verrueckt nach dir
ehrlich begeistert, und mir fiel ein Stein vom Herzen.
Und dann hatte ich einen Einfall!
»Sergio, lass uns für Yvo eine Staffelei und Aquarell-Farben kaufen und schauen, was er damit anfängt.«
Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und schien zu grübeln, wie ich plötzlich auf so eine Idee kam.
»Er hat doch früher gerne gemalt und gezeichnet, hast du gesagt, diese Pixel-Bilder ... Und du hast ihm daraufhin Lego gekauft. Vielleicht hat er Lust, wieder zu malen, wenn ich es ihm zeige?«
Die Situation mit Yvo war für Sergio nämlich nicht einfach. Der Kleine hatte sein Lego-Einkauf-Ritual einfach so abgeschafft und baute in letzter Zeit die Einzelteile aus seinen vielen Kisten zu einem großen Ganzen zusammen, als hätte er ein Riesenbauprojekt zu realisieren. Das Gute daran war die Tatsache, dass es zwischen Sergio und Jelena keinen Streit mehr wegen Geld für Spielzeug gab. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob Yvo nicht viel mehr checkte, als es den Anschein hatte? Das konnte doch kein Zufall sein?
Jelenas Zugang zu ihm schien auch besser zu werden, denn sie konnte ihn mit zu ihrer Schwester nehmen, ohne dass er sich gestresst fühlte. Sie durfte manchmal über seinen Kopf streichen und konnte ruhig bleiben, wenn er zu summen anfing.
Oh, und Yvo schnitt jetzt sein Brot selber! Natürlich in vier Teile und mit seinem üblichen Spruch »Vier Viertel sind gut!«
Sergio wusste, das waren keine schlechten Entwicklungen, aber sie trafen ihn dennoch mitten ins Herz.
Ich versuchte dann seine Stirnfalten zu vertreiben und küsste und lenkte ihn ab, so gut ich konnte.
»Also, was hältst du von der Idee?«, fragte ich gespannt.
»Kostet bestimmt `ne Menge ...«, gab er zurück.
»Lass mich die Farben und Pinsel spendieren, Sergio, bitte! Und er kann meine Staffelei geliehen bekommen. Ich brauche sie erstmal nicht.«
Nur zögernd willigte er ein.
Doch ich hatte ins Schwarze getroffen.
Yvo beobachtete mich aufmerksam, wie ich die Staffelei vor seinem Fenster aufbaute und dann mit dem Malen loslegte. Er stand schräg hinter mir und starrte fasziniert auf die Leinwand.
Irgendwann hielt ich ihm den Pinsel hin und ohne mich anzusehen, nahm er ihn. »Lex«, murmelte er, und ich nickte erfreut. »Ja, jetzt kannst du malen, Yvo.«
»Lex!«
Sergio lehnte gegen den Türrahmen und traute seinen Augen und Ohren kaum.
»Lex«, sagte Yvo wieder. »Lex ist gut.«
Wir ließen ihn in Ruhe experimentieren. Als wir nach einer Stunde nach ihm schauten, hatte er sein Zimmer gemalt, einschließlich des Riesenlegobauwerks. Das Bild sah fantastisch aus.
Dieses und alle seine anderen Werke wären sicher dem Impressionismus zugeordnet worden, erklärte ich Sergio und den anderen, die staunende Gesichter machten.
In Sergios Blick konnte man die Erleichterung, Freude und auch den Stolz wegen Yvo deutlich erkennen.
Er begriff, dass er sich ohne schlechtes Gewissen auf sich selbst konzentrieren durfte ... dass er dadurch Yvo nicht vernachlässigte.
Der Rückkampf zwischen Sergio und Yuri Rutschenko sollte angeblich Anfang November stattfinden, aber wann und wo genau würde im letzten Moment feststehen.
Es war also nicht mehr lange hin.
Sergio sah wirklich fantastisch aus. Beeindruckend und imposant! Seine Muskeln waren klar definiert und geschmeidig, Bizeps und Beine hatten an Masse zugenommen und waren steinhart, sein Sixpack auf dem besten Weg, ein Eightpack zu werden. Und aus seinen Augen blitzte die Entschlossenheit, zu gewinnen und eine Menge Geld einzustecken.
Er machte schon Pläne.
Er sagte, dass er gerne mit mir verreisen würde ... Ich starrte ihn ungläubig an. Und dann musste er es wiederholen, weil ich dachte, ich hätte mich verhört!
»Ich will mal ein anderes Land sehen, Lexi! Mal rauskommen aus Berlin ... Und ich will das mit dir tun! Wir könnten in den Ferien irgendwohin fahren ...«
Ich war komplett aus dem Häuschen. OH.MEIN.GOTT! Mein Innerstes bebte vor Aufregung. Nur Sergio und ich ... irgendwo weit weg von Zuhause? ... Vielleicht an einem weißen Palmenstrand? So wie der auf Adrianas Fototapete. Bei dieser Vorstellung lief ein ganzer Film vor meinem geistigen Auge ab, und meine Wangen erröteten ...
Wenn ich morgens aufwachte und Sergio neben mir lag, versuchte ich, nicht an seinen bevorstehenden Kampf zu denken. Mein Schultag verlief dadurch viel entspannter, und ich konnte mich besser auf den Unterricht konzentrieren. Adrianas Laune war ohnehin bestens, Tendenz steigend, denn Joshua
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