Verrückt nach einer Vampirin
hier mit mir zu treffen, Officer O’Toole«, begrüßte er ihn, tat einen Schritt nach hinten und ließ Gideon in einen Raum eintreten, der von unten bis oben mit Körben vollgestellt war. Sie stapelten sich sogar bis unter die Decke und blockierten den schmalen Zugang zum Schlafzimmer beinahe vollständig. Die meisten waren rund oder oval, dazwischen entdeckte Gideon immer wieder mal ein rechteckiges oder quadratisches Exemplar. Mit Ausnahme des Küchentischs und eines Holzstuhls war jede freie Fläche mit Körben bedeckt: zarte, robuste, kleine, große, mit und ohne Henkel. Auf der einen Seite des Tisches lagen ein Allzweckmesser und ein Haufen Äste.
Fast schon zärtlich hob Plato einen Stapel Körbe von dem anderen Küchenstuhl und balancierte ihn auf dem Rand der Arbeitsfläche aus.
»Bitte setzen Sie sich doch.« Er selbst blieb stehen und knetete sich aufgeregt die Hände, während Gideon Platz nahm.
»Entspannen Sie sich, Mr. Lavoie. Ich bin nicht hier, um Sie in die Mangel zu nehmen.«
»Ich kann es mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren«, sagte Plato, faltete die Hände, löste sie wieder und faltete sie abermals. »Selbst hier in Bayou Gavotte gibt es genug Menschen, die mir meine kleine Eigenheit niemals verzeihen würden. Und dabei bin ich ein guter Apotheker. Ich mache keine Fehler. Ich überprüfe alles doppelt und dreifach. Wenn es um Wechselwirkungen geht, erkundige ich mich immer ganz genau. Meine Vorliebe hat keinerlei Einfluss auf meine Arbeit.«
»Mr. Lavoie, ich zweifele gar nicht an Ihrer Kompetenz. Ihr Lebensstil geht nur Sie etwas an. Betrachten Sie unser heutiges Treffen als ein freundliches Gespräch über Ophelia Beliveaus Sicherheit.«
Platos Gesicht wurde dunkler, bis die Farbe an Rost erinnerte. »Mag sein, dass ich ein Wrack bin, aber ich habe nie –
niemals
– etwas getan, das Ophelia geschadet hat.«
»Das behaupte ich auch gar nicht. Bitte, setzen Sie sich doch, Mr. Lavoie.« Als Plato Gideons Bitte nachkam und wie ein Schluck Wasser in der Kurve vor ihm saß, fügte er hinzu: »Sie können ruhig weiterarbeiten, während wir uns unterhalten. Flechten Sie Ihre Körbe aus den Ästen von Kletterpflanzen?«
Plato nahm das Mehrzweckmesser und einen Ast, den er mit langen, fahrigen Bewegungen von den Blättern befreite. »Nicht alle. Eigentlich nur im Frühling, wenn die Äste grün sind und sich leicht verarbeiten lassen.« Die Bewegungen wurden gleichmäßiger.
Gideon lehnte sich auf dem alten Küchenstuhl nach hinten. »Mr. Lavoie, irgendjemand hat es auf Ms. Beliveau abgesehen. Vor einigen Tagen lag eine tote Katze vor ihrer Haustür. Ihr Garten wurde verwüstet. Und heute hat ihr jemand eine übel zugerichtete männliche Leiche in den Wagen gelegt.«
Plato wurde kreidebleich. »Donnie hat mir von der Katze und dem Garten erzählt, aber … Wer ist der Mann?«
»Wir konnten ihn noch nicht identifizieren. Willy Wyler hat das mit dem Garten zugegeben und uns eine glaubwürdige Erklärung für seinen Wutanfall geliefert. Weder er noch Mr. Donaldson wissen etwas von der toten Katze. Und obwohl ich mich noch nicht mit Mrs. Wyler unterhalten habe, ist es eher unwahrscheinlich, dass sie etwas damit zu tun hat.«
Plato stieß ein trockenes Lachen aus. »Lisa Wyler würde sich nicht ihre Händchen mit einer toten Katze schmutzig machen.« Nachdem er die Blätter vom Tisch gekehrt hatte, legte er vorsichtig die kahlen Äste beiseite. »Das würde nicht zu ihrem Lebensziel passen.«
»Das da wäre?«
»Nie wieder arm zu sein, koste es, was es wolle. Sie ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Doch jetzt, wo Willys Karriere den Bach heruntergeht, weil er nicht die Finger vom Alkohol und den Drogen lassen kann, hat sie Angst, wieder im Dreck zu landen.«
»Werden Sie eigentlich erpresst, Mr. Lavoie?«, setzte Gideon ohne Vorwarnung an.
Doch Plato schien nicht sonderlich überrascht zu sein.
»Schon seit Jahren«, sagte er. »Die Hälfte meines Gehalts geht dafür drauf. Erst dachte ich, der Erpresser ist jemand, den ich früher einmal kannte, weil ich das Geld an ein Postfach in New Orleans senden musste. Seit einiger Zeit soll ich das Geld allerdings an einen Laden hier im Ort schicken.« Er wählte einen weiteren Ast aus und begann, ihn von den Blättern zu befreien. »Und nein, ich habe die Polizei niemals eingeschaltet. Auf Geld kann ich verzichten, aber nicht auf meinen Job. Ich brauche eine feste Struktur in meinem Leben, damit ich nicht vollkommen
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