Verrückt nach einer Vampirin
durchdrehe.«
Gideon sah ihn ernst an. »Bevor Sie das nächste Mal Geld wegschicken, möchte ich, dass Sie mich anrufen. Wir sind über den Erpresser informiert. Es gibt noch andere Opfer. Nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn fassen und Sie wieder ein freier Mann sind.«
Plato entspannte sich ein wenig. »Ich nehme an, Sie hätten gerne gewusst, ob ich etwas gesehen habe, das Ihnen weiterhilft. Bedauerlicherweise nicht. Ophelia verlässt bei Sonnenaufgang das Haus und kehrt erst am frühen Nachmittag zurück. Die Zeit dazwischen schlafe ich meist. Deshalb …«
Gideon wartete. Als er nicht mehr mit ansehen konnte, wie Plato die Hände rang, fragte er: »Ihnen bleiben nur ein paar Stunden, um sie zu beobachten, bevor Sie zur Arbeit fahren, richtig?«
»Ja, aber ich gucke nur so.« Die flehende Bitte um Verständnis stand Plato ins Gesicht geschrieben. »Mehr mache ich nicht. Meine freien Abende verbringe ich im Club, wo sie nur selten hingeht. Finden Sie nicht auch, dass sie gestern umwerfend war? Wie hübsch sie ist. Diese feurigen Augen. Und dann diese Peitsche! So eine hatte sie noch nie in der Hand.« Sein Gesicht fiel in sich zusammen. »Ich wünschte, sie würde mir öfter Befehle erteilen.«
»Vielleicht sollten Sie mal darüber nachdenken, zu einer Domina zu gehen, Mr. Lavoie«, sagte Gideon. »Oder einem Sadomaso-Club beizutreten. Suchen Sie sich jemanden, der auf der Suche nach einem guten Hintern zum Verhauen ist.«
»Ich stehe nicht auf SM «, entgegnete Plato angewidert, griff wieder zum Messer und machte sich an die Arbeit. »Ich verehre nur Ophelia. Das war übrigens alles seine Schuld, müssen Sie wissen.«
Gideon saß plötzlich aufrecht. »Was war wessen Schuld?«
»Dieser Typ. Johnny. Seinetwegen hat sie im Club aufgehört. Mit den anderen Kerlen ist sie locker fertig geworden, aber Johnny war irgendwie total verrückt. Sie waren doch letzte Nacht mit dabei. Sie haben es ja gehört. Wenn er Ophelia wirklich geliebt hätte, wäre er ihr auch treu geblieben.«
»Er war verheiratet«, erwiderte Gideon. »Wie steht es mit der Treue seiner Frau gegenüber?«
»Bei übernatürlichen Wesen ist das anders«, antwortete Plato. »Ophelia ist eine Göttin.« Als Gideon skeptisch die Augenbrauen zusammenzog, warf Plato ihm einen mitleidigen Blick zu. »Wussten Sie das etwa nicht? Göttinnen verdienen es, verehrt zu werden. Sie verdienen treue Anhänger, Untertanen, die ihrer Herrin gegenüber loyal sind. Diese Körbe« – er machte eine ausholende Bewegung mit dem Messer – »sind meine Opfergaben. Sehen Sie das nicht? Alles
Os
für Ophelia. Die meisten sind oval und rund, und selbst die rechteckigen symbolisieren den Anfangsbuchstaben ihres Namens.«
Gideon dachte, ein Pferd hätte ihn getreten.
»Ich muss ständig an sie denken«, fuhr Plato fort, »wie Sie unschwer an der Menge meiner Gaben erkennen können.« Er legte den nächsten gesäuberten Ast ab, ehe er eine weitere Fuhre Blätter zu Boden segeln ließ. »Verehrer müssen unerschöpfliche Geduld haben und sich unterwerfen, so wie ich es tue.«
»Und Johnny war dazu nicht bereit?«
»Johnny wollte mit ihr schlafen. Dieser geschmacklose Stripper wollte mit einer Göttin schlafen. Können Sie sich das vorstellen?« Er wählte einen weiteren Zweig aus.
»Aber er hat sie nicht bekommen?«
»Niemand bekommt sie. Sie steht über uns allen.« Er ließ den Blick an der langen dünnen Ranke entlanggleiten. »Eines Tages ist er in seine protzige Karre gestiegen, und wir haben ihn zum Glück nie wiedergesehen.«
Hmm.
Etwas in der hintersten Ecke von Gideons Verstand regte sich. Meldete sich sein Instinkt? Oder war es auch wieder bloß Mist, der ihm im Kopf herumspukte?
»Kein Funken von Loyalität.« Plato verzog verächtlich den Mund. »Kein Durchhaltevermögen. Wie sieht es mit Ihrer Besessenheit aus?«
Gideon musterte ihn kritisch. »Bitte?«
»Jeder Mensch ist von irgendetwas besessen. Manche Obsessionen sind salonfähiger als andere. Was ist es bei Ihnen? Wahrheit und Gerechtigkeit? Ihr Ruf als Polizist? Oder ist es Ophelia Beliveau?«
»Ich kann mir momentan keinerlei Besessenheit erlauben«, antwortete Gideon. »Ich arbeite an einem Mordfall.«
»Obsessionen lassen sich nicht so einfach beiseiteschieben, Detective. Wenn Sie ihre Macht unterschätzen, kann sich das rächen, und zwar auf unerfreuliche Weise.«
»Mit Unerfreulichem kenne ich mich aus«, entgegnete Gideon. »Haben Sie eine Ahnung, wer etwas gegen Ms. Beliveau haben
Weitere Kostenlose Bücher