Verrückt nach einer Vampirin
habe ich übrigens über einem neuen Kostenvoranschlag gebrütet. Anschließend sind wir bis nach Baton Rouge gefahren, um Ausrüstung zu kaufen. Nach der Rückkehr mussten wir die Bäume bei dem Kunden einpflanzen – was Reuben übrigens fast den letzten Nerv gekostet hat. Und dann sind wir zu Vis Haus, wo du mich aufgespürt hast. Reuben wird sich bestimmt nicht wieder so schnell überreden lassen, auf mich aufzupassen. Der arme Kerl. Und als Lohn für seine Mühe durfte er noch nicht einmal mit Vi schlafen.«
Als Gideon fragend dreinblickte, erklärte Ophelia: »Vi war nicht in der Stimmung, weil Zelda wegen einer Prügelei früher aus der Schule nach Hause geschickt wurde.«
Der forschende Ausdruck in Gideons Augen wurde stärker.
»Zelda hat meine Ehre verteidigt. Lisa Wyler erzählt überall herum, ich würde Joanna belästigen. Und obwohl Joanna es leugnet, will sie nicht sagen, wer die Fotos gemacht hat. Daraufhin hat Vi ein paar ihrer Kontakte spielen lassen und dem Kinderschutzbund gesteckt, dass sie mich in Ruhe lassen sollen, weil es ihnen sonst mächtig leidtäte. Manchmal ist es eben doch von Vorteil, Leute aus der Unterwelt zu kennen. Aber was, wenn Joanna in Gefahr ist? Sie meint zwar, sie würde nicht bedroht werden. Aber wer auch immer die Bilder gemacht hat, kann sich denken, dass sie früher oder später einbrechen und es jemandem sagen wird.« Sie erreichten Constantines Pick-up, der hinter Gideons Mercedes parkte. »Du solltest lieber Joanna als mich beschützen. Ich komme auch alleine zurecht, versprochen.«
»Wir werden versuchen, ein Auge auf Joanna zu haben«, meinte Gideon. »Aber wie schon gesagt, wir sind nur eine kleine Wache. Und wenn wie jetzt das Chaos hereinbricht, versinken wir regelrecht in Arbeit.« Sein musternder Blick streifte Ophelias neueste Errungenschaft. »Ein Häcksler. Sei vorsichtig mit dem Teil, Süße.«
Ophelia verdrehte die Augen und hoffte inständig, dass ihr nicht anzusehen war, wie grässlich sie sich fühlte. Hechelnd lief Gretchen an ihre Seite und gähnte herzhaft.
»Im College hatte ich einen Studentenjob bei einem Baumspezialisten«, sagte Gideon. »Ich hoffe, du hast nicht zu viel für diesen Schrotthaufen hingeblättert.«
»Ich brauche den Häcksler nur für ein einziges Projekt«, erwiderte Ophelia. »Dafür reicht er allemal.« Es wurde allerhöchste Zeit, dass sie endlich wegkam. »Ich muss jetzt wirklich nach Hause.«
Gretchen schob Ophelia ihre kalte, feuchte Hundenase unter die Hand. »Nimm Gretchen mit. Hier langweilt sie sich nur«, meinte Gideon. »Sie ist ein guter Wachhund.«
»Einverstanden«, stimmte Ophelia zu.
»Ich werde jemanden abstellen, der ein Auge auf dich hat«, fügte Gideon hinzu.
Jemanden, der mich observiert, meinst du wohl?
Ophelia trat gegen einen Stein, kämpfte gegen ihre Reißzähne an und zwang ihren Händen, sich zu entspannen.
Die Spurensicherung fuhr vor. »Wollen wir heute Abend essen gehen?«, schlug Gideon vor.
Ophelia gab sich größte Mühe, in seinem Gesicht zu lesen, konnte aber nicht den Hauch von sexuellem Verlangen erkennen. Sie schauderte. Es fühlte sich so
falsch
an. »Du willst mit mir ausgehen? Was ist mit deiner Arbeit, mit den Morden? Mit Joanna?«
»Wenn ich verhungere, hilft mir das auch nicht, den Fall aufzuklären. Aber wenn wir uns noch mal über alles unterhalten, fällt uns vielleicht ja noch etwas ein.«
Noch ein Verhör? Das könnte dir so passen.
Nachdem Ophelia Gretchen auf den Beifahrersitz gescheucht hatte, startete sie den Wagen. »Ruf mich an, wenn du Zeit hast. Dann fühle ich mich hoffentlich etwas gesprächiger.«
»Du musst gar nicht gesprächig sein, Liebling. Es reicht, wenn du da bist.«
Da sein? Wofür denn?
Als Ophelia anfuhr, klapperte der Anhänger mit dem antiquierten Häcksler.
Du darfst doch gar nicht mit mir über eure Ermittlungen reden. Und wie kommt es, dass du gar nicht mehr auf Sex aus bist?
Ja, ich weiß, es ist vollkommen oberflächlich und niveaulos, gerade jetzt über so etwas nachzudenken. Aber ich dachte, dass da ein bisschen mehr zwischen uns ist. Ich dachte, dass du anders bist. Du hast mich nicht einmal gefragt, ob ich dich heiraten will. Geschweige denn, ob ich bei dir einziehen oder mich um deinen Garten kümmern möchte. Und warum verdammt noch mal hast du mir immer noch nicht gesagt, dass du mich liebst?
Fünf Minuten später bog Ophelia in ihre Einfahrt ein. Gideon hin oder her, sie würde die Vergangenheit hinter sich lassen und das
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