verrueckt nach mehr
mich beschäftigen, um meine Fassung nicht zu verlieren und schluchzend in einer Ecke zu landen. Mit jeder Stunde, die verging, fühlte ich mich schwächer. Ein paar Mal war ich kurz davor Verzweiflungsanrufe zu starten, konnte mich aber rechtzeitig zurückhalten.
Den ganzen Abend hockte ich auf der Couch wie ein wi l lenloser Zombie und starrte auf den laufenden Fernseher. Ich konnte meine Augen kaum noch offen halten, als meine Mu t ter endlich von der Arbeit zurück war.
Sie setzte sich in den Sessel mir gegenüber und sagte: »Ich hab mir für den Rest der Woche Urlaub genommen, Lexi.«
Ich warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. Mein Puls b e schleunigte sich bei dem Gedanken, dass sie die freie Zeit womöglich für Vorbereitungen nutzen wollte.
»Was ist hier los, Mama?«, fragte ich mit schwacher Stimme. Es war, als hätten mich meine Lebensgeister verla s sen.
»Ich bin durch, Lexi. Es ist besser, wenn wir morgen Früh reden.« Sie erhob sich. Bevor sie das Wohnzimmer verließ, drehte sie sich noch mal um und sah mich betrübt an. »Ich wünschte, Derek hätte den Mund gehalten!«
Ich zwang mich, nichts zu antworten. Jedes Wort hätte verächtlich geklungen.
Ohne Umwege schleppte ich mich ins Bett.
Mein Schlaf war zerhackt und wenig erholsam.
Am nächsten Morgen wurde ich von klappernden Gerä u schen wach. Meine Mutter musste in der Küche zu Gange sein. Ich blinzelte zum Fenster und spürte sofort den Kloß in meinem Hals. Die Morgensonne schien so sanft und goldgelb in mein Zimmer, als würde sie sagen wollen: » Komm schon, wie schlimm kann der Tag schon werden? « Dieser ignorante gelbe Feuerball hatte wie immer null Ahnung!
Ich tastete nach meiner Handtasche, die auf dem Boden neben meinem Bett lag, und fischte mein Handy heraus. I m mer noch keine Nachrichten!
Trübselig schlurfte ich ins Badezimmer, als wäre ich aus Blei, duschte und zog mir Jeans und einen alten Pullover an, ohne besonders wählerisch zu sein. Bevor ich die Küche betrat, holte ich tief Luft und nahm mir vor, mich erwachsen zu verhalten. Ich war kein kleines Kind mehr, das man heru m schubsen konnte.
»Guten Morgen«, sagte ich, um einen freundlichen Tonfall bemüht, und setzte mich an den Tisch. Noch war ja nichts g e sagt und vielleicht hatte Derek irgendwie alles falsch versta n den.
Meine Mutter stand am Herd und schlug Eier in eine kle i ne Pfanne. Es brutzelte und zischte und duftete lecker. Dabei hatte sie bisher noch nie Spiegeleier zum Frühstück gemacht. »Guten Morgen«, sagte sie mit einer belegten Stimme, ohne sich nach mir umzudrehen. Vielleicht hatte sie ja auch einen Kloß im Hals?
Ich beobachtete sie verstohlen.
Sie nahm ihre Kaffeetasse und setzte sich zu mir an den Tisch. Die Tränensäcke unter ihren Augen waren heute beso n ders dick.
»Lexi ...«, begann sie und sah mich mit ihrem Ich meine es doch nur gut-Blick an. Ich richtete mich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
»In den letzten Tagen und Nächten habe ich viel nachg e dacht und ... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, damit du verstehst, worum es mir geht?«
Ich schwieg hochkonzentriert. Meine Alarmglocken schrillten, aber ich wollte ihre Rede hören, bevor ich mit me i nem Widerstand loslegte.
»Oh, die Eier ...« Sie sprang von ihrem Stuhl auf und nahm die Pfanne von der Herdplatte. »Möchtest du?«, fragte sie, den Pfannenwender in der Hand und bereit, mir ein paar Spiegeleier auf den Teller zu schieben. Ich schüttelte den Kopf. »Nein, danke, keinen Hunger.«
Mit einem leisen Seufzer stellte sie die Pfanne auf den Herd zurück.
»Ich hab so viele Fehler gemacht, dass ich sie nicht mehr zählen kann«, sagte sie mit dem Rücken zu mir. Dann drehte sie sich um und lehnte gegen den Arbeitstresen. Offensichtlich wollte sie sich nicht wieder an den Tisch setzen.
»Der größte war wohl, nach Berlin zu ziehen ...« Sie sah mich unsicher an.
Ich zog verstimmt die Brauen zusammen und kaute nervös auf meiner Unterlippe. Auf meine Brust legte sich eine Schwere, die mir fast die Luft nahm.
»Ich weiß, dass du mit mir nicht einer Meinung sein wirst, aber lass mich erst alles genau erläutern, Lexi, bitte.« Sie klemmte sich die Haare hinter die Ohren. »Du glaubst nicht, was ich in letzter Zeit durchgemacht habe ... Es war schrec k lich ...«
»Mama!«, unterbrach ich sie mit lauter Stimme.
Erschrocken zuckte sie zusammen und hob die Brauen.
Meine plötzliche Panik ließ ein geduldiges Zuhören ei n fach nicht
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