Verschleppt
24 Stunden am Tag Polizistin. Das bedauerte Sara zutiefst, aber sie konnte nicht anders. Mit seinem Tod wurde alles noch schlimmer, besonders ihre Mutter litt sehr unter seinem Tod. Das spürte Sara all die Jahre. Dana Webber machte seinen Job dafür verantwortlich, dass sein Herz nicht mehr mitmachte. Und wahrscheinlich hatte sie recht. Umso mehr sorgte sich die Mutter jetzt um ihre Tochter. Sie rief sie ständig an und mahnte Sara, nicht soviel zu arbeiten. Sara beruhigte sie immer wieder – mit Erfolg, wie sie hoffte. Mittlerweile lebte ihre Mutter in 2. Ehe mit einem Börsenmakler in Miami zusammen. Sie war glücklich und das freute Sara. Zu Weihnachten wollte sie ihre Mutter in Miami besuchen, das hatte sich Sara fest vorgenommen.
Und da war noch ihre Schwester, Jane. Sie hatten schon immer ein schwieriges Verhältnis zueinander. Seit der Trennung von Matt sprach Jane kaum noch ein Wort mit ihr. Ihre Schwester machte sie für alles verantwortlich und warf ihr auch gerne vor, Noah zu vernachlässigen. Jane war Ende 30 und lebte mit ihrem Mann Rick und ihrer Tochter Mia in Los Angeles. Mia war 17 Jahre alt und eine absolute Vorzeigetochter, so stellte sie Jane zumindest dar. Sie führte eine tolle Ehe mit Rick, der ein angesehener Professor an der Universität in L.A. war. Sara wäre gerne eine bessere Tante für Mia gewesen, aber ihre Schwester machte ihr das nahezu unmöglich. Sie hatte die Augen geschlossen, als sie plötzlich von der Uhr am Backofen aus ihren Gedanken gerissen wurde. Sie stand auf, machte sich ihre Pizza fertig, schenkte sich noch ein Glas Wein ein und setzte sich wieder auf die Couch. Doch bevor sie die Hälfte der Pizza aufgegessen hatte, fielen ihr die Augen zu. Sie wusste, dass auch morgen ein anstrengender Tag werden sollte. All ihre Hoffnung setzte sie in das Phantombild.
Kapitel 7
Lilly hörte ein Geräusch und schlug die Augen auf. Sie befand sich völlig im Dunkeln. Sie spürte ihren eigenen Puls hämmern, ihr Herz schlug wie wild unter ihrem Trägertop. Was hatte sie aus ihrem Tiefschlaf gerissen? War da ein Geräusch in ihrer Wohnung, etwa Schritte? Lilly griff nach ihrer Waffe, die sie seit geraumer Zeit unter ihrem Kopfkissen hatte. Sie hatte Angst, auch nur einen Muskel zu bewegen. Sie erstarrte, ihren Atem hielt sie an. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und nahm all ihren Mut zusammen, das Licht anzuknipsen. Nichts. Da war rein gar nichts.
Lilly wusste, dass sie fortan kein Auge mehr zumachen könnte, also stand sie auf. Sie ging nur auf Strümpfen über den grauen Teppich durch das Wohnzimmer in ihre Küche. Es war angenehm kühl in der Wohnung, dank der zentralen Klimaanlage. Über ihre kurze Schlafshorts und dem Top hatte sie noch eine lange Strickjacke gezogen. Sie vergewisserte sich erneut, ob sie die Haustür verriegelt hatte. Jedes einzelne Zimmer ging sie ab und kontrollierte, ob alle Fenster verschlossen waren. Der feste Griff der Verzweiflung hatte sie umschlungen und sie wusste nicht, wie sie sich in diese Situation hatte bringen können. Sie setzte sich an ihren Esstisch, die Kaffeetasse fest umgriffen. Auf dem Herd stand noch das Essen von gestern Abend, das sie mühevoll zubereitet hatte. Als es fertig war, hatte sie aber letztendlich keinen Bissen runter bekommen. Es war, als hätte sie etwas in ihrem Hals stecken gehabt, das auch durch keine zwei Gläser Wein weggespült werden konnte. Draußen war es noch dunkel, es herrschte eine schwermütige Stille. Sie starrte auf ihre Tasse Kaffee, die bis zum Rand noch voll war. Sie ließ ihr Gesicht in die Hände sinken. Zunächst blieb sie still. Es schien, als hätte sie ihre Hoffnungslosigkeit so lange in sich eingeschlossen, dass nichts den Verschluss hätte aufbrechen können. Doch nun begannen ihre Knie zu zittern. Ihr war klar, dass sie sich irgendwann in jüngster Vergangenheit für den falschen Weg entschieden hatte. Eine sonderliche gute Menschenkenntnis hatte sie noch nie besessen, das sagte ihre Mutter schon immer. Da war ihr aber nicht bewusst, dass dieses Dilemma ihr einmal zum schlimmen Verhängnis werden würde. Lilly hatte Angst. Ein bedrohliches Gefühl hatte sich in ihre Brust gebohrt und dort eingenistet. Sie atmete schwer und abgehakt. Was sollte sie tun? Sollte sie sich Sara anvertrauen? Vielleicht konnte sie ihr helfen! Nein, was sollte sie schon tun, niemand konnte ihr helfen. Lilly fing an zu weinen, sie hämmerte mit den Fäusten gegen ihre Schläfen. Wie konnte das passieren? Warum war
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