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verrueckt nach dir

verrueckt nach dir

Titel: verrueckt nach dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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Metern auf und ließ sich mit hochrotem Kopf auf eine Wiese fallen. »Ich muss so `n Scheiß nicht mitmachen«, schimpfte er. Und Adriana war entsetzt darüber, wie schlapp wir alle im Gegensatz zu Sergio und Bojan waren. »Lexi, wir müssen mal ernsthaft über unsere Fitness reden«, fing sie an. »Das ist ja echt peinlich ...«
    Sergio bedrückte seine finanzielle Situation mehr als er zugab, und dass er seine Mutter nach Geld fragen musste, empfand er als besonders schlimm. Manchmal sah er mich betrübt an und meinte, dass er es hasse, mir nichts bieten zu können. Natürlich versuchte ich ihm diesen Unsinn auszureden und ihn davon zu überzeugen, dass ich außer ihn nichts weiter brauchte, um glücklich zu sein, aber Sergio hatte da ganz klare Vorstellungen.
    Unter den gegebenen Umständen musste das schicke Cabrio weiterhin auf neue Reifen samt Felgen warten. Wie Sergio es vorausgesehen hatte, wollte die Autoversicherung nicht für den Schaden aufkommen. Nach einigem Hin und Her willigte sie wenigstens ein, einen geringen Teil der Unkosten zu übernehmen. Aber das half kaum weiter. Bojan kochte deswegen vor Wut. »Mann, tut mir echt leid für dein Baby«, sagte er einmal, als wir ihn im Schmuckgeschäft seiner Eltern aufsuchten, um seinen Wagen auszuleihen.
    Aber Sergio zuckte nur mit den Schultern. »Es ist bloß ein Auto, Bo, nicht mein Baby, auch wenn ich es liebe.«
    In der Schule tauchte Sergio gar nicht mehr auf. Niemand konnte etwas dagegen sagen, da er volljährig und auch nicht mehr schulpflichtig war, und immerhin seinen MSA schon hatte. Einmal sprach Herr Blum, sein Astrophysiklehrer, Adriana im Schulflur an und fragte nach ihm. Als sie ihm beteuerte, dass Sergio bald wiederkommen würde, war er etwas beruhigt. »Na ja, dem Jungen traue ich wirklich alles zu«, sagte er, ohne es näher zu erläutern. Aber da seine grauen Augen zuversichtlich lächelten, konnte man seine Bemerkung als positive Prognose für Sergio deuten.
    Meine Mutter hingegen fand es keineswegs lustig.
    Sie wusste über alles Bescheid, nachdem ich ihr eines Abends bei einer Tasse Tee Sergios Situation geschildert hatte. Es war verflixt, aber ich konnte ihr nichts vormachen und sie belügen schon mal gar nicht. Und da Sergio angefangen hatte, immer öfter bei uns zu übernachten, war es unumgänglich, ehrlich zu ihr zu sein, um ihr Vertrauen nicht zu verlieren. Immerhin schob sie ihre Skepsis und Ängste beiseite und besann sich darauf, dass sie ihn eigentlich mochte. Vielleicht wollte sie einfach keinen Streit mit mir, möglich war aber auch, dass sie von ihrem Job und ihren eigenen Problemen genug vereinnahmt war. Sie hatte wieder diesen grüblerischen Blick, den sie beim Erledigen von alltäglichen Dingen wie staubsaugen aufsetzte, und dazu die zu einem dünnen Strich zusammengepressten Lippen. Ihren wenigen Erzählungen von der Arbeit konnte ich entnehmen, dass Derek Bender offenbar noch nicht aufgegeben hatte, sie für sich gewinnen zu wollen. Ich wusste allerdings zu genau, wie sehr meiner Mutter mein Vater wieder im Kopf herumgeisterte. Ich hätte deswegen die Wände hochgehen können, aber Sergio sagte etwas Erstaunliches: »Sie hat ein Recht auf ihren Kummer, solange sie möchte.«
    Ich sah ihn verdutzt an und dachte darüber nach. Dann war ich so geflasht, dass ich heulen musste. Mit Sicherheit hatte ich meiner Mutter unbewusst ein viel zu schlechtes Gewissen gemacht, weil mich ihr Kummer seit Jahren schon belastete und nervte und ich ihn am liebsten wie eine unnütze Gliedmaße amputiert hätte. Sergio nahm mich in die Arme, bis ich wieder ruhig atmen konnte, und zum ersten Mal, seit wir uns kannten, fragte er mich, ob ich über meinen Vater reden wolle. Ich schüttelte den Kopf, war aber so gerührt, dass ich ihn minutenlang ansehen musste.
    Sergios regelmäßiges Training schien wie ein Aufputschmittel zu wirken. Er zog es tagsüber durch, wenn ich in der Schule war, und abends trafen wir uns. Er kam dann frisch geduscht und sah so sexy aus, dass ich manchmal unserer Unterhaltung nicht folgen konnte. »Wo bist du denn mit deinen Gedanken, Lexi?«, wollte er dann schief grinsend wissend. Er war aufgekratzt und hatte ein unglaubliches Redebedürfnis, als wollte er einfach alles über mich wissen, was es zu wissen gab.
    Er brachte mich so weit, dass ich ihm sämtliche meiner Bilder zeigte. Mein Herz polterte an diesem Tag so laut, dass ich dachte, er müsste es hören. »Wow! Die sind gut, Lexi, alle Achtung«, sagte er

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