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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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werden dich niemals finden. Und genau das mußt du tun, irgendwohin verschwinden, weit weg, ein neues Leben beginnen und niemals mehr in meiner Nähe erscheinen. Vielleicht beobachten sie mich einige Monate lang, vielleicht sogar länger, aber das kann ich nicht verhindern. Ich werde mir sofort einen Rechtsanwalt nehmen, der sich um meine Angelegenheit kümmert. Morris Pitts hat angeboten …«
    Er blies ärgerlich Luft durch die Nase. »Er ist einer von ihnen!«
    Sie blieb stehen. »Woher weißt du das?«
    Er überlegte, woher er das eigentlich wußte, und kam zu keinem Schluß. Er wußte es einfach. Er wußte, daß Morris Pitts einer von denen war. Er spreizte hilflos die Hände. »Du glaubst mir doch, oder?«
    Sie nickte, dann sagte sie verbittert: »Der erste große Mann mit Geld, der mir Beachtung geschenkt hat. Ich hätte es wissen müssen.«
    »Für ihn bist du eine Zielperson, ein Auftrag«, sagte Corky. »Lauren, für mich bist du die allerschönste Frau der Welt. Alles an dir ist schön! Alles! Vielleicht, wenn ich etwas mehr Fleisch esse, wachse ich auch noch etwas. Manche Leute erreichen ihre volle Größe erst, wenn sie älter sind als ich jetzt bin, weißt du.«
    »Es ist gleichgültig«, sagte sie. »Du gehst weg. Wohin? Das ist das Problem. Auf keinen Fall kannst du hier an der Westküste bleiben; vielleicht wäre es das beste, du würdest ganz außer Landes gehen. Sprichst du irgendwelche Fremdsprachen?«
    »Nein. Ein paar Brocken Spanisch und Französisch und etwas Deutsch. Man schnappt immer ein bißchen auf, wenn man bei den Pferderennen rumhängt. Ich werde dich nicht verlassen, Lauren. Sie sind hinter dir genauso her wie hinter mir. Es ist meine Schuld. Ich hätte dich von Anfang an in Ruhe lassen sollen, aber jetzt ist es zu spät. Sie glauben, du gehörst zu dem Ganzen.«
    »Das hast du schon einmal gesagt«, erwiderte sie. »Was bedeutet das eigentlich genau? Corky, du weißt Dinge, die du von Rechts wegen nicht wissen kannst. Wie hast du sie erfahren? Und wann? Wieso weißt du, was die anderen denken?«
    Er sah sie hilflos an.
    »Laß uns in die Hütte zurückgehen. Laß uns die Teilstücke der vergangenen Woche oder so zusammentragen. Wo bist du, wenn du kein Bewußtsein hast? Hast du die Kontrolle über diesen Zustand? Du kommst immer wieder zurück, vielleicht kannst du gezielt damit umgehen?«
    Er spürte, wie ein Aufzucken von Angst seinen Magen und seine Brust zusammendrückte. »Das kann ich nicht«, sagte er sehr schnell. »Ich kann nicht dorthin zurückkehren. Man hat mich gewarnt.«
    »Was meinst du damit?« Sie sah ihn mit besorgtem Blick an.
    Er schüttelte den Kopf. »Du hast recht mit dem, was du sagst«, sprach er zögernd. »Deshalb habe ich mich nach Ruhe und Frieden gesehnt, um zu versuchen, den Sinn dessen zu begreifen, was geschieht. Komm, laß uns Notizen machen!«
    Hand in Hand verließen sie den Strand, stiegen den Hügel hinauf, der von dieser Seite nicht ganz so steil war, und gingen auf der anderen Seite hinunter zu ihrer Hütte.
    Er redete sich ein, daß es ganz bestimmt keinen Grund zur Besorgnis gäbe, keinen Grund zur Angst. Er war nur im Begriff, über all diese Dinge zu sprechen, er würde sie nie wieder tun, was immer es auch war. Sein Magen benahm sich nicht so, als ob er irgend etwas davon glaubte.

 
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
     
     
    »Nun gut«, sagte Lauren, als sie wieder in ihre Hütte zurückgekehrt waren und am Tisch saßen. Sie hatte ihr Notizbuch vor sich liegen. »Laß uns mit dem ersten Tag anfangen, dem Donnerstag. Du bist mir hinterhergegangen, und dann standest du vor dem Fenster; als ich mich nach dir umdrehte, glühtest du blau auf und verschwandest. Das war dein erstes Verschwinden. Richtig?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir brauchen zwei Blatt Papier, eins für das, was du gesehen hast, und eins für die Version, die ich gesehen habe.«
    Sie riß ein paar Seiten aus ihrem Notizbuch heraus und legte sie in die Mitte des Tisches; dann wartete sie, bis er anfing, auf seinem herumzukritzeln.
    »Was hast du?« fragte sie ihn schließlich mit leiser, besorgter Stimme.
    »Alles fließt irgendwie ineinander über. Dieser Abend, und dann hast du einen Blumentopf fallenlassen und aufgeschrien.«
    Sie schluckte mühsam und schrieb nieder, was er gesagt hatte. Sie hielt den Blick aufs Papier gesenkt. »Das war drei Tage später, am Sonntag.«
    »Ich glaube, ich habe keine Reihenfolge, erstens, zweitens, drittens«, sagte Corky. »Laß uns doch

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