Verrückt nach einer Vampirin
Sekunde war Gideon auf den Beinen. »Wo befindet sich die Treppe nach unten?«
»Neben der Küche.« Ophelia sprang auf und stürzte durch die Türöffnung, um ihm den Weg zu zeigen. Als ihr ein beißender Geruch in die Nase stieg, blieb sie wie angewurzelt stehen. »Halt.«
»Was ist?« Gideon riss ein Handtuch von der Arbeitsfläche und hechtete auf die Tür zu, hinter der sich die Treppe befand.
»Da ist … Geh von der Treppe weg!«
Gideon öffnete die Tür dennoch, und plötzlich schlug den beiden der Geruch von getrocknetem Blut und Tod entgegen. Auf den Stufen lag mit dem Kopf nach unten und mit ausgebreiteten Armen eine Frau. »Scheiße. Bleib hier.« Für einen kurzen Augenblick stellte Gideon die Taschenlampe an, ehe er lautlos nach unten schlich. Er blieb nur so lange stehen, um sicherzugehen, dass die Frau tot war, bevor er sich mit gezückter Waffe in den Fotoladen vorarbeitete.
Ophelia drehte sich um. »Art, komm. Es wird Zeit, dass du nach Hause gehst.«
»War das Gideon?«
»Ja, Gideon und seine Spielchen«, sagte Ophelia.
Und was für Spielchen!
»Für ein Spiel habt ihr beide aber ziemlich laut gestöhnt«, kicherte Art und kam aus ihrem Versteck hinter der Tür hervor. »Wird das jetzt doch noch was mit euch?«
»Sieht fast so aus.« Ophelia schüttelte den Kopf. »Art, die Lage ist ernst. Auf der Treppe liegt eine Leiche.«
Art rang nach Atem. »Was, wenn der Mörder noch im Laden ist? Was, wenn Gideon …«
»Gideon ist Polizist«, unterbrach Ophelia sie mit kühler Stimme, auch wenn ihr die Luft im Halse stecken blieb und ihr Herz sich zu überschlagen drohte. »Das ist sein Job.« Sie packte Art bei der Hand. »Zuerst bringen wir dich hier raus, dann werde ich mich um ihn kümmern.«
Kaum saß Art im Pick-up, schlang sie die Arme um Gretchens Hals. »O mein Gott. O mein Gott.«
»Wo ist dein Auto?«, fragte Ophelia streng, während sie wieder um das Gebäude herum auf den öffentlichen Parkplatz fuhr. »Am besten, du fährst nach Hause. Ich rufe dich an, sobald ich weiß, was hier vor sich geht.«
»Da, in der nächsten Reihe.« Art zeigte auf einen Wagen. »Der alte Toyota. Aber ich fahre nirgends hin, bis ich weiß, dass mit Gideon alles in Ordnung ist. Wer war denn die Leiche?«
»Keine Ahnung.« Ophelia fuhr in eine Parklücke, die sich nicht direkt neben Arts Auto befand. »Du bleibst hier mit Gretchen. Ich bin gleich wieder da.« Damit sprintete Ophelia in Richtung Supermarkt, rannte aber daran vorbei zum Fotoladen und atmete erleichtert auf, als sie Gideons Stimme vernahm. Er öffnete die Tür zum Laden und sagte: »Danke, Lep.« Noch während er das Handy zuklappte, fuhr er sie mit einem herrischem Unterton, den sie von ihm gar nicht kannte, an: »Woher wusstest du von der Leiche auf der Treppe?«
Er wirkte irgendwie anders als sonst. Stocksauer. Wie ein ziemlich verärgerter Bulle eben aussah.
Ophelia starrte ihn unverhohlen an. »Ich habe es gerochen. Ich habe nämlich ein ziemlich gutes Näschen.«
»Vor allem, wenn Blut mit im Spiel ist, nicht wahr?« Der schneidende Ton ließ sie zusammenfahren. »Was hattest du überhaupt in der Wohnung zu suchen?«
Als Ophelias Reißzähne sich meldeten, schluckte sie. Sie gab sich größte Mühe, ihre Stimme ruhig und leise zu halten. »Andreas und Arts Bilder könnten oben sein.«
»Da liegst du falsch. Weder im Laden noch in der Wohnung ist etwas Verwertbares. Keine Filme, keine Abzüge, keine CD s. Selbst die Computer sind weg.«
Gideon verströmte so viel eisige Wut, dass Ophelia ihre Fangzähne mehr schlecht als recht unter Kontrolle hatte. »Woher kam der Krach aus dem Laden?«, fragte sie.
»Von einem anderen Erpressungsopfer, das auf denselben bescheuerten Gedanken gekommen ist wie du. Du weißt genau, dass du an einem Tatort nichts zu suchen hast.«
Ophelias Brust hob und senkte sich, während ihre Reißzähne verrücktspielten. »Noch vor ein paar Minuten warst du alles andere als unglücklich darüber, mich hier zu treffen.«
»Ich hab’s verbockt«, entgegnete Gideon. »Dieser ganze beschissene Fall raubt mir noch den letzten Nerv. Jetzt sind es schon zwei Leichen, verdammt. Wenn ich doch nur früher einen Durchsuchungsbefehl bekommen hätte … Und dann fällt dieser Volltrottel, der den Laden observieren sollte, auch noch in den Tiefschlaf!« Er schlug verärgert mit der Hand durch die Luft. »Aber wahrscheinlich wäre es eh längst zu spät gewesen. Das Mädchen ist schon seit Stunden tot. Du weißt
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