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verrueckt nach mehr

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Titel: verrueckt nach mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Janket
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aus derselben Perspektive zu sehen. Man konnte seine Sichtweise ändern und damit sein Handeln und Denken und damit wi e derum ... die Reaktionen seines Umfelds.
    Man konnte seine Zukunft ändern, wenn man wollte. J e den Tag aufs Neue.
    Das war meine Theorie.
    Sie passte zu mir.
    Doch wie sah die Praxis für mich aus? Was konnte ich tun, um mein Leben vor dem Super-GAU zu retten?
    Ich fummelte die Sorgenpüppchen unter meinem Kopfki s sen hervor, legte sie einzeln nebeneinander und sprach zu i h nen im Geiste: »Die einzige Sorge, die mich plagt, ist, dass ich nicht genügend Kraft habe, um für mein Glück zu kämpfen.«
    Was ich als Antwort hörte, war Sergios Stimme in meinem Kopf. »Man hat immer mehr Kraft, als man denkt ...« , hatte er einmal zu mir gesagt, und es war nicht das erste Mal, dass ich mich daran erinnerte.
    Ich setzte mich auf und checkte mein Handy.
    Keine Nachrichten.
    Die Tatsache, dass Sergio sich nicht meldete, tat weh, aber ich blieb gefasst. Ich zwang mich dazu. Vielleicht war es be s ser, ihn eine Weile in Ruhe zu lassen und mich stattdessen mit den neuen, ernsten Komplikationen in meinem Leben ause i nanderzusetzen. Mir wurde übel bei dem Gedanken an meine baldige Unterredung mit meiner Mutter. Noch nie hatte ich mich so sehr vor einem Gespräch mit ihr gefürchtet, wie di e ses Mal.
    Wenn meine Mutter mich von Berlin und damit von Sergio wegbringen wollte, dann deshalb, weil sie glaubte, mich vor ihm beschützen zu müssen. Und weil sie in die Nähe von me i nem Vater wollte, der jetzt wieder geschieden war. Es war ganz offensichtlich: Für meine Mutter würde es sein, wie zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    Und Sergio?
    Ich dachte an seinen Sparringskampf am kommenden Samstag. Er war strikt dagegen, dass ich in den Club kam. Obwohl er tief im Unglück steckte, war er um mich besorgt und wollte mich beschützen.
    Aber das war nicht das, was ich wollte.
    Ich wollte mitbestimmen, was mit uns passierte. Und ich wollte ihm zeigen, dass ich mutig genug war, um jeden Teil seines Lebens auch zu meinem zu machen.
    Ich wusste, dass ich mit Sergio sogar durch ein Minenfeld laufen würde, wenn es sein musste.
    Hauptsache wir blieben zusammen ...
    Mein Entschluss stand fest: Ich würde bei Sergios Spa r ringskampf am Samstag dabei sein und mir selbst ein Bild davon machen, worauf er sich da eingelassen hatte. Bojan würde mich mitnehmen müssen ...
    Bei all diesen Gedanken war ich auf einmal wie elektr i siert. Ich fuhr meinen Computer hoch, um meine Soundtrack-Playlist abzuspielen. Ich musste mich ablenken, musste den Tag rumkriegen, ohne auszuflippen. Mein Herz klopfte defin i tiv zu schnell und wollte sich nicht beruhigen. Ich fühlte mich, als müsste ich in schwindelerregender Höhe über ein Seil la u fen, um an mein Ziel zu gelangen.
    Als mein Handy klingelte, hielt ich die Luft an. Mit zi t ternden Händen kramte ich es aus meiner Tasche hervor und starrte aufs Display. Es war wieder diese unbekannte Nummer.
    Ich zögerte kurz, doch dann nahm ich den Anruf entgegen.
    »Lexi?«, fragte eine junge Frauenstimme.
    In meinem Gedächtnis fahndete ich nach einem passenden Gesicht. Obwohl die Stimme mir nicht gänzlich unbekannt vorkam, war ich ratlos.
    »Äh ... wer ist dran?«
    »Ich bin‘s, Leyla. Ich hoffe, ich störe nicht.«
    »Nein.«
    Die schrille Schwester unserer Nachbarin Seyda! Mir war nicht nach einer Unterhaltung zumute, aber das sagte ich ihr nicht. Sie war schließlich sehr freundlich zu mir gewesen.
    »Ich hab mir von deiner Mutter deine Handynummer g e ben lassen, als ich das mit dem Verkehrsunfall hörte.« Leyla machte eine kurze Pause und seufzte. »Das ist ja so furchtbar, Lexi, ganz furchtbar. Aber weißt du, ganz ehrlich, Seyda und ich sind so froh, dass dir nichts passiert ist.«
    »Mmh.«
    »Wenn du jemanden zum Reden brauchst, ruf mich ruhig an, okay? Jederzeit, egal wann, tagsüber oder mitten in der Nacht, spielt keine Rolle. Ich schlafe sowieso kaum.«
    »Das ist ... sehr lieb, danke«, sagte ich.
    »Na klar, dann bis später.«
    »Bis später ...«
    Ich speicherte Leylas Nummer unter ihrem Namen ab und fragte mich, ob sie es ernst gemeint hatte, als sie sagte, ich könne sie auch mitten in der Nacht anrufen. Mitten in der Nacht? Auch um 3 Uhr oder wie? Manchmal sagten Menschen Dinge dieser Art einfach nur so daher, ohne es zu meinen.
    Ich verbrachte den Nachmittag damit, mein Zimmer ko m plett umzuräumen und meine Schulsachen neu zu sortieren. Ich musste

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