haben Stehplätze. Jetzt
bereue ich noch mehr, dass ich nicht nur zum Essen gekommen bin. Bis 12 Uhr
stehen wir uns die Beine in den Bauch. Außerdem langweilen mein Sohn und ich
uns zu Tode. Es wird gepredigt und gesungen und gesungen und gepredigt. Die
Kommunionskinder müssen dem Pfaffen allerhand gläubiges Zeug nachschwätzen und
ich habe nicht den Eindruck, dass die Kleinen überhaupt eine Ahnung haben, was
sie da alles geloben. Als das Ganze um kurz nach 12 Uhr zu Ende geht, bin ich
heilfroh.
    Wir verlassen die
Kirche und wenig später kommt auch das frisch kommunierte Kind aus der Kirche.
Heißt es kommuniert? Hört sich irgendwie komisch an. Na, auf jeden Fall kommt
Sandras Tochter Marla, die gerade Kommunion hatte, stolz aus der Kirche.
Schnell gratuliere ich und begrüße nun auch Sandra und deren Familie.
    Es wird abgemacht,
dass man sich um 12:30 Uhr im Restaurant trifft. Meine Kollegin bittet mich
noch, ihre Mutter Grete in meinem Auto mitzunehmen.
    „Klar, kein
Problem“, sage ich.
    Ich kenne Grete von
einigen Geburtstagen als freundliche und ruhige Frau.
    Auf der Fahrt zum
Restaurant mache ich meinem angestauten Ärger Luft und sage zu meinem Sohn:
    „Also, das müssen
wir uns aber noch überlegen, ob wir Dich in ein paar Jahren konfirmieren
lassen, wenn das genauso ist wie bei den Katholiken. Das war ja in der Kirche
alles die reinste Farce.“
    „Dann habt ihr wohl
den Sinn verfehlt“, zischt Grete von der Rückbank.
    „Wie bitte?“, frage
ich. Ich glaube, mich verhört zu haben.
    „Dann habt ihr wohl
den Sinn verfehlt“, wiederholt sie tapfer etwas lauter.
    Ich merke, wie eine
Welle der Wut in mir hochsteigt und sage:
    „Wie meinst Du das,
den Sinn verfehlt? Haben wir den Sinn des Lebens verfehlt, weil wir keine
Katholiken sind? Man kann auch an andere Dinge glauben.“
    „An was denn?“,
zischt sie erneut.
    „Da gibt es viele
Möglichkeiten. Deine Haltung finde ich jedenfalls sehr intolerant. Ich habe
lediglich versucht, meinem Sohn klarzumachen, dass er sich nur dann
konfirmieren lassen soll, wenn er an das Ganze glaubt. Dann finde ich das
völlig o.k., aber nicht nur der Geldgeschenke wegen. Das ist nämlich meines
Erachtens für die meisten Kinder der Grund, und ich glaube viele Eltern machen
das Ganze nur, weil es immer schon so war, und was sollten auch sonst die Leute
denken.“
    „Hm“, macht Grete,
und ich wettere gleich weiter:
    „Oder ist Sandra
vielleicht streng gläubig?“
    „Nein“, sagt Grete.
    Beim Blick in meinen
Rückspiegel sehe ich ihr mittlerweile verzweifeltes Gesicht. Ich kann aber auch
ein Drachen sein. Jetzt tut sie mir fast schon wieder leid. Mein Sohn sitzt
ebenfalls schweigend auf der Rückbank und den Rest der Fahrt sagt auch keiner
mehr etwas.
    Ich sinniere noch in
Gedanken, an was genau ich eigentlich glaube und komme zu dem Schluss, dass ich
eher an das Universelle glaube, an die Kraft der Elemente, deren Zusammenspiel
und vor allem mein ureigenstes höheres Selbst, das

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