Verrückt nach einer Vampirin
in Kombination mit Gruppenzwang, Schuldgefühlen und der Tatsache, dass sie bis über beide Ohren in einen Kerl verschossen ist, der doppelt so alt wie sie ist.« Gideon schüttelte den Kopf.
Frauen. Wie schön wäre das Leben ohne sie.
Plötzlich dämmerte es ihm. Von einer Sekunde auf die nächste wurde ihm klar, dass sein Vater genauso gedacht haben musste. Schweigend fuhr er auf die Hauptkreuzung von Downtown Bayou Gavotte zu. Ganz in der Nähe lag das
Impractical Cat.
Aber es war noch zu früh, um mit Leopard zu reden. Linker Hand befanden sich die meisten Clubs seiner verschrobenen kleinen Heimatstadt, darunter auch Violets
Blood and Velvet.
Da bis zum Einbruch der Dunkelheit hier ohnehin nicht viel los war, bog er nach rechts in das Wohnviertel ab, in dem Artemisia wohnte.
Als Zelda die Tür öffnete, sah sie, wie Joanna Wyler zurückschreckte.
Schisser,
dachte sie, doch schon im nächsten Moment empfand sie Mitleid für das Mädchen und lächelte das arme aufgetakelte Ding freundlich an. »Hey, komm doch rein.« Sie wischte sich die mehligen Hände an der Rüschenschürze ab, die sie seit Urzeiten besaß.
»Ich kann nicht.« Joanna schluckte. »Ich bin nur vorbeigekommen, weil ich dir deine Kette bringen wollte. Ich habe sie in Ophelias Auffahrt gefunden.«
»Vielen Dank!« Zelda nahm das Pentagramm entgegen und schloss Joanna in die Arme. »Das ist total lieb von dir.« Ihr Blick glitt suchend auf die Straße. »Wie bist du denn hergekommen?«
»Mom hat mich beim Café rausgelassen. Eigentlich müsste ich jetzt meine Hausaufgaben machen, während meine Schwester beim Turnen ist.« Joanna blickte nervös hinter sich.
Zelda zuckte die Achseln und wartete immer noch freundlich lächelnd.
»Mom würde mich umbringen, wenn sie wüsste, dass ich hier bin«, fügte Joanna hinzu.
Dann geh doch,
dachte Zelda, sagte aber: »Sie braucht ja nichts davon zu wissen. Sicher, dass du nicht reinkommen willst? Ich backe gerade Kekse.«
Das Mädchen schüttelte so schnell den Kopf, dass Zelda sich auf die Zunge beißen musste, um nicht loszulachen. Wieder wartete sie ab und war sich nicht sicher, ob Joanna gleich sprechen oder in Ohnmacht fallen würde, weil sie die Luft anhielt. Plötzlich sprudelte es nur so aus dem verschüchterten Mädchen heraus: »Kannst du Ophelia eine Nachricht überbringen?«
»Klar doch.« Mit einem Mal wünschte Zelda sich, ihre Mutter wäre zu Hause und Joanna würde nicht so jämmerlich dreinblicken. »Was soll ich ihr denn ausrichten?«
»Ich darf doch nicht mehr mit ihr reden.«
»Aha«, sagte Zelda. »Was willst du ihr sagen?«
»Ich fühle mich echt mies«, murmelte Joanna. »Ich mag Ophelia nämlich.«
»Jeder mag sie«, sagte Zelda, der im selben Moment aufging, dass ihre Mutter Joannas Geständnis in etwa vorausgesagt hatte. Aus unerklärlichen Gründen hatten Frauen, die in verkorksten Situationen steckten, das Bedürfnis, sich Vampiren anzuvertrauen. Sie wusste zwar noch nicht, ob sie je ein Vampir werden würde oder nicht, aber sie wollte alles daransetzen, Ophelia zu helfen. »Ich könnte jetzt einen Kaffee gebrauchen«, meinte sie schnell. »Die Kekse können warten.« Innerhalb weniger Augenblicke hatte sie die Schürze auf den Boden geworfen, ihrer Mutter eine Nachricht geschrieben, sich ihren Rucksack geschnappt und die Tür hinter sich zugezogen.
»Hoppla«, entfuhr es Ophelia, während sie so tat, als wäre es das Normalste der Welt. »Tut mir leid. Aber sieh es mal von der positiven Seite. Jetzt brauchst du kein Pflaster mehr.« Art sah mit weit aufgerissenen Augen dabei zu, wie Ophelia ihre Fangzähne zurück in den Oberkiefer saugte.
»O mein Gott.« Fassungslos blickte Gideons Schwester von Ophelia zu ihrem Finger und wieder zurück. »Du bist ein Vampir! Wie cool ist das denn?«
»Nicht besonders.« Ophelia musterte den Apfel und aß den Schnitz, an dem Arts Blut klebte.
»Weiß Andrea davon?« Art starrte sie noch immer fasziniert an.
»Nein, und du wüsstest es auch nicht, wenn ich mich nicht gerade selbst verraten hätte. Normalerweise gehe ich damit nicht hausieren.« Durch ihren Ärger hindurch hörte Ophelia Vis Stimme: »Erst wirst du gierig und dann unvorsichtig.« Sie hatte vollkommen recht. Aber Violets Angebot, ihr einen Blutspender oder einen Kerl für den Übergang zu suchen, war keine Alternative.
Aber Art war inzwischen schon so neugierig wie einer dieser schrecklichen Touristen. »Kann ich deine Reißzähne noch mal sehen? Wie
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