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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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schön.“ Beide waren verlegen, sie hatten noch nie ein privates Wort ausgetauscht. „Shawn, hör zu. Es tut mir leid, dass ich dich neulich so angeraunzt habe.“ Sie machte eine Pause. „Lilly hat kurz deine familiäre Situation angesprochen. Ich hatte keine Ahnung. Es tut mir schrecklich leid mit deiner Frau.“ Shawn schaute sie an. „Ist schon gut. Lilly hat mir gesagt, dass sie es dir erzählt hat.“ Er schaute auf den Boden, er wurde ganz ruhig. „Es ist nicht immer einfach. Mal geht es mir besser, mal schlechter.“ Sara holte tief Luft. „Darf ich fragen, was passiert ist?“ Er löste den Blick vom Boden und zog ein letztes Mal an seiner Zigarette. Er hatte sie bis zum Filter runtergeraucht und schnippte sie durch das Fenster nach draußen. „Linda, meine Frau, ist bei der Geburt unserer Tochter gestorben. Das ist jetzt drei Jahre her.“ Seine Unterlippe zitterte leicht. Sara war so überrascht, dass ihr die Worte fehlten. Nichts, was sie hätte sagen können, schien wirklich angemessen. Shawn sprach weiter. „Es sollte der schönste Tag unseres Lebens werden. Wir hatten uns so auf die Kleine gefreut.“ Er lehnte sich zurück. Es schien, als würde er sich in die Vergangenheit zurückversetzen. „Wir hatten es nicht immer leicht. Ich habe viel gearbeitet. Viel zu viel. Wir haben oft gestritten. Auch das Wort Trennung lag öfters im Raum. Dann eröffnete mir Linda, dass sie schwanger sei.“ Shawn lächelte, obwohl seine Augen immer glasiger wurden. Sara umklammerte ihren Kaffeebecher ganz fest mit ihren Händen und hörte ihm aufmerksam zu. Er blinzelte kurz. „Ich war erst geschockt über diese Nachricht. Ich ein Vater? Das machte mir einfach wahnsinnige Angst. Doch dann haben wir viel darüber gesprochen. Ich habe Linda meine Ängste mitgeteilt.“ Seine Stimmte kippte und er drängte Tränen zurück. „Sie hat mir meine Angst nehmen können. Und aus meiner Angst wurde eine unbeschreibliche Freude.“ Sara lächelte betreten, das war sicherer, als etwas zu sagen. „Bis zur Geburt gab es keine Bedenken“, fuhr Shawn fort. „Alles verlief normal. Wir waren regelmäßig bei der Vorsorge. Linda fühlte sich wohl.“ Er rieb sich die Stirn und schaute aus dem Fenster. „Dann war der Tag gekommen. Die Wehen setzten ein. Wir sind sofort ins Krankenhaus und sie kam in den Kreißsaal. Dort wurde es schnell hektisch. Linda hatte unglaubliche Schmerzen. Überall war so viel Blut. Ich wurde immer nervöser. Als ich dann aus dem Kreißsaal gebeten wurde, bekam ich Panik.“ Immer noch sah er Sara nicht in die Augen. Er hielt den Blick gesenkt, als widerstrebte es ihm, das Ausmaß seines Schmerzes zu zeigen. Sara wusste nicht, was sie tun sollte. Sie nahm intuitiv seine Hand, aber sagte weiter nichts. Sie bemerkte nur, dass ihre Wangen anfingen zu glühen. Sie hörte ihm weiter zu. „Ich wartete Stunden draußen, es war ein Alptraum. Dann kam irgendwann der Arzt raus und teilte mir mit, dass es Komplikationen gegeben hatte. Sie hätten versucht, beiden das Leben zu retten. Meine Frau sei aber schließlich an dem hohen Blutverlust gestorben.“ Er stockte. Sara drückte seine Hand fester. „Aber die Kleine hat überlebt. Der Arzt führte mich zu ihr und da lag dieses kleine Wesen in diesem Brutkasten.“ Er hielt kurz inne und rieb sich die Augen. Sogar ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Sie war wunderhübsch. Sah aus wie ihre Mutter. Ich werde diesen Moment nie vergessen. Es war ein Moment voller Tragik und Glück.“ Er holte Luft und schaute das erste Mal seit der Erzählung wieder Sara an. Es schien, als wäre er wieder im ‚Hier und Jetzt’ angekommen. Er räusperte sich. „Oh Sara, entschuldige. Ich wollte dich hier nicht volljammern.“ Sara schüttelte nur den Kopf. Ihr standen Tränen in den Augen. „Shawn, das ist alles so schrecklich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Sie klang bestürzt. Er schaute sie an. „Du musst gar nichts sagen. Danke, dass du mir zugehört hast. Das tat gut. Ich habe lange nicht mehr darüber gesprochen.“ Er schaute sie an. „Es geht mir mittlerweile wieder besser. Lindas Mutter hilft mir. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Wir ziehen die Kleine quasi zusammen auf.“ Sara nickte. „Woher nimmst du die Kraft, Shawn?“, fragte sie ruhig und bestürzt zugleich, während sie ihn anblickte. Shawn rieb sich den Nasenrücken und hielt einen Moment inne, dann sagte er leise. „Glaub mir, es gibt so viele Momente, in denen ich zusammenbrechen

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