Verschleppt
Pfanddosen. Er zog zumindest einen Sack mit einem scheppernden Geräusch hinter sich her. Er verschwand aus Saras Blickfeld. Sie betrachtete das Haus von Spencer. Es war genauso hässlich wie das von Mr. Roland. Eine Atmosphäre der Verwahrlosung lag in der Luft und der Verfall hing wie ein Schleier über den Häusern. Sara stellte sich vor, wie heruntergekommen es innen wohl aussah und ob die entführten Kinder womöglich im Keller gefangen gehalten wurden. Sie verwarf den Gedanken und machte kurz die Augen zu. Plötzlich zuckte sie zusammen. Es war ihr, als hätte sie einen Blitz gesehen. Sie blickte sich um, in alle Richtungen. Zur Sicherheit verriegelte sie die Türen von innen. Sie beschlich sofort das ungute Gefühl, beobachtet zu werden. Genauso wie gestern Morgen vor dem Haus der Familie Gore. Ihr Blick war schlagartig wachsam. Sie blickte sich um und suchte Shawn, aber auch von ihm war nichts zu sehen. Sie legte ihre Hand an ihre Pistole, die sie am Gürtel trug. Sie war nervös. Sie hörte ihren eigenen Atem, der immer schneller ging. Plötzlich wieder ein Geräusch, sie erkannte einen Schatten im Blickwinkel. Jemand war an der Beifahrerscheibe. Sie riss ihren Körper rum und richtete ihre Pistole genau in die Richtung.
Kapitel 15
Shawn starrte sie entgeistert an und riss sofort seine Arme nach oben. Er erschreckte sich genauso wie Sara. Sie atmete erleichtert auf und öffnete die Tür. „Bist du wahnsinnig? Du hast mich zu Tode erschreckt. Hast du jemanden gesehen am Auto?“, fragte sie ihren Kollegen, der schnell einstieg. Er schüttelte den Kopf. In seiner Hand zwei dampfende Kaffeebecher, die zum Glück einen Deckel hatten, sonst hätte er alles verschüttet. „Nein, warum? Was ist denn los?“ „Ach, nichts. Vergiss es. Meine Nerven spielen mir mal wieder einen Streich.“ Shawn reichte ihr einen Kaffeebecher. Außerdem hatte er eine Tüte mit Sandwiches dabei. Diese legte er zu seinen Füßen. „Na, dann mal Prost!“, er streckte Sara seinen Becher entgegen und Sara prostete widerwillig mit ihm an. Ihre Hände zitterten noch ein wenig, aber das registrierte nur sie selbst. „Tut das gut“, sagte Shawn zufrieden, als er einen Schluck aus dem Becher nahm. Er suchte sein Handy raus. „Ich lass den Typen schon mal überprüfen. Mal gucken, vielleicht finden die Kollegen ja was.“ Shawn wählte die Nummer des Departments. Er wartete kurz. „Hallo, Doug! Ich bin es, Shawn. Tust du mir einen Gefallen und überprüfst einen Kerl namens James Spencer, wohnhaft Lorraine Drive 17, El Cajor. Vorstrafen, das Übliche halt. Danke dir!“ Shawn klappte sein Handy wieder zu. „Na, da bin ich ja mal gespannt“, sagte Sara. Auch Shawn ließ sich in den Sitz zurückfallen. „Das kann eine lange Nacht werden.“
„Darf ich?“ Shawn hielt Sara eine Zigarette hin. „Na gut, ausnahmsweise ja“, sagte sie trocken. „Das ist normalerweise ein Nichtraucher-Auto“, fügte sie streng hinzu. Er grinste. „Auch eine, Boss?“ Sara schüttelte den Kopf. „Nein, den Scheiß hab ich mir abgewöhnt. Ich möchte nicht so enden wie Mr. Roland!“ Shawn zuckte mit den Schultern. „Na gut, dann nicht.“ Er trank seinen Kaffee aus, stellte ihn neben die Tüte bei seinen Füßen ab, öffnete das Fenster einen kleinen Spalt und zündete sich die Zigarette an. Er nahm einen langen Zug und schien sich sichtlich zu entspannen. „Sollen wir reingehen?“, fragte Sara plötzlich. Shawn schaute sie entgeistert an. „Bist du wahnsinnig? Auf Basis der Aussage dieses alten Herrn können wir noch nicht mal mit Gewissheit sagen, ob es sich um den Typen auf dem Phantombild handelt. Und selbst wenn, dieser wird als Zeuge und nicht als Verdächtiger gesucht. Deine Worte, Sara. Schon wieder vergessen?“, belehrte Shawn seine Chefin. Sara hob abwehrend die Hand. „Ist ja schon gut, ich sehe es ein! Wir warten erst mal ab.“ Darauf folgte ein langes, kaum erträgliches Schweigen. Sara nippte immer wieder an ihrem Kaffee und Shawn rauchte seine Zigarette. Keiner schaute den anderen an. Sara war es unangenehm, sie überlegte, was sie sagen könnte.
„Wie geht es eigentlich deiner Tochter?“, fragte Sara plötzlich. Sie selbst schien erstaunt über ihre Frage. Auch Shawn schaute sie fragend an. „Hm. Besser. Danke der Nachfrage. Sie hat eine Erkältung. Nichts Schlimmes. Sie kann aber morgen wieder in den Kindergarten. Ihre Großmutter ist bei ihr.“ Er zog erneut an seiner Zigarette. Sara lächelte. „Schön, das ist
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