Verrueckt nach Liebe
zweijährigen Sohn und einem leer geräumten Konto hatte sitzen lassen, verschwieg ihm jedoch, dass sie mit ihrem Wagen in sein Haus gerast war.
Am dritten Montag, an dem sie beide freihatten, erzählte sie ihm davon, dass ihre Schwester Daisy einmal versucht hatte, Ronnie vor dem Minit Mart in die Eier zu treten. Natürlich erwähnte sie nicht, dass sie damals in eine Schlägerei mit Kelly dem Flittchen verwickelt gewesen war. Sollte er ruhig glauben, dass Daisy, die Verantwortungsbewusste, die verrückte Schwester war.
Sie verbrachten die nächsten Stunden im Bett, und als sie aufstand und sich anzog, verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und beobachtete sie.
»Wann kommst du durch meine Haustür?«, fragte er.
Sie sah zu ihm rüber, während sie ihren BH hinter ihrem Rücken zuhakte. »Das kann ich nicht machen.« Sie war den Großteil ihres Lebens Gegenstand von Tratsch und forschenden Blicken gewesen, hatte den Menschen in Lovett aber seit langem keinen Anlass mehr zum Gerede gegeben. Und so sollte es auch bleiben. »Die Leute werden reden.«
»Wen stört das?«
Sie griff nach ihrer Bluse und schlüpfte hinein. »Mich. Ich bin eine alleinerziehende Mutter.« Sie zog ihre Haare aus ihrem Kragen. »Ich muss vorsichtig sein.« Und falls ihre Beziehung irgendwann endete, würde niemand davon erfahren. Sie wäre wahrscheinlich traurig, es wäre sehr unangenehm, aber wenigstens wüsste nicht die ganze Stadt, dass sie schon wieder sitzen gelassen worden war – diesmal von einem jüngeren Mann. Sie könnte erhobenen Hauptes vor allen stehen, und Pippen bliebe von alledem verschont.
Tucker setzte sich auf und schwang die Füße über die Bettkannte. Er sah zu, wie sie ihre Bluse zuknöpfte, und stand auf und stieg in eine Jeans. Er liebte es, wenn sie vor seiner Hintertür stand, aber er wollte mehr. »Zwischen vorsichtig sein und zu glauben, dass wir ein schmutziges Geheimnis bewahren müssen, besteht ein Unterschied.«
Sie blickte auf. »Ich halte uns nicht für ein schmutziges Geheimnis.« Ein Geheimnis ja. Schmutzig nein.
»Hast du deiner Schwester von mir erzählt?« Er arrangierte seine Kronjuwelen und zog den Reißverschluss seiner Hose zu. »Deiner Mutter? Sonst jemandem?«
Ihr blondes Haar strich über ihre Wangen, als sie den Kopf schüttelte. »Warum sollte es sie etwas angehen?«
»Weil wir uns verhalten, als würden wir etwas Falsches tun, und das tun wir nicht.« Er griff nach einem T-Shirt und zog es sich über den Kopf. »Ich hab dir von vornherein gesagt, dass ich richtig mit dir zusammen sein will. Du bist nicht nur eine flüchtige Affäre für mich.«
»Ich weiß das zu schätzen, Tucker.« Sie stieg in eine schwarze Hose. »Aber ich habe einen zehnjährigen Sohn und muss höllisch aufpassen.«
»Ich mag Pippen. Ich würde auch mit ihm Ball spielen, wenn ich nicht mit dir zusammen wäre. Er ist ein lustiger kleiner Kerl, und ich glaube, er mag mich.«
»Ja.«
»Ich würde ihm nie weh tun.«
Sie sah zu ihm auf, während sie ihre Hose zuknöpfte. »Kinder sind grausam. Ich will nicht, dass sich Pippen in der Schule Spott über unsere Beziehung anhören muss.«
Mehr als jeder andere wusste er, wie gemein Kinder sein konnten. »Zur Kenntnis genommen.« Aber es lag nicht nur an Pippen. Tucker war zwar jünger als Lily, doch das hieß nicht, dass er von gestern war. Aus irgendeinem Grund, der nichts mit ihrem Sohn zu tun hatte, wollte Lily ihre Beziehung geheim halten, während Tucker am liebsten ein Megaphon genommen hätte und es die ganze Stadt hätte wissen lassen. Dieses Gefühl war neu für ihn. Er war zwar schon verliebt gewesen, aber niemals so. Noch nie hatte es ihn so heftig erwischt.
Die Situation war ihm neu. Sie hatte einen Sohn. Er musste auf Pippens Gefühle Rücksicht nehmen, aber das bedeutete nicht, dass er sich verstecken würde wie ein Verbrecher. Als müsste Lily wie eine Nonne leben, und sie müssten sich verhalten wie Sünder. Er würde Rücksicht nehmen, doch er war niemandes Geheimnis, und Heimlichtuerei war einfach nicht sein Stil.
Kapitel sieben
»Meine Mom hat im Wild Coyote Diner gearbeitet, bis sie sich letztes Jahr zur Ruhe gesetzt hat«, erzählte Lily ihrem Elfuhrdreißig-Termin, während sie der Kundin vanille- und karamellfarbene Strähnchen färbte. Um optisch mehr Volumen ins Haar zu bringen, trug sie auf die Strähnen unter jeder dritten Folie einen dunkleren karamellfarbenen Ton auf. Mit dem Stiel ihres Kammes teilte sie eine schmale
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