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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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Hause der Familie Gore entwendet hatte. Lilly und Cruz kamen ins Büro. Wenn Cruz nicht schwul wäre, könnte man meinen, die beiden hätten was miteinander, dachte Sara. „Guten Morgen, Sonnenschein“, Cruz kniepte Sara zu. Sara verdrehte nur die Augen. „Halt die Klappe, Cruz.“ Lilly lachte und ging weiter zu ihrem Schreibtisch. Die Kaffeemaschine piepste. Sara stand auf und füllte sich ihre Tasse.

    Chief Miller ging schnellen Schrittes an ihnen vorbei, in der Hand die Zeitung von heute. „In zehn Minuten im Besprechungsraum.“ Mehr sagte er nicht. Er wirkte gestresst und verschwand eilig in seinem Büro, das in einem separaten Raum war. Er schloss die Tür. Sara mochte Miller nicht. Er neigte zu Wutausbrüchen und setzte sie oft unter Druck, insbesondere bei diesem Fall. Sara guckte verärgert auf ihre Uhr. „Wo zum Teufel ist Shawn? Es ist kurz vor 8 Uhr.“ Lilly kam zu ihr und drückte ihr fünf Zettel in die Hand. „Was ist das, Lilly?“, fragte Sara verwundert. „Der Stand der Ermittlungen“, entgegnete Lilly. Sara warf einen Blick drauf. Sie fasste es nicht, Lilly hatte für jeden ein Handout gemacht mit allen wichtigen Fakten. Sara fing langsam an, Lilly zu lieben. „Danke dir.“ Lilly nickte nur. Chief Miller kam aus seinem Büro und ging ins Besprechungszimmer. Alle folgten ihm kommentarlos. Das Besprechungszimmer war eigentlich mehr eine Abstellkammer. Für mehr reichte das Budget angeblich nicht, aber der Raum war ausreichend und zweckdienlich. Ein Tisch und mehrere Stühle standen darin. Cruz hatte die Deckenlichter eingeschaltet, die jedoch eine bedrückende Helligkeit verbreiteten. Am Kopfende des Raumes, wo Miller sich in diesem Moment positioniert hatte, ragte ein Flipchart hervor – an dem die Bilder der entführten Kinder hingen, deren Gesichter sich in den Gedächtnissen der Ermittler förmlich eingebrannt hatten. Die Aufnahmen der Kinder waren durch Linien miteinander verbunden. Darunter standen weitere Namen; die der Eltern, der Lehrer, der Freunde sowie Daten und Orte. Zwischen diesen Schlagworten waren noch keine Verbindungslinien gezogen. Es gab einfach keine Verbindung zwischen den Opfern. Ganz unten hing eine Karte von San Diego, darauf war mit Kreuzen vermerkt, wo die Kinder verschwunden waren. Ein Edding lag bereit, um den verbliebenen Platz mit neuen Fakten, Ergebnissen, Verknüpfungen und Thesen zu füllen. Die Luft war erdrückend und es schien, als wäre seit Tagen nicht mehr gelüftet worden. Sara öffnete ein Fenster. Alle nahmen Platz, nur Shawn fehlte weiterhin. Chief Miller ignorierte diese Tatsache und begann. „Guten Morgen. Bitte einen kurzen Stand der Dinge!“ Miller hatte einen viel zu großen Anzug an und die Krawatte passte nicht zu dem Rest. Er wirkte zerstreut. Sara wollte ansetzen, dann sagte sie: „Das macht Lilly heute.“ Lilly wirkte etwas überrumpelt, fühlte sich aber geehrt und legte los mit einer kurzen Zusammenfassung der Ermittlungen. Sie hatte die volle Aufmerksamkeit ihrer Kollegen. Sara verteilte die Handouts und heftete ein Bild von Bryan an den Flipchart und schrieb seinen Namen darunter. Miller ignorierte Sara, mit gerunzelter Stirn sah er Lilly an und setze seine Lesebrille auf, als er ihren Bericht in die Hand nahm und ihren Ausführungen folgte. Als Lilly ihren Bericht beendete, nickte Miller. „Wie geht es weiter?“, erkundigte er sich ungeduldig und nahm die Brille ab. Sara übernahm. „Als Nächstes wird ein Phantomzeichner zu Frau Gore fahren und zusammen werden sie ein Phantombild von dem Unbekannten aus der Reinigung anfertigen. Wir hoffen, dass uns das ein ganzes Stück weiterbringt.“

    Miller hielt kurz inne, dann stand er auf. „Sehe ich das richtig, dass alles, was wir haben, ein Fremder aus einer Reinigung ist? Das ist doch wohl nicht euer Ernst?“ Sara wollte etwas sagen, doch Miller schnitt ihr das Wort ab. „Lasst dieses Bild anfertigen, aber sucht genauso den Ehemann und geht nochmal allen Hinweisen aus der Öffentlichkeit auf den Grund. Wir übersehen etwas. Es ist da, wir müssen es nur sehen. Geht an die Arbeit und konzentriert euch nicht nur auf diesen Fremden. Haben wir uns verstanden?!“ „Aber Sir“, Sara wollte antworten. Miller sah sie streng an und seine blauen Augen fixierten sie gereizt. Er hielt die Zeitung hoch, auf dem Titel prangerte die Headline: Wieder ein Kind entführt! Unfähige Polizei tappt seit Monaten im Dunkeln! So wird es gemacht. Punkt. Die Presse sitzt mir jeden Tag im

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