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Verrueckt nach Liebe

Verrueckt nach Liebe

Titel: Verrueckt nach Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Betty war drei Tage nach Tuckers fünftem Geburtstag gestorben.
    Er begab sich in seine Küche und zog sich das Sweatshirt über den Kopf. Seine Mutter war abgehauen, als er noch ein Baby war, sodass er keine Erinnerung an sie hatte. Nur Fotos. Wer sein Vater war, wusste er nicht, und er bezweifelte auch, dass seine Mutter es je gewusst hatte. Sie hatte sich mit einer Überdosis Drogen umgebracht, als Tucker drei war. Als Kind hatte er sich Gedanken über sie gemacht und sich gefragt, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn sie kein Junkie gewesen wäre. Als Erwachsener hatte er nur noch Abscheu empfunden – Abscheu für eine Frau, der Drogen wichtiger waren als ihr Sohn.
    Auf dem Weg ins Schlafzimmer schaltete er den Fernseher aus und schleuderte seine Schuhe von sich. Nach Bettys Tod war er zu Tanten geschickt worden, die ihn nicht wollten und denen er egal war; und als er zehn wurde, war er dem Staat Michigan übergeben und durch das Pflegeunterbringungssystem geschleust worden.
    Er zog seine Hose aus und warf sie in den Deckelkorb, in dem er die Wäsche für die Reinigung sammelte. Niemand hatte einen Zehnjährigen mit seiner Geschichte und seiner negativen Einstellung adoptieren wollen. Zwischen zehn und sechzehn hatte er die meiste Zeit bei Pflegefamilien verbracht und mehrfach vor dem Jugendgericht gestanden, das ihn schließlich in eine Resozialisierungseinrichtung schickte, die von einem pensionierten Vietnam-Veteranen geleitet wurde. Elias Peirce war ein nüchterner Sturkopf mit strengen Regeln gewesen. Doch er war fair. Als Tucker ihm zum ersten Mal eine patzige Antwort gegeben hatte, gab er dem Halbstarken einen alten Stuhl mit einer Rückenlehne aus geflochtenem Bambus und einen Packen Schmirgelpapier. »Mach ihn so glatt wie einen Babypopo«, hatte er ihn angeblafft. Tucker hatte eine Woche dafür gebraucht, aber nachdem seine Schularbeiten und Haushaltspflichten erledigt waren, hatte er geschmirgelt, bis der Stuhl sich unter seinen Händen wie Seide angefühlt hatte. Nach dem Stuhl hatte er sich ein Bücherregal und einen kleinen Tisch vorgenommen.
    Tucker konnte zwar nicht behaupten, dass Elias Peirce und er sich so nahegestanden hätten wie Vater und Sohn, doch er hatte Tuckers Leben verändert und ihn nie wie Ausschuss behandelt. Elias zwang ihn, seine Wut und seine angestauten Aggressionen auf konstruktive Art und Weise abzureagieren.
    Tucker redete nicht gern über seine Vergangenheit – sprach eigentlich nie über sein Leben. Wenn ihn jemand nach seinem Leben fragte, sagte er nur, dass er nicht viele Angehörige hatte, und wechselte das Thema.
    Er dachte an Lily Darlington und wie sie Pippen berührt hatte. Wie sie ihm in die Augen gesehen, seine Wange gestreichelt und ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebhabe und er ihr Ein und Alles wäre. Tucker war sich sicher, dass seine Großmutter ihn geliebt hatte, aber er war sich genauso sicher, dass sie nie ihm zuliebe jemanden bedroht hatte. Er hatte sich selbst verteidigen müssen. Er hatte immer auf sich selbst aufpassen müssen.
    Er war jetzt ein Mann – dreißig Jahre alt –, und er war der Mensch, der er war, aufgrund des Lebens, das das Schicksal ihm zugedacht hatte. Er kannte eine Menge Typen, die aus dem Irak oder aus Afghanistan zurückgekommen waren und denen es schwergefallen war, sich an das Leben außerhalb des Militärs zu gewöhnen. Aber ihm nicht. Jedenfalls nicht so sehr. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, mit der Scheiße umzugehen, mit der er beworfen wurde. Wie man mit Traumata umging und sie verarbeitete. Klar, er hatte ein paar sehr düstere Erinnerungen, doch er ließ sein Leben nicht von ihnen bestimmen. Er hatte sie überwunden und hinter sich gelassen.
    Er zog sich bis auf seine grauen Boxershorts aus und stieg ins Bett. Alles, was er besaß, hatte er sich erarbeitet. Niemand hatte ihm etwas geschenkt, und er war ein zufriedener Mensch. Innerhalb von Minuten war er eingeschlafen, und irgendwann, als er gemütlich eingekuschelt dalag und sich im Tiefschlaf befand, drang Lily Darlington in seine Träume ein. Sie trug rote Seide, und ihre Hände berührten sein Gesicht und seinen Hals. Sie sah ihm in die Augen und legte lächelnd die Hände an seine Wangen. »Dir ist kalt, Tucker«, sagte sie. »Du musst dich aufwärmen.« Der Traum begann harmlos und unschuldig, wurde aber rasch sexy und unanständig. Ihre Hände fuhren über seine Brust, während sie ihren Mund seitlich auf seinen Hals senkte, und die Dinge, die sie an

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