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Verrückt nach Emma

Verrückt nach Emma

Titel: Verrückt nach Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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Ahnung, warum sich manche Menschen freiwillig mit so langweiligem Zeug beschäftigen.
    Als ich gerade am Wohnzimmer vorbeihuschen wollte, öffnete sich die Tür, und Mama kam heraus. Sie rannte mich fast über den Haufen.
    »Emma! Was machst du denn hier?«, fragte sie.
    »Ich wohne hier«, sagte ich und grinste.
    Mama grinste nicht zurück. Sie hielt sich am Türrahmen fest und schloss kurz die Augen.
    »Geht’s dir nicht gut?«, fragte ich.
    Mama lächelte schwach. »Nein, nein, alles in Ordnung. Mir ist nur ein bisschen schwindelig. Ich geh mal eben frische Luft schnappen.« Sie wankte über den Flur und verschwand durch die Haustür.
    »He, bist du das neue Aktmodell?« Eine von Mamas Kursteilnehmerinnen zwinkerte mir zu. Sie stand in unserem Wohnzimmer vor einer großen Staffelei und hielt einen Pinsel in der Hand.
    So ein Mist! Ich hatte ja gar keine Hose an! Das hatte ich einen Moment lang komplett vergessen. Und jetzt starrte mich Mamas gesamter Aktmalkurs durch die sperrangelweit geöffnete Wohnzimmertür an. Sogar das Aktmodell, das lang ausgestreckt auf dem Sofa lag. Splitterfasernackt. Und stellt euch vor – es war gar keine Frau, sondern ein Mann! Der Typ grinste mir zu, und ich merkte, wie ich knallrot anlief. Schnell schaute ich woanders hin. Ich weiß nicht, was ich peinlicher fand, den nackten Mann in unserem Wohnzimmer oder dass jetzt alle Kursteilnehmer meine geblümte Unterhose betrachten konnten.
    »Ich … ich bin in den Matsch gefallen«, stotterte ich.
    Die Frau mit dem Pinsel in der Hand kicherte, und ein paar andere fingen an zu lachen. Die Situation war nicht mehr zu retten. Bevor ich vor lauter Scham im Erdboden versank, nahm ich die Beine in die Hand und flitzte die Treppe hinauf. Ich konnte das Lachen von Mamas Aktmalkurs noch bis ins Dachzimmer hören. Manchmal sind Erwachsene wirklich furchtbar albern.
     
    Abends gab ich Mona ihre Zeitschrift zurück.
    »Diese Horoskope sind totaler Humbug!«, sagte ich. »Bastian und ich haben uns immer noch nicht vertragen. Stattdessen bin ich Lea begegnet und im Schlamm gelandet. Von wegen ›die Woche fängt ja gut an‹!«
    Ich erzählte Mona von meinem Zusammentreffen mit Lea. Aber statt mich zu bedauern, begannen ihre Augen zu funkeln, und sie rief: »Ha! Ich wusste es!«
    »Was wusstest du?«, fragte ich.
    »Das Horoskop hat doch recht gehabt!« Mona baute sich vor mir auf und fuchtelte mit der Zeitschrift vor meinem Gesicht herum.
»Gleich am Montag bekommst du Gelegenheit, einen alten Streit beizulegen, der dir schon seit längerer Zeit die Stimmung vermiest. Schalte nicht auf stur, sondern nutze die Gunst der Stunde. So eine Chance bekommst du so schnell nicht wieder!«
, las sie laut vor. »Das bezieht sich nicht auf Bastian, sondern auf Lea! Oder war das vorhin etwa keine Chance zur Versöhnung?«
    Darüber musste ich erst einmal nachdenken. »Hm … na ja, irgendwie schon …«
    »Genau!«, rief Mona. »Ich hab’s dir doch gesagt: Die Sterne lügen nie!«
     
    Nachts träumte ich wirres Zeug. Die meiste Zeit ging es um Bastian. Er holte meinen Brief aus seinem Rucksack, aber der war total mit Malzbonbons verklebt. Bastian stopfte sich den Brief in den Mund und aß ihn auf. Ich wollte ihn davon abhalten, aber ich bekam keinen Ton heraus. Aus irgendeinem Grund hatte ich meine Stimme verloren. Und dann fielen lauter Sterne vom Himmel und begruben Bastian und mich unter sich …
    Als morgens mein Wecker klingelte, war ich so müde, dass ich kaum die Augen aufbekam. Wenn mir meine Träume wenigstens verraten hätten, ob ich Bastian auf den Brief ansprechen sollte oder die Sache vorerst besser ruhen ließ! Ich wankte wie ein Zombie ins Bad und spritzte mir erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht. Das half ein bisschen.
    Ich putzte mir gerade die Zähne, als Mama ins Badezimmer stürzte. Sie war noch im Nachthemd, und ihre Haare standen in alle Richtungen ab.
    »Morgen«, nuschelte ich mit der Zahnbürste im Mund.
    Aber Mama antwortete nicht. Sie lief zum Klo, beugte sich über die Schüssel und begann zu würgen. Soweit ich sehen konnte, kam aber nichts heraus.
    »Ist dir schlecht?«, fragte ich und ließ die Zahnbürste sinken.
    Mama nickte. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und atmete einmal tief durch. »Geht schon wieder. Ich glaube, ich hab mir irgendeinen Virus eingefangen. Am besten, ich leg mich wieder ins Bett.« Sie drückte auf die Klospülung und verließ das Badezimmer.
    Als ich auf dem Weg in die Küche war, kam mir

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