verrueckt nach dir
Sonnenstrahl traf. Ein Ziehen ging durch meine Magengegend. »Hast du deshalb diese komischen Andeutungen gemacht ... von wegen, du seist kein Abi-Typ und so ... weil du in was drinsteckst ?«
Er sah zum Fenster. »Ich brauch mir nichts vorzumachen.«
»Was? Aber du hast doch Janna wegen Schule immer ermahnt. Sie hat‘s mir oft genug erzählt«, erinnerte ich ihn.
»Ich werd‘s auch weiterhin tun.«
»Ja, das macht Sinn ...«, stöhnte ich augenrollend.
Wir schwiegen eine Weile.
Er veränderte seine Sitzposition ein wenig, sodass sich jetzt unsere Arme berührten. Der Wunsch nach noch mehr Nähe durchfuhr mich, aber ich gab ihm nicht nach.
»Du bist aus dem Gleichgewicht, Sergio«, kam es wenig später aus meinem Mund, ohne dass ich es verhindern konnte. Es war ein Gedanke, der mich schon eine Weile heimsuchte. Ich warf ihm einen unsicheren Seitenblick zu.
Er stutzte zuerst, dann lachte er kurz, schüttelte stirnrunzelnd den Kopf und wurde wieder ernst. »Lexi, ich ... wenn Yvo nicht wär, würde ich gar nicht mehr nach Hause wollen. Ich würd am liebsten sofort ausziehen. Manchmal hab ich das Gefühl, ich trag die ganze Welt auf meinen Schultern und die Luft bleibt mir weg. Meine Mutter stresst nur noch. Die zieht sogar den fröhlichsten Menschen runter, das kannst du mir glauben.«
Er zog ein Knie an und legte die Hand darauf. Mein Blick fiel auf die tätowierten Linien auf seinem Unterarm.
»Meine Schwester kreist nur um sich selbst und kapiert nicht, dass nichts gut wird, wenn man sich nicht selbst darum kümmert ...«, sagte er verdrossen.
»Bist du nicht zu hart, Sergio?« Adriana war schließlich meine beste Freundin und ich hatte nicht viel an ihr auszusetzen.
»Kann sein, weiß nicht. Ich weiß nur, als Milan mit seinem scheiß Geld aufgetaucht ist und meine Mutter es auch noch angenommen hat, hatte ich das Gefühl, dass meine ganzen Vorsätze und Pläne für mich und meine Familie für die Tonne sind. Mir kam‘s auf einmal so vor, als könnte man seinem Schicksal nicht entrinnen, egal, was man tut ...« Er sah mich an. »Aber du, Lexi ... du gibst mir das Gefühl, dass ich mir selber treu bleiben und mich trotzdem ändern kann ... was sich jetzt irgendwie widersprüchlich anhört, ich weiß ... Ich meine damit, ich kann dir nichts vormachen. Und du bist die coolste Person, die ich kenne. Als du zu Recht wütend auf mich warst, war meine größte Angst, dass du mich für einen Versager hältst. Ich war zu feige dir gegenüberzutreten, ich fand, dass du ... also, dass du jemanden verdienst, der so ein Abi-Typ ist und dich auf deinem Weg nicht aufhält, verstehst du? ... Und ich dachte, dass ich das nicht sein kann. Aber der Gedanke machte mich fertig ... und wie man sieht, ertrage ich keine zwei Tage ohne dich ...«
Er sah mich erwartungsvoll an. Seine dunklen Augen hielten meinen Blick gefangen, wie sie es schon so oft getan hatten. Nur mit Mühe konnte ich mich konzentrieren. »Du hast mir mal gesagt, dass ich mir nichts von dir gefallen lassen soll, was mir gegen den Strich geht, erinnerst du dich?«
Sein Mundwinkel ging ein wenig hoch. »Mmh.«
»Okay, dann will ich nicht, dass du Dinge für uns beschließt, ohne mit mir zu reden, Sergio. Das ist ... das ist nicht nur feige, sondern auch ungerecht ... und gemein ... geradezu fies!«
Ich kniff die Augen zusammen und schaute böse.
Seine Brauen schossen hoch. Wortlos starrte er mich an.
Dann holte er tief Luft. »Du bist immer noch sauer!«
»Und wie ...«
»Und was jetzt?«, fragte er besorgt.
Wir hörten, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde, und verstummten.
Meine Mutter war zurück.
»Keine Panik ... sie weiß, dass du hier bist«, sagte ich, als ich seinen angespannten Gesichtsausdruck bemerkte.
Meine Mutter hatte offensichtlich nicht vor, nach uns zu sehen, und wir widmeten uns wieder unserem Gespräch.
»Luka meinte, der Kampf würde diesmal eine ‚besondere Veranstaltung‘ werden. Was ist damit gemeint?«
»Na ja«, begann er, »da kommen wohl handverlesene Leute, die sehr hohe Wetten einsetzen und dafür gut unterhalten werden wollen. Die stehen auf viel Blut, tja.«
Ich schüttelte den Kopf. »Na klingt ja richtig toll!«
Er nahm meine Hand in seine und drückte sie zärtlich, hob sie hoch und küsste sie. »Stehst du noch zu mir, Lexi?«, fragte er leise.
Es war der Moment, in dem ich entscheiden musste, ob ich seine Sturheit, seine überraschenden Meinungswechsel, seine Risikobereitschaft, seinen Hang zu
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