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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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konntest, mich auf den richtigen Weg zu bringen. Besonders, da ich ein Messer hatte. Vergiß nicht die Geschichte, daß ich dich gezwungen habe, mit mir zu kommen. Und sprich von einem Messer, nicht von einer Pistole. Ein Messer ist noch perverser, findest du nicht? Und außerdem halten sie viel von Leuten, die schießen. Bei Messern denken sie automatisch an Verrückte.«
    »Ich habe dich nicht für verrückt gehalten«, sagte sie. »Ich habe mich dafür gehalten.«
    »Aber gerade hast du doch gesagt, so etwas gäbe es gar nicht.«
    »Ich weiß. Deshalb habe ich ja gedacht, ich wäre wahnsinnig. Ich habe zwei völlig getrennte Denksysteme unterhalten, die sich widersprachen. Das ist kein annehmbares Verhalten.«
    Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Okay, in der Art mußt du mit ihnen reden, und erzähl viel von Verhalten und meiner Abartigkeit und all diesem Zeug. Und wenn du dich mit irgend etwas nicht auskennst, versuche es zu umgehen, doch wenn du zufällig etwas erwähnst, auf dem sie herumhacken, dann sage einfach, daß du nur meine Worte wiederholst.«
    »Aber das ist die Wahrheit. Und die werden sie mir nie glauben.«
    »O Gott«, sagte er verzweifelt, »dir steht eine schlimme Zeit bevor.«
    »Am besten gehe ich mit dir, und wir verstecken uns gemeinsam irgendwo.«
    »Wenn du nur nicht so groß und so schön wärst. Niemand, der dich einmal gesehen hat, kann dich je vergessen. Nein, wir müssen es auf meine Art versuchen. Du erzählst ihnen die Wahrheit, nur die Sache mit der Gewaltanwendung fügst du hinzu. In so eine Masse Wahrheit kann man schon eine kleine Lüge einbetten, nicht wahr?«
    Sie war verdutzt über die Richtung, in die ihr Gespräch gelaufen war. Sie hatte am Anfang versucht, ihn zu überreden, daß er sich von ihr bei seinen Experimenten mit diesem Jenseits oder was auch immer helfen ließ, doch er wollte über nichts anderes sprechen als über ihre Sicherheit. Sie war nicht in Gefahr, nicht unbedingt, aber er war es. Und die Gefahr, die auf ihn lauerte, war handfest, und es ging nicht nur darum, ihm die Flausen unter seinem schönen roten Haar auszutreiben. Sie streckte die Hand aus und fuhr leicht darüber; sie fragte sich, wie sie je hatte behaupten können, er sei häßlich.
    »Ich werde dich Tag und Nacht rufen«, sagte sie. »Mein ganzes Leben lang, wenn es sein muß.«
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. Sie küßte ihn. »Laß uns das Angelzeug holen! Noch einen Tag Urlaub, bevor wir uns mit der Welt auseinandersetzen müssen.« Er ging zur Tür. »Sieh mal, der Nebel löst sich auf.«
     
    »Der Nebel löst sich auf«, sagte Trigger Happy zufrieden. Im nächsten Moment verwandelte sich seine Zufriedenheit in grimmige Wut. Er sah nach vorn, wandte dann langsam den Kopf, um die anderen Richtungen in Augenschein zu nehmen, und hatte das Gefühl, von der ganzen gottverdammten US-Marine umringt zu sein. Küstenwachfahrzeuge, Landeboote, Kähne, für die er die richtige Bezeichnung nicht kannte. Sogar ein gottverdammter Zerstörer!
    Sie hatten sich um sechs Uhr fünfundvierzig bei der Jacht getroffen, und Trigger Happy hatte bereits gewußt, daß der Tag nichts Gutes bringen würde. Das Boot war zu klein, das war das erste, und zu sehr auf Hochglanz poliert, und irgendwie aufreizend, vielleicht sogar so etwas wie verrucht, was er jedoch nicht näher hätte beschreiben können. Er betrachtete Morris Pitts, der zur Begrüßung auf sie zugekommen war. Er machte einen allzu fröhlichen Eindruck, das Glitzern in seinen Augen war allzu hell. Gefährlich, dachte Trigger Happy. Er war überrascht. Er hatte in Morris Pitts nichts anderes gesehen als einen Playboy, der hin und wieder Räuber und Gendarm spielt, wenn er Lust dazu hatte. Aber an diesem Morgen erkannte er, daß er auch gefährlich war. Nachdem das Aktionszentrum auf seine Jacht verlegt worden war und er die Leitung hatte, weil er nun mal der Kapitän des Bootes war, hatte er sich gewandelt. Das, was Trigger Happy als unterschwelligen Ehrgeiz gespürt hatte, war an die Oberfläche gekommen.
    Morris Pitts brüllte seinem Schiffsmaat zu, daß er an Deck kommen sollte, und stellte ihn vor: Ron Ellington, ein schwerfälliger Mann, der sie alle aufmerksam ansah und dann hinter der Tür zum Steuerhaus verschwand. Bevor sich die Tür schloß, erhaschte Trigger Happy einen Blick auf eine Reihe von Gerätschaften, die ihn sofort beruhigten – Monitore, Armaturenbretter voller Knöpfe, Computer und wer weiß noch alles, von dem er keine

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