Verrueckt nach Liebe
Haarsektion ab, schlängelte den Stiel unter den Strähnen hindurch und schob die Folie darunter. »Und meinem Schwager gehört Parrish American Classics.«
»Ich hab früher oft im Wild Coyote Diner gegessen. Belegte Brote und Pekannusskuchen.« In einen schwarzen Frisierumhang gehüllt sah Sadie Hollowell, ihre Kundin, sie im Spiegel an. »Wie heißt deine Mom denn?«
»Louella Brooks.«
»Klar erinnere ich mich an sie«, sagte Sadie. Und Lily erinnerte sich an Sadie Hollowell. Sadie war ein paar Jährchen jünger als Lily, aber die Hollowells kannte jeder. Ihnen gehörte die JH-Ranch, wo sie schon seit Generationen Rinderzucht betrieben. Und wenn es jemanden gab, über den die Leute in der Stadt noch lieber tratschten als über Lily, dann war es jeder, der den Nachnamen Hollowell trug. Sadie hatte Lovett vor Jahren verlassen, war jetzt aber wieder hier, um sich um ihren kranken Daddy zu kümmern. Und da sie der letzte Spross der Hollowells war, war Sadie bei den Klatschtanten von Lovett Gesprächsthema Nummer eins. Es gab in der Stadt niemanden, der nicht über sie sprach.
Erst gestern hatte Lily Winnie Stokes die Haare geschnitten und von ihr erfahren, dass Sadie die »Founder’s Day«-Feierlichkeiten letzten Samstag mit Luraleen Jinks Neffen Vince Haven verlassen hatte. Laut Winnie war Vince der neue Besitzer des Gas and Go und ein ehemaliger Navy SEAL. Angeblich war er rattenscharf, und sein Truck war bis weit in die frühen Morgenstunden am Wohnhaus auf der Hollowell-Ranch gesehen worden. Sadie machte es offenbar nichts aus, wenn die Leute über sie tratschten, sonst hätte sie Vince dazu veranlasst, seinen Wagen in der Scheune zu verstecken. Lily beneidete Sadie um diese Mir doch egal! -Einstellung. Wenn sie je aus der Stadt herausgekommen wäre wie Sadie, hätte sie sie vielleicht auch.
Die Türglocke bimmelte, und sie beobachtete im Spiegel, wie ein Riesenstrauß roter Rosen in den Salon schwebte, so groß, dass er denjenigen verbarg, der ihn trug. »Oh nein.« Der Lieferjunge legte die Blumen auf den Ladentisch und ließ sich von einer Angestellten den Empfang quittieren.
»Sind die für dich?«, fragte Sadie.
»Ich fürchte ja.« Gestern hatte Tucker ihr Stargazer-Lilien geschickt. Das war seine Art, ihr zu sagen, dass er kein Heimlichtuer war. Dass er sich nicht versteckte.
»Das ist süß.«
»Ist es nicht. Er ist zu jung für mich«, wehrte sie ab, während ihr die Schamesröte den Hals hinaufkroch. Alle im Salon wussten von Tucker. Nachdem er bei der Sonderaktion aufgekreuzt war und ihre Bürotür abgeschlossen hatte, bestand wenig Zweifel daran, was Lily Darlington mit dem jungen Deputy Matthews trieb. Noch mehr wurde die Gerüchteküche dadurch aufgeheizt, dass sie manchmal zu spät zur Arbeit kam. Vor Tucker war sie immer eine der Ersten im Laden gewesen.
Sie bepinselte Haarsträhnen mit Farbe und wickelte Folie drum herum. In Salons mit weiblichen Angestellten wurde von Natur aus viel geklatscht, doch im Lily Belle uferte das Ganze inzwischen aus. Sie musste irgendetwas unternehmen.. Aber außer Tucker aus ihrem Leben zu verbannen wusste sie nicht, was sie dagegen tun sollte. Alle dazu aufzufordern, verdammt noch mal die Klappe zu halten, würde die Gerüchte nur bestätigen.
»Wie alt ist er denn?«
Sie teilte eine Haarsektion ab. »Dreißig.«
»Das sind ja nur acht Jahre Unterschied.«
»Schon, aber ich will kein Cougar sein.« Gott, sie hasste allein schon den Gedanken daran. Bisher hatte sich der Tratsch auf den Salon hier in Amarillo beschränkt, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis es sich bis nach Lovett rumsprach. Sie hätte nicht im Büro Sex mit Tucker haben dürfen. Für eine Frau, der Tratsch etwas ausmachte, war das ein Riesenfehler gewesen. Ein Fehler, den sie vielleicht mehr bereuen sollte, als sie es tat.
»Du siehst nicht aus wie ein Cougar.«
Sie fühlte sich auch nicht wie einer. »Danke.« Sie schob eine Folie unter die Haarsektion, die sie abgeteilt hatte. »Dafür sieht er aus wie fünfundzwanzig.«
»Ich glaube, man spricht erst von einer Cougar-Cub-Beziehung, wenn er vom Alter her dein Sohn sein könnte.«
»Ich will aber keinen Freund, der acht Jahre jünger ist als ich.« Sie schaufelte Farbe aus einer der Schüsseln und färbte Sadie weiter die Haare. Nein, sie wollte keinen Freund, der acht Jahre jünger war als sie, aber mit Tucker Schluss machen wollte sie auch nicht, denn dafür bedeutete er ihr viel zu viel. Ihre Gefühle für ihn machten ihr
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