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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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hopste.
    O’Hara wirft ihren Becher in einen Abfalleimer und geht. Vorbei an Malmströmers Kellerwerkstatt und dem Fenster einer Wahrsagerin und immer weiter bis zur Lafayette Avenue. An St. Mark’s weicht sie den Skatern am Cube aus und geht an der Ecke Broadway und Eighth zur U-Bahn runter. Als sie auf einer zur Abschreckung von Obdachlosen absichtlich ungemütlichen Bank wartet, bricht irgendein Verrückter am anderen Ende des Bahnsteigs in wilde Schimpfereien aus. Jeder seiner Ausbrüche dauert ungefähr zwanzig Sekunden, dann beruhigt er sich kurz und redet sich anschließend erneut in Rage. O’Hara hört sich das ein Dutzend Mal an, bis ein Zug der Linie R eintrifft.
    Vier Haltestellen später steigt sie am Times Square aus. Anders als im Village strömen hier New Yorker und Touristen durcheinander. Die Einheimischen gehen schweigend ihrer Wege. Die Touristen sind in aufgeregten Gruppen unterwegs und plappern in ihrer jeweiligen Landessprache. O’Hara lässt sich vom Strom mitreißen, bewegt sich kaum aus eigenem Antrieb, bis sie anderthalb Meter vor sich die Treppe und den Rücken eines großen Rothaarigen mit Gitarrenkoffer und einem winzigen Verstärker sieht und kapiert, dass es Axl ist.
    Die Stufen führen in ein Zwischengeschoss, links befindet sich ein kleiner Zeitungsladen. Innerhalb des ausgedehnten unterirdischen Archipels beansprucht er eine eigene Ebene, schwebt zwischen den Gleisen Richtung Queens, woher sie gerade kommt, und den Fußgängerunterführungen, die zu den Linien 1, 2 und 3 sowie 1, C, und E führen. Kurz vor dem Geländer, mit Blick auf die Gleise, stellt Axl seine Gitarre und seinen Verstärker ab, und O’Hara versteckt sich hinter einer Säule.
    Als sie erneut hinsieht, kniet Axl vor seinem Verstärker, schließt seine alte Fender an, fummelt an ein paar Knöpfen herum und schlägt lässig ein paar Akkorde an, als befände er sich alleine in seinem Zimmer und würde eine Melodie suchen. Von den Gleisen unten hört man kreischende Bremsen und eine Frauenstimme vom Band: » Das ist ein Zug der Linie R nach Queens. Nächster Halt ist… Forty-Ninth Street. «
    Während Passanten vorbeiströmen, erkennt O’Hara den Anfang von » Walk this Way « von Aerosmith, und trotz ihrer riskanten Position muntert das Riff sie auf, genauso als wäre sie zufällig im Radio drauf gestoßen oder jemand anders hätte es an der Jukebox gewählt. Auf die drei jungen Skater hat es dieselbe Wirkung. Als Axl zum Refrain kommt, mit einem Wah-Wah-Pedal Steven Tylers Gesang nachahmt, legt er die Hand auf die Hüfte und trägt pantomimisch auf der Stelle stolzierend gespielte urbane Arroganz zur Schau. Mitten in der zweiten Strophe fährt erneut ein Zug ein. Anstatt mit dem Lärm zu konkurrieren, hört Axl auf und unterhält sich mit den Skatern, pflegt sein kleines Publikum, hält es bei Laune. Als es wieder ruhiger wird, erreicht er mit Stevie Wonders » Living for the City « noch ein paar Reisende mehr. Anschließend noch einmal mit » I Love Rock’n’Roll « von Joan Jett.
    O’Hara ist beschämt, ihren eigenen Sohn beim Musizieren in der MTA zu erwischen, noch dazu an einer so ungünstigen Stelle. Gleichzeitig ist ihr bewusst, wie viel Mumm man braucht, um vor eiligen Passanten eine Gitarre auszupacken und drauflos zu spielen. Sie selbst würde so was in einer Million Jahren nicht fertigbringen, nicht mal unter Androhung von Waffengewalt, aber Axl schon. Er ist gut, und was er macht, macht ihm Spaß, das merken die Leute. Seine Musik hat eine entspannende Wirkung, und die Umstehenden haben Lust zu bleiben. Nach jedem Song sind mehr Leute dazugestoßen als weggegangen. Tatsächlich ist die Stelle, die er sich ausgesucht hat, auch gar nicht so schlecht. Es ist einigermaßen hell hier, und dank der gekachelten Wände, einer Errungenschaft aus den Achtzigerjahren, als die Stadt noch im Geld schwamm, ist die Akustik hervorragend. Und natürlich ist sie auch mit seiner Auswahl an Coverversionen einverstanden. Vielleicht ist das gar keine so schlechte Entwicklung, sagt sie sich. Vielleicht klappt das ja alles doch noch.
    » Ich muss euch was sagen « , erklärt Axl, als wieder einmal Züge einfahren. » Falls jemand in Versuchung geraten sollte, mir das Geld aus dem Hut zu klauen, meine Mom ist bei dem NYPD . Sie ist Detective der Mordkommission. Ehrlich jetzt. In der Mordkommission gibt’s nicht viele Frauen. Als ich zur Welt kam, war sie jung und verrückt. Das ist sie immer noch, aber das steht auf

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