verrueckt nach dir
geantwortet? War es überhaupt möglich? Ich war auf einmal so überwältigt, dass ich Tränen in den Augen hatte. Schnell stand ich auf, um ihm seinen gewünschten Kakao zuzubereiten. Ich suchte die Schränke nach dem Pulver ab, doch ich konnte es einfach nicht finden.
»Kakao fehlt ... fehlt ... fe-ehlt!«, rief Yvo, jetzt deutlich lauter und ungeduldiger.
Ich spürte, dass er sich immer mehr aufregen würde, und eine kleine Panik beschlich mich.
»Warte Yvo, bitte ...«, sagte ich mit einem flehenden Unterton. »Ich geh mal ganz schnell Sergio fragen. Ich bin gleich wieder da und mach dir dann deinen Kakao, okay, versprochen ... bin gleich wieder da. Nicht schreien, ja ... ich mach ganz schnell.«
Hastig lief ich zurück in Sergios Zimmer und fand ihn, wie ich ihn zurückgelassen hatte. Er schlummerte friedlich wie ein Baby.
Ich legte meine Hand auf seine Schulter und rüttelte ihn ein klein wenig. »Sergio, ich muss dich was fragen! Sergio ...!«
Er reagierte nicht.
Ich sprach ihn wieder an, diesmal lauter: »Sergio, bitte ...«
Plötzlich schlang er einen Arm um meine Taille und zog mich wie ein Kissen an sich, drückte mich gegen seine Brust, und hielt mich in seiner Umklammerung fest. Ich hörte, wie er einen tiefen Atemzug an meinem Nacken machte.
»Sergio, ich muss dir was sagen ...«, begann ich wieder. Ich lag mit dem Rücken an ihn gepresst und konnte sein Gesicht nicht sehen.
»Mmh ...«, nuschelte er in mein Haar.
Er schien nicht wirklich wach zu sein. Doch das sollte sich im nächsten Augenblick schlagartig ändern!
»Yvo sitzt in der Küche und will seinen Kakao«, sagte ich mit gedämpfter Stimme, weil ich nicht mit aller Wucht in seinen Halbschlaf eindringen wollte.
»Was?« Sergio schoss hoch wie eine Rakete und sah mich ungläubig an. »Wieso ist er schon wach?«
»Keine Ahnung ...«, antwortete ich.
»Er sitzt in der Küche, sagst du?«
»Ja. Ich hab ihm sein Brot gemacht, weil er immer ‚vier Viertel‘ gesagt hat, aber ich hab das Kakaopulver nicht gefunden.«
Sergio sah mich so verdutzt an, als könne er unmöglich auch nur ein Wort von all dem, was ich gesagt hatte, glauben.
»Ich wollte dich nur fragen, wo das Pulver steht, damit ich ihm seinen Kakao machen kann. Er wartet drauf, und ich glaube, er wird schon ungeduldig«, fuhr ich fort.
Sergio sprang vom Bett auf. »Das ist ja der Wahnsinn, Lexi«, sagte er außer sich. »Yvo hat sich von dir sein Brot machen lassen?«
»Ja, wieso?«, erwiderte ich, erstaunt über seine Begeisterung, aber auch ein wenig abgelenkt von seinem nackten Oberkörper, auf dem die Tattoos leuchteten und die Muskeln klar definiert hervortraten, dass ich schlucken musste.
Er machte einen Satz auf mich zu und gab mir einen überschwänglichen Schmatzer auf den Mund. »Du!«, raunte er und deutete mit dem Zeigefinger auf mich. »Der Wahnsinn ist das!« Dann stürzte er aus dem Zimmer und ich folgte ihm sofort hinterher.
Wir hörten Yvos Stimme schon im Flur. »Der Kakao feee-eeehlt!«, schrie er immer wieder. »Der Kakao feee-eeehlt!«
In der Türschwelle nahm Sergio von einem Moment auf den anderen seine Hektik raus und benahm sich ganz besonnen. »Hey, Großer!«, rief er seinem Bruder zu. »Du bist ja früh wach heute. Ich mach dir gleich deinen Kakao, warte ... gleich kriegst du ihn.«
Er nahm Milch und eine runde, hohe Dose aus dem Kühlschrank, holte aus einer Schublade einen kleinen Löffel hervor und ging zum Tisch. Yvo war nun still und wartete mit gesenktem Kopf, ohne auch nur einen Piep von sich zu geben.
Ich stand etwas entfernt und beobachtete die beiden.
Sergio befüllte Yvos Tasse mit Milch und gab drei gehäufte Löffel Kakaopulver hinzu. Dann begann er, mit einem liebevollen Gesichtsausdruck, darin zu rühren. Plötzlich legte Yvo seine Hand auf Sergios. Ich fragte mich, was er damit bezwecken wollte, und auch Sergio machte eine fragende Miene. Er hielt inne und beugte sich ein wenig zu dem Kleinen herunter, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Yvo, so geht‘s nicht, musst meine Hand schon loslassen«, sagte er sanft.
»Yvo rührt«, gab der Kleine tonlos zurück.
Sergio sah kurz stirnrunzelnd zu mir rüber und wandte sich wieder seinem Bruder zu. »Du willst rühren? Kein Problem ...« Er zog seine Hand weg und überließ ihm den Löffel.
Jetzt rührte Yvo seinen Kakao selber und nickte dabei. Ich war mir nicht sicher, aber irgendwie sah er so aus, als würde er ein wenig lächeln.
Sergio verschränkte die Arme vor
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