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Verrückte Zeit

Verrückte Zeit

Titel: Verrückte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Wilhelm
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zumindest mit Neigungen in dieser Richtung. Die Sorte war bekannt. Morris konnte sie auf die Matte legen, aber nicht so schnell, daß sie Verdacht schöpfte. Die Sache mußte ein paar Tage lang heranreifen.
    Während Morris dastand und dem gelben Toyota nachsah, der hinter einer Ecke verschwand, wußte er, daß ein Tag dafür reichen würde.
     
    Lauren stellte den letzten ihrer Blumentöpfe auf die Fensterbank und nickte anerkennend über ihr Werk. Nicht schlecht, fand sie. Und in ihrem Büro wäre so etwas auch nicht schlecht. Plötzlich fiel ihr auf, daß sie sich nicht an einen einzigen Patienten von gestern, Freitag, erinnern konnte. Sie hatte sich im Schockzustand befunden, dachte sie, und hatte den ganzen Tag in ihrem eigenen Nebel verbracht. Jetzt merkte sie, daß sie wieder an den kleinen rothaarigen Mann dachte, und sie erinnerte sich, daß sie eigentlich Zeitungen hatte kaufen wollen, um zu sehen, ob eine davon etwas von dem Verschwinden berichtete. Morgen, beschloß sie, würde sie die Pflanzen mit ins Büro nehmen, jedenfalls wenigstens drei davon, und zwar die beiden scharlachroten Töpfe und einen von den aquamarinblauen. Dann würde sie das Band in ihrem Gerät noch einmal ablaufen lassen, um zu hören, was sie gesagt hatte und was ihre Patienten gesagt hatten. Sie würde zum Zeitungskiosk gehen, Zeitungen kaufen und am Nachmittag zu Hause bleiben, für den Fall, daß Morris anriefe.
     
    Im gleichen Moment goß Colonel Trigger Happy Musselman Scotch für zwei Offiziere und einen Beamten vom FBI ein. Die Wissenschaftler waren eine halbe Stunde zuvor gegangen, nach einer dreistündigen Besprechung.
    »Meiner Meinung nach«, sagte Trigger Happy, »haben diese beiden Trottel nicht die blasseste Ahnung, was passiert ist. Jemand hat sich in ihren Computer eingemogelt und im Programm herumgepfuscht, und jetzt reißen sie sich den Arsch auf, um herauszufinden, wer und wie. Okay. Das ist dieser Teil der Geschichte. Früher oder später werden sie fündig werden. In der Zwischenzeit möchte ich, daß alle Personen, die je Zugang zu diesem Gebäude hatten, überprüft werden, einschließlich dieser beiden Klugscheißer. Klar? Und die ganze Belegschaft dieser Klinik, der Waycross-Klinik, ebenso wie dieser kommunistische Künstler, Corky, und sein Bekanntenkreis.«
    Jetzt ergriff der FBI-Beamte das Wort. Er war in den Sechzigern, mit silbernem Haar, von aristokratischem Aussehen und abweisendem Gebaren. Wenn er einen mit seinem Blick durchbohrte, war das, als ob man von zwei Eiszapfen aufgespießt würde. »Colonel«, sagte er. »Ich habe mir die Karikaturen angesehen und kann nicht ganz nachvollziehen, warum Sie ihn als Kommunisten etikettieren. Liberal, allzu liberal, links von der Mitte, das gewiß, aber ein Kommunist? Wir haben nicht das geringste über ihn in unseren Akten.«
    Trigger Happy machte ein finsteres Gesicht. »Zum einen erschien er genau in dem Moment auf der Bildfläche, als der wichtigste Test des Jahrhunderts stattfinden sollte. Warum? Wieso wußte er davon? Ich habe seine Zeichnungen durchgesehen, und glauben Sie mir, links von der Mitte beschreibt seinen politischen Standpunkt nicht richtig. Warum hat dieses Mädchen Steele geleugnet, daß sie ihn kennt? Erinnern Sie sich, Sir, sie hat ihn angeblich in einer blauen Wolke verglühen sehen. Wem, glauben Sie, will sie das auf die Nase binden? Was wird man daraus machen? Corcoran – Corky – hatte siebenundzwanzig Dollar auf dem Konto, er hatte einen Teilzeitjob bei irgendeiner Klitsche. Was hatte er in einer vornehmen Gegend wie jener zu suchen?«
    »Laut Polizeibericht«, sagte der silberhaarige Mann, »wollte ihn seine Freundin zum Flughafen fahren, als sie die Nebeldurchsage im Radio hörten und so weiter. Ich sehe darin nichts Bedrohliches, Colonel. Das gleiche war bei vielen anderen Leuten der Fall.«
    »Das ist der springende Punkt«, hakte der Colonel ein. »Er wußte über den Nebel so rechtzeitig Bescheid, daß er die ganze Reise hätte absagen können. Doch er schlug vor, daß sie in dieses Firmenviertel fuhren und dort dieses spezielle Restaurant besuchten, wo er die Verabredung mit der Steele hatte. Er wurde seine Freundin los, und er und die Steele gingen zu dem Gebäude, in dem ihr Büro ist.«
    Er schwenkte beim Sprechen den Scotch unaufhörlich im Glas herum. Dann kippte er den letzten Schluck hinunter und setzte das Glas hart ab. »Mir gefällt das nicht. Mir gefällt das ganz und gar nicht. Irgend etwas ist faul an diesem

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