Verschleppt
möchte. Wo ich aufgeben will. Es sind so viele Momente.“ Er stockte abermals. „Aber wenn die Kleine morgens in mein Bett krabbelt und mir ein Lächeln schenkt, dann weiß ich, wofür ich weiterlebe. Die Kleine gibt mir die Kraft. Jeden Tag. In ihr lebt Linda weiter.“ Sara musste ihre Tränen zurückhalten. „Wie heißt deine Tochter?“ Shawn lächelte. „Leila. Sie heißt Leila.“
Sie schwiegen. Sara zündete sich nun auch eine Zigarette an. Shawn schmunzelte, Sara hob abwehrend die Hände. „Sorry, die brauche ich jetzt!“ Shawn zündete sich ebenfalls eine an. Beide kurbelten ihr Fenster runter. „So, jetzt du, Boss. Was macht deine Ehe?“ Sara dachte nach. Ja, was macht eigentlich ihre Ehe?, fragte sie sich selbst. „Gute Frage“, erwiderte sie. Sie zog an ihrer Zigarette. Sie wollte weitersprechen, doch da klingelte Shawns Handy. „Oh es ist Doug, Sekunde.“ Er nahm den Anruf entgegen. „Doug, schieß los!“ Shawn hörte Doug zu und nickte nur. Es war ein kurzes Gespräch. „Alles klar Doug, vielen Dank.“ Shawn klappte sein Handy zu. „Und?“ Sara blickte ihn fragend an. „Na ja, Spencer ist vorbestraft. Mehrmals sogar. Aber nur wegen kleinerer Diebstähle, mehreren Kneipenprügeleien und Drogenschichten. Aber nichts, was auf Pädophilie hinweist.“ Sara seufzte resignierend. Mehr hatte sie eigentlich auch nicht erwartet. „Na großartig. Wir vergeuden hier mit Sicherheit unsere Zeit.“ Sara war genervt. Plötzlich durchschnitt ein Lichtstrahl die tiefe Dunkelheit. „Abwarten“, sagte Shawn und zeigte auf einen Wagen, der sich langsam dem Haus näherte.
Das Auto fuhr vor das Haus von James Spencer und parkte dort direkt unter einer Laterne. Beide warfen ihre Zigaretten aus dem Fenster. „Das muss er sein“, flüsterte Sara, als ob sie Angst hätte, Spencer könnte sie hören. Sara und Shawn waren angespannt. Ein Typ stieg aus, der nur schemenhaft zu erkennen war. Von der Statur und Größe könnte es hinkommen, er trug jedoch eine Mütze, die einen Schatten auf sein Gesicht warf. In Sara keimte dennoch Hoffnung auf, dass Mr. Roland vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte und es sich hierbei um den Typen auf dem Phantombild handelte. Shawn und Sara tauschten einen flüchtigen Blick aus, stiegen langsam aus dem Wagen und gingen Richtung Spencers Haus. Es war kurz nach 1 Uhr. Spencer kramte in seinem Kofferraum herum und zog schließlich eine Tasche heraus. Er klappte die Kofferraumtür zu und Sara stand unmittelbar vor ihm. Er zuckte zusammen. Shawn hielt sich etwas im Hintergrund. „Guten Abend, Herr Spencer! Sara Cooper, Police Department San Diego. Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen.“ Sara hielt ihm ihre Marke hin. Spencer wirkte irritiert und überlegte. Die nächsten Augenblicke spielten sich in Sekundenschnelle ab. Er warf blitzschnell seine Tasche in Saras Arm, diese verlor kurz das Gleichgewicht und wich einen Schritt nach hinten aus. Diese Gelegenheit nutzte Spencer und rannte los. Doch er rechnete nicht mit Shawn, der sofort die Verfolgung aufnahm. „Bist du okay?“, rief Shawn Sara zu. Und während sie nickte und auch schon lossprintete, hatte Shawn Spencer schon fast eingeholt. Spencer lief den Bürgersteig lang, ohne sich umzugucken. „Bleiben Sie stehen!“, rief Shawn ihm mehrmals hinterher. Sara war dicht hinter ihm. Spencer ignorierte die Rufe und sprintete weiter. Shawn machte einen beherzten Sprung und erwischte Spencers Beine. Dieser kam ins Straucheln und fiel hin. Als er wieder aufstehen wollte, stand Sara über ihm und hielt ihm ihre Waffe ins Gesicht. „James Spencer, ich verhafte Sie wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und den Verdacht der mehrfachen Kindesentführung.“ Spencer weitete die Augen. „Bitte, was? Spinnen Sie?“
Kapitel 16
Spencer wurde unmittelbar nach seiner Festnahme zum Verhör aufs Revier gebracht. Sara ließ sein Haus komplett auf den Kopf stellen. Sie wusste nicht, was sie von dieser Sache zu halten hatte. Sara und Shawn standen vor dem Verhörraum, beide mit Kaffeebechern in der Hand. Sie schauten durch eine Scheibe. Das Vernehmungszimmer war klein, damit der Verdächtige unmissverständlich das Gefühl bekam, in der Falle zu sitzen und keine Luft mehr zu bekommen. Luft, genauso wie Hoffnung, war in diesem Raum nämlich eher knapp. Graue Wände, drei Klappstühle und ein Tisch. In der Ecke oben war eine Videokamera montiert. In dem kahlen Raum saß James Spencer, sichtlich nervös. Im gelblichen Schein
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