Verrückt nach einer Vampirin
der Türklinke ausstrecken, doch Ophelia blockierte ihm den Weg. Plötzlich war sie ihm gefährlich nahe. »Oder auch nicht.« Ohne zu zögern, beugte er sich nach vorne, bis sich ihre Nasen beinahe berührten. Auf ihren Lippen spürte sie seinen heißen Atem. Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen, und als sein Mund ihren sanft streifte, lief ein Schauer durch sie hindurch. Nur weil sie gerade Arts Blut probiert hatte, schaffte sie es, ihre Fangzähne jetzt unter Kontrolle zu halten.
Sie ließ sich gegen die Tür fallen. »Nein.«
»Nein?« Er war nur noch Millimeter entfernt. »Warum nicht?«
»Das ist keine gute Idee.« Sie machte einen Schritt zur Seite. »Und ich würde Ihnen auch nicht raten, ins Haus zu gehen.«
»Warum denn das?« Mit einem verwirrten und gleichzeitig besorgten Blick wich Gideon nach hinten. »Stimmt etwas nicht mit Art? Geht es ihr gut?«
»Ihr geht es gut, aber sie möchte im Moment nicht mit Ihnen sprechen.« Als Ophelia sah, wie verletzt er war, fügte sie hinzu: »Wieso setzen wir uns nicht und reden endlich?«
Schnell überquerte Ophelia die Veranda und setzte sich auf die oberste Stufe der kleinen Treppe neben eine Säule. Nachdem sie Gretchen zu sich gelockt hatte, löste sie die Baumschere aus ihrem Gürtel. »Der arme Hund ist ja völlig verfilzt.« Sie nahm eine Strähne von Gretchens Haar, hielt sie zwischen zwei Finger und schnitt sie ab.
Gideon blickte mit gerunzelter Stirn auf sie herab. »Worüber möchten Sie denn reden? Über Hundpflege? Wohl kaum. Über meine Beziehung zu meiner Schwester, die Sie nichts angeht? Oder vielleicht darüber, dass Sie sich nicht zu mir hingezogen fühlen, und das ist absoluter Schwachsinn. Ich weiß, dass Sie mich wollen.« Er setzte sich auf Gretchens andere Seite. »Los, machen Sie schon. Sagen Sie mir, dass ich arrogant und widerwärtig bin.«
»Sie sind ganz schön von sich selbst überzeugt, das muss man Ihnen lassen.« Ophelia, die sich wieder gefangen hatte, ließ ohne jegliche Regung ihren Blick über ihn gleiten, ehe sie sich einer weiteren verfilzten Strähne zuwandte. »Sie sind durchtrainiert, sehen nicht schlecht aus, sind selbstbewusst … alles Dinge, die Frauen an Männern mögen.«
»Sie eingeschlossen.«
»Ich bin zwar nicht immun dagegen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich mit Ihnen in die Kiste springe. Deshalb schlage ich vor, dass Sie Ihre Annäherungsversuche ab jetzt lassen.«
»Das könnte Ihnen so passen.« Er grinste. »Ich mag Ihr kleines Spielchen.«
»Das ist kein Spiel«, erwiderte Ophelia. »Ich kann wirklich nicht glauben, dass ich heute Nachmittag für einen kurzen Moment gedacht habe, Sie wären in Ordnung. Sie wollen die Frauen doch nur flachlegen. Ob sie dabei Gefühle entwickeln, ist Ihnen egal. Ich wette, Sie sind eine herbe Enttäuschung.« Sie wollte nach einer weiteren Strähne greifen, merkte aber, dass sie damit Gideon zu nahe kommen würde, und hielt inne.
»Nicht ganz«, wand Gideon ein. Er klang so, als würde es ihm Spaß machen, Ophelia zu ärgern. »Ich weiß, worauf Frauen stehen.«
»Sie haben nicht den blassesten Schimmer, worauf
ich
stehe«, antwortete sie, nahm dann doch die Strähne und schnitt sie ab. »Aber Sie würden sowieso den Schwanz einziehen, wenn es um meine Vorlieben geht.«
»Warum probieren Sie es nicht aus?«, fragte Gideon lächelnd. »Für Sie wäre das eine klassische Win-win-Situation. Entweder totale sexuelle Befriedigung … oder die Genugtuung, dass Sie recht hatten.«
»Recht zu haben ist mir nicht wichtig«, fuhr Ophelia ihn an.
»Sie werden auch nicht recht behalten«, wehrte sich Gideon, »aber Sie werden voll auf Ihre Kosten kommen. Was meinen Sie?«
Wieder musste eine von Gretchens verfilzten Strähnen dran glauben. »Sie wissen nicht das Geringste über die weibliche Psyche«, erwiderte Ophelia und zwang sich, nicht an Sex mit ihm zu denken. »Kein Wunder, dass sich Ihre Schwester bei so einem Bruder vernachlässigt fühlt.« Ihr Blick schoss zu ihm hinüber. »Das habe ich so nicht gemeint. Ich bin mir sicher, dass Sie sich um Art Gedanken machen. Normalerweise bin ich nicht so zickig, auch wenn Sie sich das wahrscheinlich nur schwer vorstellen können. Nicht, dass Ihre Meinung zählen würde, weil Sie eh ein Widerling sind.«
»Ich bin kein Widerling.« Gideon rutschte ein Stück zur Seite, damit Ophelia besser an Gretchens andere Flanke kam. »Wie wäre es mit einem Waffenstillstand?
Weitere Kostenlose Bücher