Verrückt nach einer Vampirin
weil ich ihr klipp und klar gesagt habe, dass sie noch zu jung ist. Aber das glaube ich nicht. Ich bin kein großer Fan von Willy, aber er liebt seine Töchter über alles.«
»Ich glaube nicht, dass Willy etwas damit zu tun hat«, meinte Gideon.
»Vielleicht war es ihr Freund, der die Fotos gemacht hat«, sagte Tony. »Wie alt ist das Mädchen denn?«
»Dreizehn«, antwortete Ophelia.
Tony fluchte.
»Ich weiß.«
»Das ergibt doch alles keinen Sinn«, dachte Gideon laut nach. »Warum hat derjenige, der die Aufnahmen gemacht hat, sie im Fotoladen abgegeben? Er hätte doch wissen müssen, dass sie an Kinderpornographie grenzen. Wird er vielleicht auch erpresst? Und woher hat der Erpresser gewusst, um wessen Kinder es sich handelt? Da wir gerade beim Thema sind: Wer hat überhaupt die Nacktfotos von meiner Schwester gemacht? Angenommen, er hat sie in dem Laden zum Entwickeln abgegeben, woher wusste der Erpresser dann, dass er es mit Art zu tun hat?«
Als ihm niemand antwortete, fuhr Gideon fort: »Es gibt verschiedene Ansätze, die wir uns alle mal genau anschauen sollten. Aber egal, wie man es dreht und wendet, alles läuft auf dich hinaus, Ophelia. Vor allem, nachdem du heute Morgen selbst einen Film abgegeben hast. Es ist leider nicht abwegig, dass er die Fotos entwickelt und sofort Kontakt zu dir aufgenommen hat. Dann bist du ausgerastet und hast ihn umgebracht. Rein theoretisch könnte es so gewesen sein. Um dich als Verdächtige zu streichen, muss ich wissen, was du heute gemacht hast und mit wem du zusammen warst.«
»Alles klar. Aber erst, nachdem ich auf Toilette war.« Sie schleuderte ihm einen Versuch-erst-gar-nicht-mich-aufzuhalten-Blick zu und verschwand im Restaurant.
Kaum war sie fort, beugte Tony sich zu Gideon herüber. »Haben Sie eine Ahnung, was geschehen wird, wenn Sie Ophelia hinter Gitter bringen?«
»Sie wird nicht ins Gefängnis müssen«, sagte Gideon.
»Das ist mein Ernst, Kleiner.« Tony rückte näher an Gideon heran. »Ich warne Sie nur dieses eine Mal.«
Gretchen, die unter dem Tisch saß, knurrte.
»Sie ist anders als die meisten Frauen. Egal, wie sehr sich die Wachen auch zusammenreißen, ich garantiere Ihnen, irgendwann wird einer durchdrehen und ihr irgendwo auflauern, weil er sie unwiderstehlich findet, und dann …«
Gideon erhob sich mit einer langsamen Bewegung und brummte: »Ich sagte doch, dass sie nicht ins Gefängnis gehen muss.« Er wich ein wenig zurück und beruhigte seinen Hund. »Ich tue mein Bestes, damit sie in Sicherheit ist. Wenn Sie sie dazu bringen könnten, mit mir zusammenzuarbeiten, wäre es um einiges leichter.«
Tony entspannte sich wieder. »Sie sind der Bulle, der Constantine vom Haken gelassen hat. Er meinte, Sie wären in Ordnung.«
»Ich habe ihn nicht
vom Haken gelassen.
Es gab keine Beweise gegen ihn.«
Tony wiegelte ab und wechselte das Thema. »Ophelia ist so zickig, weil sie Angst hat. Sie muss restlos davon überzeugt sein, dass sie bei Ihnen in Sicherheit ist. Und da gibt es nur eine Methode, um …«
Aus der Küche drang plötzlich ein unmenschliches Heulen zu ihnen herüber. In Sekundenschnelle war Tony durch die Tür, dicht gefolgt von Gideon. Auf der Schwelle zur Damentoilette lag Sonya. Aus einer Wunde am Arm sickerte Blut.
Aus einer der Kabinen war Ophelia zu hören, wie sie würgte. »Sie hat mich angegriffen. Deshalb habe ich sie gebissen«, verteidigte sie sich. Nachdem sie ein paarmal gespuckt hatte, kam sie heraus und bewarf Sonya mit einem Stapel Papierhandtücher. »Hier, für deinen Arm, du dumme Nuss. Tony ist nicht an mir interessiert.« Damit verschwand sie wieder in einer der Kabinen.
»Verdammt, Ophelia. Was ist nur in dich gefahren?«, schimpfte Tony.
»Tut mir leid. Ich stehe heute ein wenig neben mir.« Wieder Würgegeräusche. »Sie schmeckt grässlich.«
»Das findest du, ich mag ihr Blut.« Tony hob Sonya auf. »Das Essen ist übrigens fertig«, sagte er an Gideon gewandt. »Geht und lasst es euch schmecken.« Damit trug er die schluchzende Sonya in sein Büro am Ende des Ganges.
Gideon kehrte an ihren Tisch zurück und gab sich größte Mühe, sich die immer bizarrer werdenden Gedanken nicht anmerken zu lassen, die ihm im Kopf herumschwirrten. Als Ophelia zu ihm kam, wirkte sie noch nervöser als vorher. Anscheinend ging es ihr nicht anders als ihm. Bei diesem Gedanken stahl sich ein erleichtertes Lächeln auf seine Lippen, und er fühlte sich spontan besser.
»Das Sandwich ist bestimmt
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