Verrückt nach einer Vampirin
könnte?«
Ohne von seiner Arbeit aufzublicken, sagte Plato ausweichend und frostig: »Eine Göttin hat viele Feinde. Aber Ophelia weiß, dass ich ein Auge auf ihr Haus werfe. Ein falscher Zug, und ich erwische den Kerl. Mag sein, dass Sie und tausend andere Männer von ihr besessen sind. Doch am Ende wird nur meine Ergebenheit zählen.«
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15
M ist«, entfuhr es Ophelia, und sie starrte auf die einsame Gestalt auf ihrer Terrasse.
»Das arme Ding ist vollkommen durcheinander«, meinte Jabez von seinem Posten unterhalb der Platane. »Ich wollte ihr keine Angst einjagen, deshalb bin ich lieber auf Tauchstation geblieben.«
»Danke«, sagte Ophelia. Gretchen setzte sich auf und wedelte mit dem Schwanz, der rhythmisch gegen den Autositz klopfte.
»Zwei Häuser weiter scheint es ziemlich Stress zu geben.«
»Willy ist wahrscheinlich wieder mal betrunken. Hoffentlich ist es nichts Schlimmeres.«
»Dein Nachbar hat dem Mädchen einen Kakao gebracht, dann ist er rüber, um den Streit zu schlichten.«
Joanna Wyler saß in sich zusammengesunken unter dem Licht der kleinen Terrasse und kratzte sich gedankenverloren die Arme, die mit zahlreichen Mückenstichen übersät waren.
Als Nächstes werden ihre Eltern mir zum Vorwurf machen, dass ich ihr eine Mückensalbe gebe,
dachte Ophelia, als sie den Wagen parkte. Kaum hatte sie den Motor abgestellt, sprang Gretchen aus dem Fenster und lief schnurstracks zu Joanna, um sie zu begrüßen.
Ophelia kramte in einer Kiste unter der Treppe, aus der sie Streichhölzer und eine Duftkerze gegen die Moskitos hervorholte. »Haben sich deine Eltern mal wieder in der Wolle gehabt?«, fragte sie, während sie die Kerze anzündete.
Joanna nickte schniefend. Gretchen leckte ihr die Tränen vom Gesicht.
Ophelia setzte sich auf die Treppe und klopfte neben sich. »Ich weiß jetzt gar nicht, was ich machen soll, Süße. Eigentlich dürftest du ja überhaupt nicht hier sein.«
Joanna brach in lautes Schluchzen aus. »Ophelia, es tut mir so leid. Bitte hass mich nicht!«
»Ich hasse dich nicht!« Sie zog das Mädchen zu sich.
Verdammt, was soll’s,
dachte Ophelia.
Schließlich habe ich einen Zeugen.
Sie legte den Arm um Joannas Schultern, drückte sie, ließ sie wieder los und griff um sie herum, um Gretchen hinter den Ohren zu kraulen. »Besonders begeistert bin ich natürlich nicht, dass man mir vorwirft, ich hätte schmutzige Bildchen von dir gemacht.«
»Es tut mir leid!« Joanna kramte in ihrer Hosentasche und brachte ein zerschlissenes Taschentuch zum Vorschein. »Ich schwöre, das habe ich nie gesagt. Meine Eltern … sie sind einfach davon ausgegangen, dass du die Fotos gemacht hast. Weil du sie im Fotoladen abgegeben hast, und weil Fotos dabei waren, die nicht dazugehörten. Also haben sie gedacht, dass dir irgendwas durcheinandergeraten ist.«
»Warum hast du deine Eltern denn nicht darüber aufgeklärt, dass ich nichts damit zu tun habe?«
»Ich wusste nicht, was ich sagen sollte«, stöhnte Joanna.
»Wie wäre es mit der Wahrheit gewesen?«
»Ich kann ihnen unmöglich die Wahrheit sagen.« Joanna schüttelte weinend den Kopf. »Zelda hat recht, ich bin ein hoffnungsloser Feigling. Mein Leben ist am Ende.«
Kleine, hysterische Göre,
dachte Ophelia unbarmherzig, worauf sie sich einen frostigen Blick von Gretchen einfing.
Okay, ist ja gut. Ich hab verstanden. Vielleicht hat Joanna ja einen guten Grund.
»Zelda hat dich einen Feigling genannt?«
»Nein«, antwortete Joanna tränenerstickt, »aber sie hält mich für einen Versager.« Sie putzte sich die Nase mit dem durchnässten Taschentuch. »Zelda meinte, wenn ich mit ihr abhängen will, darf ich kein Weichei sein.«
»Das ist Zeldas Art, dir zu sagen, dass sie dich mag. Eine Art Freundschaftsmutprobe.«
»Zelda ist so cool. Aber ich kann trotzdem nicht die Wahrheit sagen. Das geht nicht.«
»Hast du Angst vor jemandem? Wirst du etwa bedroht?«
Zwei Häuser weiter wurde eine Tür aufgerissen und wieder lautstark ins Schloss geworfen. »Joanna!«, schwirrte Lisa Wylers weinerliche Stimme durch die Nacht, die keinen Zweifel daran ließ, dass Joanna ihre Tochter war.
Ophelia und Joanna erhoben sich und sahen, wie Lisa über den Rasen gestapft kam. Als sich die Tür der Wylers ein weiteres Mal öffnete, stolperte ein wild schimpfender Willy Wyler heraus, dem Donnie Donaldson dicht auf den Fersen war.
Joanna stöhnte. »Ich hasse meinen Vater! Der Typ ist einfach nur
peinlich.
Und
dumm,
wenn er betrunken
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