Verrückt nach einer Vampirin
einen Tritt, so dass sie zufiel, während er Ophelia noch immer eng im Arm hielt – zu eng, wenn es nach Gideon ging. Auf seinem Boxergesicht lag ein freundliches Lächeln.
Ophelia schmiegte sich an Tonys breite Schulter. »Es stinkt zum Himmel. Das ist übrigens Gideon O’Toole von der Polizei. Ich stehe momentan unter Arrest.«
Leise fluchend, ließ Tony von Ophelia ab und lief um Gideon herum, der unbeeindruckt dastand.
»Sie ist nicht unter Arrest, und das weiß sie auch.« Gideons Augen wanderten von Tonys besorgtem Gesicht zu der atemberaubenden Frau, die ihm noch schlaflose Nächte bescheren würde, wenn er nicht aufpasste. »Lass die Spielchen, Ophelia.«
Tony blickte von Ophelias wutentbranntem Gesicht zu der Ausdruckslosigkeit in Gideons Augen. Die Tür öffnete und schloss sich wieder, als die Dame in Schwarz mit bebenden Nasenflügeln und einem lauten Zischen auf den dunkelroten Lippen hereingestürzt kam.
»Nicht jetzt, Sonya«, sagte Tony kühl. »Ich bin gleich wieder bei dir.«
»Tony«, antwortete Sonya. »Ich
brauche
dich.« Das Zischen verwandelte sich in ein bemitleidenswertes Winseln. »Ich brauche dich jetzt.«
Tony schubste sie zur Tür hinaus, ehe er diese unsanft vor ihrer Nase ins Schloss fallen ließ. »Was geht hier eigentlich vor sich?«
»Er hat mich gezwungen, hierherzukommen«, sagte Ophelia. »Wenn ich mich geweigert hätte, hätte er mich mit auf die Wache genommen.«
»Du hast definitiv die richtige Wahl getroffen.« Mit einem unheilvollen Funkeln schleuderte Tony Gideon eine Speisekarte zu. »Sie waren doch erst gestern mit Constantine hier. Anschließend sind Sie mit ihm in Vis Club gesehen worden.« Als Gideon nickte, schob Tony nach: »Was darf es denn sein? Ein Drink?«
Gideon bestellte eine Pizza und ein Bier.
»Nicht mehr im Dienst?«, zog Ophelia ihn auf.
»Wegen dir fange ich noch mit dem Trinken an«, antwortete Gideon cool.
Tony lachte und fragte: »Dasselbe wie immer für dich, Baby?«, ehe er verschwand, um die Bestellungen weiterzugeben.
Ophelia rutschte nach vorne auf die Stuhlkante und faltete die Hände, während Gideon lässig dasaß und sie beobachtete. Er konnte sie unmöglich danach fragen, was er meinte, gesehen zu haben. Es war dunkel gewesen im Auto. Das Licht des Armaturenbretts musste ihm einen Streich gespielt haben. Ihre Gegenwart schien ihn so stark durcheinanderzubringen, dass er schon unter Halluzinationen litt.
»Hör auf, mich anzustarren«, sagte Ophelia mit erstickter Stimme. »Du machst mir Angst.«
Und was machte sie mit ihm? Allein ihr Anblick genügte, um ihm eine Erektion zu bescheren. »Ich hole Gretchen.« Als Gideon zurück war, servierte Tony gerade die Getränke – ein Bier für ihn und eine Cola für sie.
Anschließend nahm der Ex-Boxer sich einen Stuhl, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf, so dass die Lehne vor seinem Oberkörper war. Die Hände legte er auf den Knien ab. »Ich höre.«
Gideon blickte zu Ophelia, die mit den Schultern zuckte. In einfachen und deutlichen Worten erklärte Gideon, was sich zugetragen hatte, warum er Ophelia verhörte und warum er den Pick-up beschlagnahmt hatte.
»Irgendwer scheint dich auf dem Kieker zu haben, Baby, so viel steht fest«, sagte Tony anschließend.
Ophelia, die während Gideons Erklärung einen halben Liter Cola heruntergespült hatte, war hellwach wie selten. »Könnte das nicht alles auch nur Zufall sein?«
»Nein«, sagten Gideon und Tony wie aus einem Munde.
Ophelia schob das leere Glas von sich. »Warum denn nicht? Jemand, der dringend eine Leiche loswerden musste, sah meinen einsam geparkten Pick-up und hat den Toten kurzerhand dort abgeladen.«
»Wenn du eine ganz normale Frau wärst, dann vielleicht ja.«
Gideon merkte, wie Ophelia sich versteifte.
Verdammt.
Mit weicher Stimme fügte er hinzu: »Wenn sonst alles in Ordnung wäre, vielleicht. Aber wir wissen ja bereits, dass es jemand auf dich abgesehen hat.«
»Die Sache mit der toten Katze.« Tony wedelte mit der Hand, als Ophelia sich aufrichtete. »Reg dich nicht auf, Vi hat mir davon erzählt. Du hättest dich sofort an Leopard wenden sollen, als es passiert ist.«
Ophelia verschränkte die Arme und blickte äußerst finster drein.
»Selbst wenn der Täter den Pick-up nur durch Zufall entdeckt hat«, fuhr Gideon fort, »wusste er anhand des Schriftzugs, wem er gehört.«
»Die Frage ist doch, warum er die Leiche in deinem Wagen deponiert hat«, sagte Tony. »Das ergibt keinen Sinn.
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