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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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Weg auskundschaften und steuern.«
    »Laß uns jetzt einen Spaziergang machen«, sagte er.
    Sie blieb immer noch stehen. »Das möchtest du doch, oder? Abhauen und dich verstecken?«
    Er nickte. »Mir bleibt nichts anderes übrig. Es ist ja nicht so, daß zwischen uns beiden irgendwas Ernstes wäre. Ich meine, eigentlich kennen wir uns nur ein paar Stunden lang.«
    »Das habe ich auch gedacht. Und wir waren uns gleich beim erstenmal einig, daß wir überhaupt nicht zueinander passen. Du bist mir einfach zu klein.«
    »Und für einen Mann ist es auch nicht das tollste Gefühl, eine Frau zu haben, die größer ist als er. Aber abgesehen davon, du hast eine Karriere, einen Beruf. Allerdings solltest du von der Klinik weggehen. Such dir einen anderen Job!«
    »Warum?«
    »Einer deiner Kollegen, der kleine mickerige, denkt darüber nach, wie er seine Frau loswerden könnte, und wahrscheinlich macht er ein großes Getue und verursacht einen Skandal. Es wäre nicht so gut, dann in seiner Umgebung zu sein.«
    »Woher weißt du das?« fragte sie von der Tür her.
    »Er ist überzeugt davon, daß seine Frau seine Unterhosen stärkt. Er leidet unter heftigem Schwanzjucken. Sie spürt zwar nichts davon, doch sie verwendet ein starkes Waschmittel und Bleiche, weil sie denkt, er sei dreckig. Und sie spült es nicht gut aus.« Corky unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Davon hast du nichts gewußt, was?«
    »Nein.« Sie ging mit schnellen Schritten zu ihm. »Und du weißt all diese Dinge, die du eigentlich nicht wissen kannst. Wie zum Beispiel die Sache mit dem Colonel, der darauf wartet, General zu werden, lauter solche Geschichten.«
    »Es geht ihm nicht nur um die Pension«, sagte er. »Er ist auch noch scharf auf einen Beratervertrag, nachdem er sich zur Ruhe gesetzt hat. Colonels kann man für einen Pappenstiel haben, während Generäle den großen Reibach machen. Das hat er dabei im Sinn. Er haßt die Armee und glaubt, man würde ihn nicht hoch genug einschätzen, weil er nicht in West Point war.«
    Sie sah ihn entsetzt an. »Mein Gott, laß ja niemanden erfahren, daß du so etwas kannst«, flüsterte sie. »Corky, sie werden sich etwas einfallen lassen, um dich umzubringen, einfach weil du zuviel weißt.«
    Er nickte; seine blauen Augen waren sehr rund und mit einemmal fast ausdruckslos. »Das ist es!« rief er aus. »Ich werde umhergewirbelt wie der Staub. Daran haben mich die Staubkörnchen erinnert!« Wie der Staub war er in diesen bestimmten Momenten überall, und jedes Partikelchen hatte ein eigenes Bewußtsein.
    Sie streckte die Hände nach seinen Armen aus und schüttelte ihn; die Decke rutschte ihm von den Schultern. Er zog sie an sich und nahm sie ungestüm in die Arme, dann ließ er sie los und zog die Decke wieder um sich. »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte er. »Noch mal ins Bett zu gehen oder einen Spaziergang zu machen.«
    »Es wird zu dunkel für dich, um ein Boot zu klauen«, sagte sie. »Es wäre gefährlich, es allein zu machen. Ich meine, wahrscheinlich würdest du das Boot verlieren und müßtest es noch einmal machen. Wir könnten also jetzt lieber Spazierengehen und anschließend ins Bett, zum letztenmal, bevor wir uns trennen.« Sie sah ihm forschend ins Gesicht, und er nickte. »Woran hast du jetzt gerade gedacht?«
    »Ich werde es dir zeigen.« Er ging zum Tisch und zeigte ihr die Skizzen, die er gemacht hatte. »Hier, wo dieses Kerlchen seinen Platz ausfüllt, das ist hier und jetzt. Zeitweise unsichtbar, aber mit Substanz. Ein Stück weiter die Linie entlang ist nur noch ein Teil von ihm innen, das meiste draußen. Irgendwo zwischen hier und da muß ich wohl in andere Menschen schlüpfen, so wie der Staub bei jedem deiner Atemzüge in dich strömt. Und dann weiß ich offenbar ganz genau, was diese Menschen denken und fühlen, und nicht nur, was sie tun und sagen. Deshalb weiß ich das alles über den Colonel und den Präsidenten und Peter Waycross und diesen Rich Soundso. Und über dich!«
    »Über den Präsidenten? Und über mich?«
    »Vielleicht über jeden«, sagte er nachdenklich. »Auch über Leute, von deren Existenz ich gar nichts weiß, ihre Lebensumstände nicht kenne und ihre Sprache nicht verstehe. Doch ich weiß, was sie denken und fühlen.«
    Sie sah sich die Skizze wieder an. »Was ist jenseits dieses Punktes?« fragte sie und zeigte auf die Spitze des Trichters. »Was geschieht, wenn du bis ganz ans Ende dieses Weges gehst?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Es

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