Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
Vom Netzwerk:
sie so schwach gewesen? Sie hätte es wissen müssen - das erste Mal, als sie in diese bestechend dunklen Augen blickte, hätte sie wissen müssen, dass sie sich mit dem Bösen eingelassen hatte.

Kapitel 8

    Der Wecker klingelte, Sara schreckte hoch. Gegen 2 Uhr war sie auf der Couch aufgewacht – geplagt von schlimmen Rückenschmerzen. Sie war ins Bett gekrochen und seitdem nur noch in einer Art Halbschlaf gewesen. Sie schaute auf die Uhr, die neben dem Bett auf einem kleinen Beistelltisch stand. 6 Uhr. Sie stellte den Schlummer-Modus ein und drehte sich noch mal um. Es wurde aber nicht besser. Als der Wecker um 6.15 Uhr erneut klingelte, musste sie sich zwingen, aufzustehen. Mit steifen Gelenken stieg sie aus dem Bett. Draußen war es noch dunkel, sie knipste das Licht an. Wie jeden Morgen band sie sich ihre blonden Haare zu einem Zopf zusammen. Früher trug sie ihre Haare gerne offen, aber seit fast einem Jahr war sie nicht mehr beim Friseur gewesen und dementsprechend sahen die Haare auch aus. Der dunkle Ansatz sprang jedem ins Gesicht, auch wenn es nur Strähnen waren. Selbst Noah hatte sie schon darauf angesprochen, warum sie zwei Farben im Haar trug. Sie schmunzelte, als sie an Noahs Worte denken musste.

    Bevor sie ins Bad ging, machte sie die Kaffeemaschine in der Küche an und regte sich wieder einmal über ihren Nachbarn auf, der plötzlich laute Technomusik aufdrehte. Wie so oft, musste er gerade von seinem nächtlichen Clubgang gekommen sein. Sie schlug heftig gegen die Wand. „Du Penner, hier wohnen auch noch andere! Mach das Ding leiser oder ich komm rüber.“ Die Musik wurde kaum spürbar leiser gemacht, aber Sara betrachtete das als Teilsieg. Bevor sie unter die Dusche ging, machte sie das Radio an, dann ließ sie den kalten Wasserstrahl auf ihren Körper prasseln, dabei fühlte sie sich wieder einigermaßen lebendig. Tropfnass stieg sie aus der Kabine und trocknete sich mit einem frischen Handtuch ab, bis ihre Haut kribbelte. Während sie sich mit der Body-Lotion einrieb, lauschte sie dem Radioprogramm. Sie suchte schließlich einen Sender mit Nachrichten. Vergebens. Sie knipste das Radio genervt wieder aus. Stille. Während sie sich im Spiegel betrachtete, überlegte sie kurz, ob sie etwas Puder auflegen sollte – tat es aber nicht. Sie putzte sich die Zähne, nahm Deo und ging in ihr Schlafzimmer, wo sie wie jeden Morgen verzweifelt vor ihrem Kleiderschrank stand. Sie war geschockt von den Sachen, die dort hingen. Eine Boutique hatte sie seit Jahren nicht mehr von innen gesehen. Ihre Wahl fiel schließlich auf eine Jeans und einen schwarzen V-Pulli. „Wie aufregend“, sagte sie leise vor sich hin. Der Kaffee war fertig, sie machte sich schnell eine Tasse und trank diesen eilig aus, zog ihre Turnschuhe an und eilte nach draußen.

    Kurz nach 7 Uhr saß sie im Auto. Der frühmorgendliche Nebel hatte die Stadt noch voll im Griff und hing zwischen den Häusern und Bäumen. Sara hatte vor, sich unterwegs ein Brötchen zu besorgen. Den Gedanken verwarf sie aber schnell wieder, als sie auf die Uhr guckte. Sie wollte vor der Besprechung um 8 Uhr noch kurz ihre Unterlagen ordnen. Chief Miller legte viel Wert auf genaues Arbeiten, dazu gehörte auch ein geordnetes System. „Wäre ich doch nur wie Lilly“, schnaubte Sara, als sie im Department ankam. „Sie hat ihre Notizen wahrscheinlich alphabetisch abgelegt.“ Sara parkte ihren Wagen vor dem Revier und eilte die Treppen in den 3. Stock hinauf. Das war ihr morgendlicher Frühsport. Ihre Schritte hallten durch den leeren Gang. Oben angekommen, stellte sie als erstes die Kaffeemaschine an, noch bevor sie zu ihrem Platz ging. Sie nahm eine Tasse aus dem Schrank und setzte sich an ihren Schreibtisch. Die anderen aus ihrem Team waren noch nicht da, was sie wunderte, denn Shawn war eigentlich immer der Erste, der kam und der Letzte, der ging. Das Büro war ein Großraumbüro. Sara hatte aber ihren eigenen Schreibtisch, ohne dass ihr jemand gegenüber saß. Darauf hatte sie bestanden. Cruz und Lilly teilten sich einen Schreibtisch, Shawn saß auch allein. Sara knipste das Licht der kleinen Stehlampe auf ihrem Tisch an und breitete alles aus, was sie gestern aufgeschrieben oder gesammelt hatte. Es war nicht sehr viel. Seitdem Lilly in ihrem Team war, hatte sie das Mitschreiben von Vernehmungen nahezu eingestellt. Von den Dingen, die nun vor ihr lagen, war genaugenommen nur das Bild von Bryan von Bedeutung, das sie ohne Erlaubnis von dem Sideboard im

Weitere Kostenlose Bücher