Verrückt nach Emma
Lösung einfallen zu lassen. Auch wenn ich im Moment nicht den blassesten Schimmer hatte, wie diese Lösung aussehen könnte.
Die Mathestunde war der reine Horror. Natürlich sammelte Frau Meisner ausgerechnet an diesem Tag die Hausaufgaben ein. Sie wurde ziemlich ungemütlich, als ich beichten musste, dass ich sie vergessen hatte. Leider war mir das in diesem Schuljahr schon ein- oder zweimal passiert. Okay, es können auch dreimal gewesen sein.
»Jetzt reicht’s, Emma«, schimpfte Frau Meisner. »Ich fürchte, ich muss wirklich mal mit deinen Eltern sprechen.«
Das hatte mir gerade noch gefehlt!
»Muss das sein?«, jammerte ich. »Meine Mutter ist krank. Magenverstimmung. Und das mit den Hausaufgaben wird nicht noch mal vorkommen. Versprochen!«
Frau Meisner seufzte. »Na gut, ich drück noch mal ein Auge zu. Aber so geht es wirklich nicht weiter, Emma.«
Ich nickte und nahm mir vor, ab sofort jeden Tag gleich nach der Schule meine Hausaufgaben zu machen – wenn Frau Meisner die Sache mit dem Elterngespräch einfach wieder vergessen würde.
In der Pause flitzte ich zum Hausmeister und erkundigte mich, ob vielleicht jemand eine schwarze Geldbörse abgegeben hatte.Der Hausmeister wühlte in der Kiste, in der die verlorenen Sachen aufbewahrt wurden. Dort lagen Mützen, Schals, einzelne Handschuhe, Bücher, ein Heft und sogar eine silberne Halskette. Ich drückte so fest die Daumen, dass sich die Fingernägel in meine Handfläche bohrten. Vielleicht war mir die Klassenkasse ja aus dem Rucksack gefallen, und irgendein netter Mensch hatte sie beim Hausmeister abgegeben. Natürlich ohne das Geld herauszunehmen und sich damit einen schönen Tag zu machen. So etwas konnte doch passieren, oder?
»Und?«, fragte ich hoffnungsvoll.
Der Hausmeister schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Hier ist nichts abgegeben worden. Aber frag doch morgen noch mal nach.«
Ich bedankte mich und ging mit hängenden Schultern in die Pausenhalle. So ein riesengroßer Mist! Jetzt saß ich wirklich in der Patsche. Ich musste bis nächsten Monat irgendwie hundertfünfzig Euro auftreiben – und ich hatte keine Ahnung, wie ich das hinkriegen sollte.
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5 . Kapitel
Emma in Nöten
« H allo.« Lea grinste mir ein wenig unsicher zu. »Alles klar?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Geht so.«
Wir standen nach der letzten Stunde an der Bushaltestelle und warteten auf den Schulbus.
»War blöd vorhin in Mathe, was?«, sagte Lea. »So ein Pech, dass die Meisner gerade heute die Hausaufgaben einsammeln musste!«
Ich nickte. »Das kannst du laut sagen. Aber was soll’s. Mathe ist einfach nicht mein Fall. Ich kapier den Quatsch sowieso nicht, ob ich die blöden Hausaufgaben nun mache oder es bleiben lasse.«
Der Bus kam, und wir stiegen ein. Lea setzte sich wie selbstverständlich neben mich.
»Wo ist denn Simone?«, fragte ich.
»Mit ihrer Mutter einkaufen. Sie bekommt eine neue Reithose.«
»Ach so.« Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte, und wir schwiegen eine Weile. Der Bus rumpelte durch Dederstadt und bog schließlich auf die Landstraße nach Tupfingen ab. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor und schien auf die Felder links und rechts neben der Straße.
»Sollen wir vielleicht mal wieder zusammen Mathe lernen?«, fragte Lea.
Ich sah sie überrascht an. Für einen Moment verschlug mir ihr Angebot glatt die Sprache. Lea ist ziemlich gut in Mathe. Früher hatte sie mich regelmäßig die Hausaufgaben abschreiben lassen und vor den Klassenarbeiten mit mir gelernt. Seit wir nicht mehr beste Freundinnen waren, tat sie das leider nicht mehr.
»Natürlich nur, wenn du Lust hast«, fügte Lea hastig hinzu, als ich nicht sofort antwortete.
Ich zuckte mit den Schultern. »Klar, warum nicht? Wann denn?«
»Morgen Nachmittag?«
Ich nickte. »Okay.«
Lea lächelte mir zu, und ich lächelte zurück. Die restliche Fahrt schwiegen wir.
Beim Mittagessen stand ein neuer Blumenstrauß auf dem Tisch. Diesmal waren es riesengroße Sonnenblumen.
»Schon wieder Blumen von deinem Herzallerliebsten?«, fragte Gesa und grinste Oma zu, die gerade eine große Schüssel mit Grießklößen auf den Tisch stellte. Daneben dampften bereits Tofuwürstchen auf einer Warmhalteplatte. Ich hasse Tofuwürstchen! Und auf Grießklöße stehe ich auch nicht besonders.
Oma und Gesa wechseln sich mit dem Kochen ab. Seit Oma einen von Gesas Kochkursen mitgemacht hat, gibt es bei ihr auch meistens Öko-Zeug. Aber manchmal macht sie auch noch
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